Sparkasse OÖ-Chefin Huber
"Beim Hausbau werden jetzt kleinere Brötchen gebacken"

Sparkasse Oberösterreich-Vorstandsvorsitzende Stefanie Huber: "Bei Gesprächen mit unseren Unternehmerinnen und Unternehmern haben wir wahrgenommen, dass die Angst größer war als es die tatsächliche Situation rechtfertigen würde. " | Foto: Sparkasse OÖ
3Bilder
  • Sparkasse Oberösterreich-Vorstandsvorsitzende Stefanie Huber: "Bei Gesprächen mit unseren Unternehmerinnen und Unternehmern haben wir wahrgenommen, dass die Angst größer war als es die tatsächliche Situation rechtfertigen würde. "
  • Foto: Sparkasse OÖ
  • hochgeladen von Thomas Winkler, Mag.

Stefanie Huber ist seit 2019 Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Oberösterreich – gerade wurde ihr Vertrag vorzeitig bis 2027 verlängert. Im Gespräch mit BezirksRundSchau-Chefredakteur Thomas Winkler legt sie dar, dass die wirtschaftliche Situation besser als die Stimmungslage und auch im Wohnbau wieder eine stärkere Nachfrage zu verzeichnen ist.

BezirksRundSchau: Sie waren vor Ihrer Berufung in den Vorstand im Zins- und Devisenhandel tätig – wie werden sich die Zinsen weiter entwickeln?
Huber:
Die Frage ist: Wie geht es mit der Inflation weiter. Wir hinken mit den Zinserhöhungen der Inflationsentwicklung noch etwas nach, wobei man zwischen der allgemeinen und der Kerninflation trennen muss. Und die Kerninflation beschäftigt uns schon noch länger, zwar nicht auf steigendem, aber auf einem höheren Niveau. Und deshalb werden wir dieses Jahr sicher auch noch weitere Zinserhöhungen sehen. Die EZB wird das aber natürlich genau im Auge behalten. Denn die Wirtschaft jetzt durch zu hohe Kreditzinsen abzuwürgen, kann natürlich auch nicht der Sinn von Zinserhöhungen sein. Es hat sich die Wirtschaft ja glücklicherweise besser entwickelt, als erwartet.

Situation besser als Stimmung

Wie schätzen Sie die wirtschaftliche Entwicklung für heuer ein?
Zuerst war von einer starken Rezession die Rede, wir sehen jetzt eher: Es wird eine milde Rezession. Das Jahr 2023 ist sicher das herausforderndste. Aber die Stimmung wird besser und es gibt ja auch eine deutliche Verbesserung. Die Energiekrise ist nicht so dramatisch geworden, wie befürchtet. Die Versorgungssicherheit ist gegeben. Die Lieferketten entspannen sich mit dem Ende der Null-Covid-Politik in China. Das alles trägt zur Verbesserung der Stimmung bei – in einer Situation, in der das "ist" aus unserer Sicht ohnehin besser war als die Stimmungslage. Bei Gesprächen mit unseren Unternehmerinnen und Unternehmern haben wir wahrgenommen, dass die Angst größer war als es die tatsächliche Situation rechtfertigen würde. Wo man einen stärkeren Einbruch sieht, ist die Bauwirtschaft – weil die Rohstoffpreise und die Kreditzinsen stark gestiegen sind. Dort ist die Stimmung getrübt.

Wohnbaugeschäft zieht wieder an

Ist dieser Einbruch von Dauer?
Man hat nach den Vorzieheffekten eine wirkliche Delle gesehen, aus mehreren Gründen, wegen gestiegener Preise, gestiegener Zinsen, nicht nur wegen der schärferen Kreditvergaberegeln. Man merkt jetzt, dass das Wohnbaugeschäft wieder zulegt – mit einer höheren Anzahl von Krediten, aber weniger hohen Summen als früher. Das große Eigenheim weicht wieder kleineren Einheiten. Der Wunsch nach Eigenheim bleibt bestehen, vielleicht werden aber jetzt bei den gestiegenen Kosten und Kreditzinsen im Hausbau etwas kleinere Brötchen gebacken.

