Konzernergebnis von 529,7 Mio. Euro
EVN stellt Jahresergebnis 22/23 vor

EVN-Vorstandsdirektor Stefan Szyszkowitz. | Foto: Daniela Matejschek
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Konzernergebnis liegt bei 529,7 Mio. Euro, Dividendenvorschlag von 0,52 Euro je Aktie zuzüglich Sonderdividende von 0,62 Euro je Aktie. Aus der Landespolitik kommt Kritik an der Gewinnsteigerung.

BEZIRK MÖDLING (pa). Die Umsatzerlöse der EVN beliefen sich im Geschäftsjahr 2022/23 auf 3.768,7 Mio. Euro und blieben damit um 7,2 % unter dem Vorjahreswert. Zurückzuführen war dies vor allem auf einen Umsatzrückgang in Südosteuropa, der wiederum aus gesunkenen Netz- und Energieabsatzmengen sowie rückläufigen Großhandelspreisen resultierte. Auch im internationalen Projektgeschäft reduzierten sich die Umsatzerlöse aufgrund der weitgehenden Fertigstellung der Kläranlage in Kuwait. Abgeschwächt wurde der Umsatzrückgang durch positive Preis- und Mengeneffekte in der erneuerbaren Stromerzeugung, positive Bewertungseffekte aus Absicherungsgeschäften, höhere Umsatzerlöse aus dem Erdgashandel, gestiegene Absatzpreise bei der EVN Wärme sowie höhere Netzentgelte.

Getrieben durch die rückläufigen Großhandelspreise in Südosteuropa verzeichnete der Aufwand für Fremdstrombezug und Energieträger gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang um 26,5 Prozent auf 1.675,5 Mio. Euro. | Foto: Pixabay
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Aufwand für Fremdstrombezug rückläufig

Getrieben durch die rückläufigen Großhandelspreise in Südosteuropa verzeichnete der Aufwand für Fremdstrombezug und Energieträger gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang um 26,5 Prozent auf 1.675,5 Mio. Euro. Hier sind positive Vorzieheffekte aus der Beschaffung von Energie zur Abdeckung von Netzverlusten enthalten, die gemäß der Regulierungsmethodik im Folgejahr wieder ausgeglichen werden. Gegenläufig wirkten dabei insbesondere höhere Kosten für Netzverluste und vorgelagerte Netzkosten in der Netz Niederösterreich sowie gestiegene Energiebeschaffungskosten bei der EVN Wärme. Zudem führte die gestiegene Stromproduktion der Verbund Innkraftwerke zu einem höheren Aufwand für Fremdstrombezug.

Die Fremdleistungen und der sonstige Materialaufwand gingen im Einklang mit der Umsatzentwicklung im internationalen Projektgeschäft um 6,3 Prozent auf 662,7 Mio. Euro zurück. Inflationsbedingte Anstiege in den übrigen Konzern-gesellschaften wurden damit kompensiert. Infolge kollektivvertraglicher Anpassungen lag der Personalaufwand im Berichtszeitraum mit 419,2 Mio. Euro um 12,6 Prozent über dem Vorjahresniveau. Der Personalstand erhöhte sich im Periodenabstand auf 7.255 Mitarbeiter*innen (Vorjahr: 7.135 Mitarbeiter*innen). Einen Anstieg um 27,7 Prozent auf 202,2 Mio. Euro verzeichneten die sonstigen betrieblichen Aufwendungen, die auch den seit Dezember 2022 in Österreich auf Überschusserlöse aus der Stromerzeugung eingehobenen Energiekrisenbeitrag-Strom enthalten.

Am Mittwoch stellte die EVN den neuen Technikvorstand Stefan Stallinger vor. | Foto: Hirss
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240,3 Mio. Euro Verlust

Der Ergebnisanteil der at Equity einbezogenen Unternehmen belief sich auf –67,6 Mio. Euro (Vorjahr: 98,9 Mio. Euro). Hervorgerufen wurde der hier verzeichnete Rückgang – wie bereits während des Geschäftsjahres berichtet – durch die Energievertriebsgesellschaft EVN KG, deren Ergebnisentwicklung im Berichtszeitraum durch mehrere Faktoren stark belastet wurde: Neben hohen Beschaffungskosten für Energie, die nur zeitverzögert weitergegeben werden können, waren dies geringere Stichtagsbewertungen von Absicherungsgeschäften sowie die Dotierung von Rückstellungen für drohende Verluste aus vertraglichen Lieferverpflichtungen. Insgesamt belief sich der Verlust der EVN KG im Gesamtjahr auf 240,3 Mio. Euro. Gegenläufig dazu verbesserten sich die Ergebnisbeiträge der RAG, der Verbund Innkraftwerke und der Burgenland Energie. Positiv wirkte auch eine Wertaufholung beim Wasserkraftwerk Ashta.

