Neujahrfest in China

Der Text und die Zeichnungen von Yu Hui

Die letzten 10 Tage vor dem Frühlingsfest, das als das wichtigste Neujahrfest in China betrachtet wird, war die glücklichste und geschäftigste Zeit für chinesische Kinder. Überall auf den schmalen Gassen beeilten sich die Kinder laufend im Trab, deren Säcke voller Erdnüsse, Sonnenblumenkerne, oder Reiskörner waren. Sie brachten die Sachen an den Ort, wo Erdnüsse und Sonnenblumenkerne mit Salz geröstet oder Reiskörner zu Popcorn aufgeplatzt wurden. Die Vorbereitungen auf die Leckereien für das Frühlingsfest übernahmen die Kinder gerne, mit Stolz und sie freuten sich auch aufgeregt darauf.

Immer wenn die Reiskörner aufpoppten, musste die kleine Hui aus Angst vor dem lauten Krachen ihre Ohren ganz fest zuhalten. Als die aufgeplatzten weißen Reiskörner aus der Popcornmaschine kamen, nahm ihre älteste Schwester Hong immer zuerst eine Handvoll davon, damit Hui sie probierte und packte dann den Rest in den Sack. Von diesem Tag an konnte Hui bis zur Neujahrfeier Popcorn, gemacht aus Reiskörnern, essen. Popcorn konnte trocken allein gegessen oder in einer kleinen Schüssel im kochenden Wasser eingeweicht und dann mit etwas Zucker zum Frühstück gegessen werden.

Mit Salz geröstete Erdnüsse und Sonnenblumenkerne waren die Lieblingssnacks der Kinder während des chinesischen Neujahrfestes. Als eine große Eisenpfanne zum Rösten von Erdnüssen und Sonnenblumenkernen an der Straßenecke aufgestellt wurde, wurde diese sofort von den Kindern umringt. Der Röstschaufel folgten ihre neugierigen Augen hin und her, sie drehten ihre Augenäpfel, ohne anzuhalten. Als ein leckerer Geruch davon überschwappte, waren die Gesichter der Kinder bereits vor Freude gerötet. Sie pressten ihre Lippen zusammen, um zu verhindern, dass ihr Speichel herausfloss.

Hui‘s Schwester Hong versuchte zu Hause selbst, Erdnüsse und Sonnenblumenkerne mit Salz in ihrer kleinen Pfanne zu rösten. Hui bewunderte die Geschicklichkeit ihrer Schwester, weil die von Hong geröstete Leckerei genauso gut schmeckte wie die von Profimeistern. Hong konnte so viel rösten, wie sie wollte. Sie musste sich nicht mehr an die lange Warteschlange draußen anstellen. Während Hui etwas las, nahm sie gemütlich die knusprigen Erdnüsse aus einer kleinen Schüssel in den Mund, was ihre Lust und Energie noch mehr verstärkte. Nach der chinesischen Neujahrfeier stand die von Hong geröstete Leckerei der Familie noch bis 2 Monate lang zur Verfügung.

Am Abend des Neujahrfestes fand ihre immer fleißige Mutter endlich Zeit, für ihre drei Töchter ein Neujahrsessen zuzubereiten, aber mit der Hilfe ihrer ältesten Tochter Hong, die viel tüchtiger im Haushalt als ihre Mutter war. Ihr Vater, der normalerweise am meisten mit ihren Kindern beschäftigt war, durfte an diesem Tag ganz frei haben. Hui unterstützte fröhlich ihre Schwester Hong, sie trug Sachen zwischen der Küche und dem Wohnzimmer, zählte die Anzahl der servierten Gerichte und plante welche Speise sie zuerst essen wollte, was dann immer der scharf geschmorte Fisch war.

Mit dem Wandel der Zeit wird die traditionelle Form des Neujahrsfeierns immer mehr vernachlässigt, sowohl in China als auch in anderen Ländern auf der Welt. Was man am Neujahrfest isst, hat an Bedeutung verloren. Aber die Sehnsucht nach Liebe und Emotionen, die Wünsche für Verwandte und Freunde für das kommende Jahr sind geblieben.