Sparkasse Oberösterreich-Vorstandsvorsitzende Stefanie Huber: "Wir raten gerade jetzt dazu, sich eindringlich mit seinen Haushaltsfinanzen zu beschäftigen, eine Haushaltsrechung zu führen: Sind die Einnahmen zumindest noch in der gleichen Höhe wie die Ausgaben." | Foto: Sparkasse OÖ
  • Sparkasse Oberösterreich-Vorstandsvorsitzende Stefanie Huber: "Wir raten gerade jetzt dazu, sich eindringlich mit seinen Haushaltsfinanzen zu beschäftigen, eine Haushaltsrechung zu führen: Sind die Einnahmen zumindest noch in der gleichen Höhe wie die Ausgaben."
  • Foto: Sparkasse OÖ
  • hochgeladen von Thomas Winkler, Mag.

Der Krieg in der Ukraine hat die Energiewende beschleunigt – verläuft die schnell genug, stimmen die politischen Rahmenbedingungen?
Sowohl für Private und Unternehmen gibt es Förderungen beziehungsweise günstigere Finanzierungsmöglichkeiten in diesem Bereich – und das wird viel genutzt. Es braucht aber gute Beratung darüber, was es alles gibt – und da kommen wir als Bank zum Zug. Förderungen sind ja oft nicht so leicht zu durchschauen.

Hohe Inflation und hohe Kosten stellen viele Menschen vor Herausforderungen – reagiert die Politik richtig?
In Bezug auf Erleichterungen für die Bevölkerung hinsichtlich der Teuerungen ist sehr rasch reagiert worden, deshalb gab es ja den Vorwurf der Gießkannenpolitik. Bei der Fortführung der Unterstützungsmaßnahmen braucht es in der Politik das richtige Augenmaß, dass die Hilfe dort ankommt, wo sie wirklich dringend benötigt wird. Es soll ja keine Wohlstandssubventionierung sein. Wir raten gerade jetzt dazu, sich eindringlich mit seinen Haushaltsfinanzen zu beschäftigen, eine Haushaltsrechung zu führen: Sind die Einnahmen zumindest noch in der gleichen Höhe wie die Ausgaben. Geht sich das nicht aus, muss jede Ausgabe aufgeschrieben und geprüft werden. Wenn man da Schwierigkeiten hat, helfen unsere Kundenbetreuer gerne. Es ist immer ratsam, zu kommen, bevor man vielleicht die erste Kreditrate vielleicht nicht mehr bedienen kann. Da gibt es ja Möglichkeiten wie Stundungen oder Laufzeitverlängerungen. Unser Ziel ist, mit den Kunden herauszufinden, wo man noch sparen und sich wieder einen Notgroschen zurechtlegen kann, weil man ja nicht weiß, wie es mit den Teuerungen weitergeht. 

Wissensdrehscheibe für Nachhaltigkeit

Welche Maßnahmen setzt die Sparkasse in Sachen Nachhaltigkeit?
Wir haben uns das Ziel der Klimaneutralität des ganzen Unternehmens bis 2030 gesetzt. Wir haben eine Photovoltaikanlage auf der historischen Zentrale, bei den Neubauten ist es noch leichter auf einen CO2-Fußabdruck von Null zu kommen. Das Motto ist: Investition vor Kompensation – wir machen nicht weiter wie bisher und wollen das irgendwie kompensieren. Wir betrachten alle Ebenen – auch wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Arbeit kommen? Wir haben zwei Tage Home-Office, fördern das Klimaticket, haben ein Job-Rad angeboten, unsere Flotte wird auf E-Autos umgestellt und wir versuchen auch, Pool-Autos anzubieten. Wir haben eine Nachhaltigkeits-App, mit der Mitarbeiter spielerisch ihren CO2-Fußabdruck bei der Anreise in die Arbeit darstellen und schauen können, wie sich der verbessern lässt. Natürlich haben wir ein eigenes Büro, das dieses Thema vorantreibt. Aber es ist uns wichtig, dass sich alle im Unternehmen mit der Nachhaltigkeit beschäftigen. Wir wollen im Gespräch mit unseren Kunden auch etwas herzeigen können. Da gibt es viel Ideenaustausch: Wir können, was wir in Sachen Nachhaltigkeit bei Kunden sehen, auch an andere weitergeben - manche haben sich ja noch wenig damit beschäftigt, andere können ihren CO2-Fußabdruck bis zur dritten Kommastelle darstellen. Wir sind bei vielen Unternehmen und können dieses Wissen so transferieren und Investitionen in die Nachhaltigkeit dann auch finanzieren.

