Heime: 30 Minuten Besuchszeit
Teschl-Hofmeister über den neuen Corona-Alltag in Schulen und der Pflege
NIEDERÖSTERREICH. Interview mit Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister.
Sie sind verantwortlich für zwei Corona-Schlüsselbereiche – fangen wir bei der Pflege an. Was waren die größten Herausforderungen?
CH. TESCHL-HOFMEISTER: Man hat da einen ganz schmalen Grad begangen zwischen dem Bedürfnis nicht allein gelassen zu werden und dabei aber auch nicht gefährdet zu werden. Jetzt, nach der Wiederöffnung, muss man bei einem Besuch einen Mund-Nasen-Schutz tragen und viele Hygienevorschriften einhalten. Dann hat man miteinander 30 Minuten Zeit im Freien oder 15 Minuten drinnen. Das ist zugegebenermaßen wenig, ist aber im Sinne der Sicherheit ein Kompromiss.
Es gab vereinzelt Meldungen aus Österreich, wo ältere Menschen das fast wie eine Inhaftierung empfunden haben – etwa wenn sie nach einem Spaziergang 14 Tage in Quarantäne mussten.
Das mussten sie in Niederösterreich nicht. Wir haben ganz wenige Beispiele die uns erreicht haben, wo es Probleme gegeben hat. Und wenn, dann sind sie individuell gelöst worden.
Gab's eigentlich Coronafälle im Pflegebereich in NÖ?
Es hat Coronafälle gegeben. Aber man muss sagen, wenn man alleine von unseren Landespflegebetreuungszentren ausgeht, wo wir 6.000 Menschen betreuen, haben wir zum Höchststand der CoronaKrise 40 Corona-Infizierte gehabt.
Wir werden ab Juli ja die Landesgesundheitsagentur haben, wo Pflege- und Krankenhäuser unter einem Dach sind. Konnten hier schon Synergien erzielt werden?
Ja, gerade bei der schwierigen Frage der Schutzausrüstung. Also, Masken, Schutzkleidung und Ähnliches haben wir, wenn ein konkreter Verdachtsfall in einem Pflegebetreuungszentrum war,
über die Landesgesundheitsagentur auch die Schutzausrüstung bestellt und zur Verfügung gestellt. Außerdem konnten wir einen gemeinsamen Personal-Pool schaffen.
Kommen wir zum großen Bereich der Schule. Kann man schon eine Bilanz ziehen über die erste Phase des Shutdowns in der Schule?
Man muss von Schulen und Kindergärten sprechen, weil, für beide Bereiche hat ja in Niederösterreich immer gegolten, dass sie grundsätzlich offen sind. Jetzt sind erst einmal die Maturanten wieder da. Das heißt, wir haben ungefähr 7.000 junge Menschen, die in die Schulen zurückgekehrt sind. Das ist eine überschaubare Zahl, die lässt sich auch räumlich gut aufteilen. Was den nächsten Rückkehrer-Schwung betrifft: Es werden schon Informationen an die Eltern ausgeschickt, welche Schülerinnen und Schüler in welche Gruppe gehören, wer kommt Montag, Dienstag, Mittwoch, wer kommt Donnerstag, Freitag. Also ich glaube, das gibt den Eltern ein
gutes Sicherheitsgefühl.
Wie haben Sie als Mutter das „Homeschooling“ zu Hause via Internet erlebt?
Also erstens habe ich Lehrerinnen und Lehrer und die Eltern schon sehr bewundert für das, was sie leisten, weil mein pädagogisches Talent ist enden wollend. Aber wir haben uns gut zusammengeredet, meine Tochter und ich. Und natürlich ist auch der Papa zu Hause
gewesen und hat von zu Hause gearbeitet und wir haben miteinander schon etwas zu Wege gebracht. Aber man spürt schon auch, dass sich die Kinder freuen, wenn es wieder vorbei ist und wenn sie dann wieder in die Schule gehen können.
Jetzt haben sie gesagt, in Niederösterreich waren die Schulen und die Kindergärten immer geöffnet. Wird das an den Fenstertagen auch so sein?
Ja, die Lösung in Niederösterreich ist so, wie in allen anderen Bundesländern auch. Es ist grundsätzlich eine freiwillige Lösung, wo die Lehrerinnen und Lehrer sich melden können, wenn sie bereit sind, den Unterricht an diesen Tagen abzuhalten.
Und wie beurteilen Sie die ganze Diskussion politisch? Das ist ja auch eine interessante Frage, weil da gehen die Wogen ja durchaus hoch.
Ich finde, dass in einer Krisensituation, wie sie jetzt geherrscht hat einfach jeder aufgefordert ist, das Seine dazu beizutragen, um das System hier am Laufen zu halten. Und, dass die allermeisten Lehrerinnen und Lehrer dazu bereit sind, steht für mich außer Frage. Das haben sie eindeutig und eindrucksvoll bewiesen.
Wann gibt es in den Kindergärten wieder Regelbetrieb?
Für die Kindergärten gilt das gleiche, wie für die Schulen. Sie waren immer offen. Und man muss auch überhaupt keinen Grund angeben, wieso man sein Kind jetzt in den Kindergarten geben will, sondern man macht es einfach. Man muss sich nur vorher anmelden. Darüber hinaus gilt mein Appell an die Eltern: Wenn Sie können, bleiben Sie weiterhin zu Hause. Denn das oberste Gebot in allen Fällen ist die möglichste Geringhaltung der Gruppengröße. Und wenn es jetzt jemand zu Hause einfach schafft, dann bitte die Kinder zu Hause lassen.
Interview: Oswald Hicker
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