OÖ Apothekerkammer
"Wir sind keine Krisengewinner"

- Präsident der OÖ Apothekerkammer Thomas Veitschegger.
- Foto: OÖ Apothekerkammer/Monika Aigner
- hochgeladen von Marlene Leitner (vorm. Mülleder)
Die Apotheken in Oberösterreich sahen sich im letzten Jahr während der Corona-Pandemie mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Die BezirksRundschau hat bei Thomas Veitschegger, dem Präsidenten der Oberösterreichischen Apothekerkammer nachgefragt, wie er die derzeitige Lage sieht und wo Zukunftspotenzial liegt.
Wie geht es den Apotheken aktuell? Durch Masken und Hygienemaßnahmen gab es ja heuer keine Grippewelle und weniger Erkältungen, was sich bei den Verkaufszahlen von Präparaten niederschlägt.
VEITSCHEGGER: Ich möchte hier schon viel früher ansetzen: Bereits durch den ersten Lockdown ist sehr viel Frequenz auf der Straße oder auch beim Einkaufen weggefallen, Ärzte hatten ihre Ordinatioszeiten eingeschränkt, das haben wir extrem gespürt. Es wurden zwar kurzzeitig vermehrt Desinfektionsmittel nachgefragt, weil diese im Handel nicht verfügbar waren und dann kam das kurze Geschäft mit den Masken, aber das ist auch schon wieder vorbei. Wir sind definitiv keine Krisengewinner. Man hat gesehen, was man alles mit Hygienemaßnahmen hinhalten kann: Die Grippewelle, Durchfallerkrankungen, Erkältungen. Die Apotheker sitzen auf der gesamten Winterbevorratung von Medikamenten für Husten, grippale Infekte und so weiter. Es besteht kein Bedarf, weil die Menschen – salopp gesagt – nicht mehr krank sind. Derzeit sind wir durch das Testen ausgelastet, was sehr viel Zeit in Anspruch nimmt.
Neben den Teststraßen, werden auch in Oberösterreichs Apotheken Schnelltests durchgeführt. Wie groß ist die Nachfrage?
Derzeit werden die Schnelltests in circa 140 oberösterreichischen Apotheken angeboten. In der Woche werden etwa 10.000 Tests durchgeführt.
Werden auch Anitkörpertests in den Apotheken angeboten?
Jede vierte Apotheke bietet bereits in Kooperation mit dem Start-Up Genspeed Biotech Antikörpertests an. Wir haben nicht mit diesem Run gerechnet, verfügen jedoch derzeit bereits über 50 Geräte mit denen wir die Antikörpertests durchführen können.
Wäre für Sie auch eine Impfung in der Apotheke vorstellbar?
Wenn die Politik sagt, sie braucht uns, sind wir vorbereitet und können diese Dienstleistung unter gewissen Bedingungen durchführen – jedoch erst ab einem gewissen Alter, also nicht bei Babys, oder zur Auffrischung, wenn eine Erstimpfung bereits durchgeführt wurde. Wenn gewisse Schulungsbedingungen erfüllt sind, sehe ich keinen Grund, das nicht zu machen.
Das elektronische Rezept hat sich bewährt, soll es so fortgeführt werden?
Die digitale Zukunft zeichnet sich ab. So auch beim elektronischen Rezept. Wir werden künftig generell eine Digitalisierungswelle im Gesundheitswesen haben. Das derzeitige elektronische Rezept ist jedoch im Moment nur ein Professorium. Da geht es künftig um Datenschutzfragen, die Abrechnung, wer welche Kosten trägt.
Ein Jahr Corona-Pandemie. Welche Erkenntnis können Sie nach dieser Zeit ziehen?
Wir haben gezeigt, wie leistungsfähig wir sind. Es gab keine einzige Apotheke die zusperren musste. Wir konnten schnell eine Zwei-Team-Lösung durchsetzen, damit im Falle einer Erkrankung die Versorgung sichergestellt ist. Auch der Glasschutz war in ein paar Tagen da. Um nur zwei Beispiele zu nennen. Ich bin sehr stolz auf die Betriebe, die alle flexibel und aufgeschlossen auf die ständigen, sehr kurzfristigen Änderungen der Regierung, reagiert haben. Weiter so.
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.