Einzigartige Zweite Sparkasse

Wie geht es der Sparkasse Oberösterreich dabei, neue Mitarbeiter für den Weg in die Zukunft zu finden.
Es ist ganz entscheidend, dass man die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der Entwicklung einer Strategie des Hauses partizipieren lässt. Wir wollen nicht jemanden finden, dem man einfach sagt: Mach das und das! Es wäre auch schwierig, denn der Anspruch neuer Mitarbeiter ist schon der, zu wissen: Was mache ich und worauf zahlt es ein? Natürlich ist für sie auch das Thema Nachhaltigkeit ein wichtiges, wie innovativ ist ein Unternehmen, gibt es gleichzeitig Werte, auf die man vertrauen kann, die Bestand haben? Das sind wesentliche Aspekte, um interessant für neue, potenzielle Mitarbeiter zu sein. Unser Gründungsgedanke war ja schon ein sozialer, und dieser Gründungsgedanke, nämlich Armut zu verhindern, Wohlstand zu schaffen, ist ja noch immer aufrecht: Sich also zu engagieren und der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Wir haben ja das einzigartige Konstrukt, dass unsere Mehrheitseigentümerin die eigentümerlose Anteilsverwaltung ist. Und der einzige Zweck der Anteilsverwaltung ist die Gemeinwohlorientierung. Ausschüttungen aus der Bank in die Anteilsverwaltung werden dort dann wieder der Gesellschaft zurückgegeben. Das ist im Moment ein bisschen mehr als eine Million Euro pro Jahr für soziales Engagement, etwa für Caritas, Diakonie, Einsatzorganisationen, Bildungseinrichtungen, Mentoring-Programme, Cliniclowns – und das neben dem, was wir als Bank ohnehin an Sponsorings machen.

Dazu kommt noch die Zweite Sparkasse ...
... ein Projekt, das wir als Sparkasse gemeinsam mit der Anteilsverwaltung haben, und da sind wir die einzigen. Es ist ja heutzutage wesentlich, dass man eine Kontoverbindung hat. Manche Menschen werden aus der Bahn geworfen, dann braucht man eine zweite Chance, und dafür braucht man ein Konto. Das bekommt man in der Zweiten Sparkasse, dort ist es möglich Bankleistungen kostenfrei anzubieten, weil die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ehrenamtlich arbeiten. Es sind pensionierte Sparkassen-Mitarbeiter, mittlerweile 36, die ihre Freizeit unentgeltlich investieren. Die Antragstellungen haben im letzten Jahr auch zugenommen – umso wichtiger ist das Angebot. Es gibt auch immer wieder Kunden, wie wir ins herkömmliche Bankgeschäft zurückgeben können, die finanziell gesundet sind. 

Die Anteilsverwaltung will ja bis 2026 ja ihre Anteile an der Sparkasse durch Kauf von der Erste Bank auf 85,7 Prozent erhöhen – soll die Erste Bank langfristig überhaupt als Miteigentümer ausscheiden?
Nein, die zehn Prozent werden bleiben, aktuell steht sie noch bei 19 Prozent. Das ist das Endziel. 

Sparkasse Oberösterreich-Vorstandsvorsitzende Stefanie Huber: " Wir stehen zu unserer Struktur, dass ein großes Filialnetz notwendig ist, und sehen uns nach wie vor in allen Regionen stark verankert und verwurzelt." | Foto: Sparkasse OÖ
  • Sparkasse Oberösterreich-Vorstandsvorsitzende Stefanie Huber: " Wir stehen zu unserer Struktur, dass ein großes Filialnetz notwendig ist, und sehen uns nach wie vor in allen Regionen stark verankert und verwurzelt."
  • Foto: Sparkasse OÖ
  • hochgeladen von Thomas Winkler, Mag.