Auf Basis dieser Entwicklungen lag das EBITDA der EVN im Berichtszeitraum mit 869,0 Mio. Euro um 15,1 Prozent über dem Vorjahresniveau. Die planmäßigen Abschreibungen erhöhten sich investitionsbedingt um 5,8 Prozent auf 336,5 Mio. Euro. Bei den Effekten aus Werthaltigkeitsprüfungen ist beim Periodenvergleich vor allem der starke Rückgang der im Vorjahr verbuchten Wertminderungen von insgesamt 114,8 Mio. Euro zu beachten. Im Berichtszeitraum beliefen sich die Wertminderungen auf 7,1 Mio. Euro und bezogen sich insbesondere auf Fernwärmeanlagen in Niederösterreich. Zudem erfolgten Wertaufholungen von insgesamt 3,2 Mio. Euro bei Anlagen der EVN Wärme und der EVN Wasser.

Das Finanzergebnis der EVN belief sich im Geschäftsjahr 2022/23 auf 127,6 Mio. Euro

Auf Basis all dieser Entwicklungen errechnete sich ein EBIT von 528,5 Mio. Euro (Vorjahr: 331,6 Mio. Euro). Das Finanzergebnis der EVN belief sich im Geschäftsjahr 2022/23 auf 127,6 Mio. Euro (Vorjahr: –30,5 Mio. Euro) und war maßgeblich durch die mit 3,60 Euro je Aktie höhere Dividende der Verbund AG für das Geschäftsjahr 2022 geprägt (Vorjahr: 1,05 Euro je Aktie). In Summe belief sich der Ergebnisbeitrag aus der Beteiligung an der Verbund AG im Berichtszeitraum auf 158,0 Mio. Euro. Zudem war das Finanzergebnis im Vorjahr durch Fremdwährungskursentwicklungen und die Wertberichtigung einer Ausleihung belastet gewesen.

Per Saldo ergaben all diese Entwicklungen ein Ergebnis vor Ertragsteuern von 656,2 Mio. Euro (Vorjahr: 301,2 Mio. Euro). Nach Berücksichtigung des Ertragsteueraufwands von 74,0 Mio. Euro (Vorjahr: 64,0 Mio. Euro) und des Ergebnisanteils nicht beherrschender Anteile belief sich das Konzernergebnis auf 529,7 Mio. Euro (Vorjahr: 209,6 Mio. Euro).

Bilanzstruktur und Investitionsprogramm 

Die EVN verfügt über eine solide und stabile Kapitalstruktur, die eine gute Grundlage für die Umsetzung des gemäß EVN Strategie 2030 umfassenden Investitionsprogramms bildet. Im Berichtszeitraum wurden die Investitionen auf 694,1 Mio. Euro gesteigert. Auch in den kommenden Jahren bis 2030 sollen die Investitionen in einer Bandbreite von jährlich 700 bis 900 Mio. Euro liegen, drei Viertel davon in Niederösterreich. Damit leistet die EVN einen substantiellen Beitrag zur Energiezukunft.

Im Geschäftsjahr 2022/23 belief sich der Anteil der gemäß EU-Taxonomie-Verordnung ökologisch nachhaltig eingestuften Investitionsausgaben (CapEx) auf 87,8 % (Vorjahr: 84,7 %).

Mit der EVN Klimainitiative und der Formulierung wissenschaftsbasierter Reduktionsziele für Treibhausgasemissionen hat die EVN das Thema Klimaschutz im Rahmen der Strategie 2030 zentral in allen Aktivitäten verankert. | Foto: Pixabay
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EVN Klimainitiative

Mit der EVN Klimainitiative und der Formulierung wissenschaftsbasierter Reduktionsziele für Treibhausgasemissionen hat die EVN das Thema Klimaschutz im Rahmen der Strategie 2030 zentral in allen Aktivitäten verankert. Mit diesen Zielen und den ausgehend davon entwickelten Maßnahmen leistet die EVN einen messbaren Beitrag zur Eindämmung des Klimawandels. Als zentrale Gestalterin einer CO2-freien Energiezukunft investiert die EVN massiv in den Ausbau von erneuerbaren Erzeugungskapazitäten. Im Geschäftsjahr 2022/23 wurden mit dem Repowering des Windpark Japons, der Fertigstellung des Windparks in Palterndorf-Dobermannsdorf sowie der Inbetriebnahme von drei großflächigen Photovoltaikanlagen in Grafenwörth, Trumau und Theiß bedeutende Fortschritte erzielt. Zwei weitere Photovoltaikprojekte in Niederösterreich bzw. Nordmazedonien werden in den kommenden Wochen in Betrieb genommen. Basierend auf einer bestehenden Projektpipeline sollen die Erzeugungskapazitäten der EVN bis 2030 im Bereich Windkraft bzw. Photovoltaik auf über 770 MW bzw. 300 MWp erhöht werden.

