Bodenverbrauch
Achleitner: „2,5-Hektar-Grenzwert ist skurril und theoretisch“
Die Im Juni vertagte Beschlussfassung zu einer österreichweiten Bodenstrategie naht (hoffentlich). Grund für den Aufschub war der den Bodenverbrauch betreffende Grenzwert von 2,5 Hektar pro Tag, auf den das Klimaschutzministerium bestand.
Ö/OÖ. Pro Tag sollen in Österreich nicht mehr als 2,5 Hektar auf Bauland umgewidmet werden – das fordert das Klimaschutzministerium unter Leonore Gewessler (Grüne). „Völlig unrealistisch, skurril und theoretisch“ ist das für Landesrat Markus Achleitner (ÖVP) der in Oberösterreich für die Raumordnung zuständig ist. Mit der 2,5-Hektar-Forderung hätten die Grünen die Ergebnisse der eineinhalb Jahre andauernden Verhandlungen einer Arbeitsgrupppe aus Bund, Ländern, Gemeinden, Städten und Sozialpartnern konterkariert.
Aktuell 11,5 Hektar pro Tag
Zur Einordnung: Im Jahr 2002 belief sich der Flächenverbrauch auf rund 25 Hektar pro Tag. Heute liegt der Wert bei etwa 11,5 Hektar. Ein heruntergehen auf 2,5 Hektar käme für Achleitner einem Widmungsstopp nahe – für ganz Oberösterreich wären das 3.573 Quadratmeter pro Tag oder pro Gemeinde 2.977 Quadratmeter pro Jahr, rechnet der Landesrat vor.
Mehr politisch als fachlich
Und auch Arthur Kanonier, Leiter des Forschungsbereichs Bodenpolitik und Bodenmanagement an der TU Wien, sieht die 2,5 Hektar kritisch: „Wahnsinnig faktenbasiert ist dieser Wert nicht“, sagt er. Gemäß Regierungsprogramm der Bundesregierung 2020 - 2024 solle die Flächeninanspruchnahme so gering wie möglich gehalten werden und der jährliche Zuwachs bis 2030 auf 2,5 ha pro Tag bzw. 9 km² pro Jahr sinken. Der Zielwert von 2,5 ha/Tag Flächeninanspruchnahme gehe zurück auf die Nachhaltigkeitsstrategie von 2002, wonach angestrebt worden sei, den Flächenverbrauch von damals 25 Hektar pro Tag bis 2010 auf 2,5 Hektar pro Tag zu reduzieren. Die 2,5 ha, die sich im Wesentlichen auf die Versiegelung bezogen hätten, seien „weniger fachlich abgeleitet, sondern wurden auf politischer Ebene festgelegt“, erklärt Kanonier.
„Zielwert faktenbasiert begründen“
„Grundsätzlich wird es erforderlich sein, einen quantitativen Zielwert faktenbasiert zu begründen und diesen entsprechend nachvollziehbar zu entwickeln“, so Kanonier weiter. Infolge der umfassenden Auswirkungen eines solchen Wertes, könnten die 2,5 ha einen Orientierungswert darstellen, meint er, das festgelegte Flächenkontingent sollte aber „faktenbasiert die aktuellen Anforderungen darstellen“. „Bevor ein genauer Zielwert ermittelt und beschlossen wird, sollten die für die Zielerreichung erforderlichen Maßnahmen, die spezifischen Kriterien und deren praktische Wirkungen analysiert und breit gesellschaftspolitisch diskutiert werden“, so Kanonier – es könnte also durchaus noch etwas dauern.
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