Die Sparkasse hat derzeit gut 140 Filialen und rund 1.700 Mitarbeiter, soll dieses Niveau in Zukunft gehalten werden?
Das hängt natürlich von den Kundenbedürfnissen ab. Wir stehen zu unserer Struktur, dass ein großes Filialnetz notwendig ist, und sehen uns nach wie vor in allen Regionen stark verankert und verwurzelt. Das heißt aber nicht, dass es nicht die eine oder andere Adaptierung gibt, vor allem weil die Kundenpräferenz dahin geht: Alles was mein tägliches Leben betrifft, mache ich online. Und natürlich gibt es inzwischen auch die Möglichkeit von Videoberatungen. Aber wir merken sehr stark: Wenn entscheidende Lebensmomente kommen, dann ist die persönliche Beratung in der Bank ganz wesentlich, dann aber mit einem breiten Pool an Spezialisten. Es gibt deshalb Verdichtungen, damit ich in einer Filiale mehr Spezialisten zu allen Bereichen habe und gleichzeitig die Öffnungszeiten ausdehnen kann. Danach wird sich das Thema der Mitarbeiterzahl richten, wir setzen auf deren Flexibilität, geben vielfältige Ausbildungsmöglichkeiten, damit man nicht nur in der ursprünglichen Profession tätig sein kann. Wenn es zu einer Reduktion der Mitarbeiterzahl kommen sollte, setzen wir nur auf natürlich Fluktuation, sonst auf die Veränderungsmöglichkeiten innerhalb des Hauses.

Beschränkung auf Oberösterreich

Die Sparkasse Oberösterreich ist ja auch im westlichen Mostviertel tätig – bleibt es beim ansonsten aufs Bundesland beschränkten Wirkungkreis?
Das bleibt unser Marktgebiet, wir decken ja Österreich mit der Erste Bank komplett ab, die Marktgebiete sind zwischen den Sparkassen aufgeteilt. Wir haben Kunden im bayerischen Raum, die wir aber aus Schärding heraus betreuen, vorwiegend Firmenkunden. Aber wir bauen dort keine Filialen auf.

Sie sind die erste Frau an der Spitze einer der großen österreichischen Regionalbanken und damit Vorbild: Welchen Rat geben Sie jungen Frauen, damit die ihre beruflichen Ziele erreichen und die gläserne Decke durchstoßen können?
Das Wichtigste ist, dass man sich etwas zutraut, dann aber Schritt für Schritt geht. Man soll sich nicht sofort ein Ziel setzen, das einem unüberwindbar scheint. Aber immer wieder den Mut haben, sich einer nächsten Herausforderung zu stellen. Ein wesentlicher Faktor ist, zu sich selbst und seinen Stärken zu stehen, also authentisch zu sein und niemanden nachzuahmen.

Anzeige
1:46
1:46

WKOÖ Maklertipp
Rechtsschutzversicherung: Sichern Sie Ihr Recht!

Eine Rechtsschutzversicherung schützt Sie vor den Folgen von vielen möglichen Konfliktfällen – vor allem finanziell.  Es gibt viele Gründe für einen Streit vor Gericht: Angenommen, Ihr Vermieter erhöht den Mietzins in ungerechtfertigter Weise, Ihr Hund läuft einem Biker vor das Rad, Ihnen wird nach einem Verkehrsunfall das Schmerzensgeld verwehrt oder Ihr Arbeitgeber zahlt die Überstunden nicht. Von all diesen Fällen haben Sie schon gehört oder Sie haben sogar schon selbst eine solche oder eine...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Oberösterreich auf MeinBezirk.at/Oberösterreich

Neuigkeiten aus deinem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau auf Facebook: MeinBezirk.at/Oberösterreich - BezirksRundSchau

BezirksRundSchau auf Instagram: @bezirksrundschau.meinbezirk.at

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus deinem Bezirk und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Beliebte Video-Beiträge

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.