Energiegeschäft

Im Geschäftsjahr 2022/23 verzeichnete die Stromerzeugung aus erneuerbarer Energie einen Anstieg um 2,1 % auf 2.295 GWh. Das deutlich unterdurchschnittliche Windaufkommen wurde durch die im Jahresabstand gestiegene Stromproduktion aus Wasserkraft ausgeglichen. Der Anteil der erneuerbaren Erzeugung lag im Berichtszeitraum bei 77,0 % (Vorjahr: 66,8 %). Die thermische Erzeugung ging indessen um 38,6 % auf 686 GWh zurück, hauptsächlich aufgrund einer geringeren Anzahl an Abrufen des Kraftwerks Theiß zur Netzstabilisierung durch den österreichischen Übertragungsnetzbetreiber.

Umwelt- und Wassergeschäft

Die Verbesserung der Versorgungssicherheit und -qualität der Trinkwasserversorgung in Niederösterreich bildet einen zentralen Investitionsschwerpunkt der EVN. Im Geschäftsjahr 2022/23 startete der Bau des zweiten Abschnitts zur Errichtung einer 60 km langen Transportleitung von Krems nach Zwettl zur langfristigen Absicherung der Wasserversorgung im Wald- und Weinviertel. Im Berichtszeitraum wurde auch die bereits sechste Naturfilteranlage in Bisamberg (Investitionsvolumen: 7,0 Mio. Euro) in Betrieb genommen, und der Bau einer weiteren Anlage in Obersulz begonnen. Im internationalen Projektgeschäft arbeitete die WTE Wassertechnik zum Stichtag 30. September 2023 an der Planung und Errichtung von insgesamt zwölf Projekten in Deutschland, Polen, Nordmazedonien, Rumänien, Bahrain und Kuwait. Wie am 18. September 2023 ad-hoc gemeldet, wurde für die WTE Wassertechnik, ein strukturierter Verkaufsprozess gestartet.

Ausblick und Dividende

Für das Geschäftsjahr 2022/23 wird der Vorstand der 95. ordentlichen Hauptversammlung die Ausschüttung einer

Dividende von 0,52 Euro pro Aktie zuzüglich einer Sonderdividende von 0,62 Euro pro Aktie, in Summe also 1,14 Euro pro Aktie, vorschlagen.

Für das Geschäftsjahr 2023/24 erwartet die EVN unter der Annahme eines stabilen regulatorischen und energie-politischen Umfelds ein Konzernergebnis in der Bandbreite von 420 bis 460 Mio. Euro. Vor dem Hintergrund der Investitions- und Wachstumsperspektiven bis 2030 und darüber hinaus wird auch die Dividendenpolitik der EVN für die Zukunft neu formuliert. Die Dividendenausschüttung soll künftig mindestens 0,82 Euro pro Aktie betragen. Die EVN beabsichtigt, ihre Aktionären an zusätzlichen Ergebnissteigerungen in angemessener Höhe zu beteiligen. Mittelfristig wird eine Ausschüttungsquote von
40 % des um außerordentliche Effekte bereinigten Konzernergebnisses angestrebt.

Gewinnsteigerung sorgt für Kritik

„Mit der Verdoppelung der EVN-Gewinne auf über eine halbe Milliarde Euro haben wir es heute schwarz auf weiß: Die EVN sackelt die Bevölkerung aus“, zeigt sich Kontroll-Landesrat Hergovich erzürnt: „Während fleißige Niederösterreicher mit existenzbedrohenden Nachzahlungen eingedeckt werden, schüttet die EVN mehr Gewinn als je zuvor aus. Wir müssen diese obszön hohen EVN-Gewinne schnellstens in die Bevölkerung zurückfließen lassen. Die EVN ist mehrheitlich in Landesbesitz – es ist nur eine Frage des politischen Willens! Deswegen ist es geradezu grotesk, wenn die FPÖ die EVN kritisiert. Sie soll die Gewinne einfach der Bevölkerung zurückgeben. Es gäbe eine Mehrheit in der Landesregierung dafür. Dass die FPÖ nichts tut, ist eine Kapitulation vor dem System der ÖVP Niederösterreich.“

Kritik kommt auch von den Neos: Für Energiesprecher Helmut Hofer-Gruber sei das Ergebnis vor allem für die steuerzahlenden Menschen im Land bitter. „Sie sind ausgenommen worden wie eine Weihnachtsgans und stehen am Ende des Tages mit leeren Hosentaschen da. Das zeigt, dass die gerade erst verlängerte Strompreisbremse eine riesige Umverteilungsmaschine ist. Am Ende des Tages beschert der steuergeldgestützte Strompreis nämlich der EVN klingelnde Kassen und der Landesregierung einen Batzen Dividende, den sie nun wieder zum Stopfen der schwarzen Budgetlöcher verwendet.“

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