Industrie
Betriebe am Rande des Abgrunds – Behörden bremsen

- Erich Frommwald, Obmann der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Oberösterreich und Geschäftsführer der gesamten Kirchdorfer Unternehmensgruppe, die mit eigenen Unternehmen und mehrheitlichen Beteiligungen in 13 Ländern in Europa, Asien und Afrika zu den führenden Konzernen der Stein- und keramischen Industrie zählt.
- Foto: Enzlmüller
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Die Vervielfachung der Energiepreise habe zahlreiche Betriebe an den Rand des Abgrunds gebracht, sagt Erich Frommwald, Sprecher der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer OÖ. Umso unverständlicher in dieser Situation: "Wir werden gebremst – man sollte nicht glauben, wie lange Behörden in Zeiten wie diesen für Genehmigungen brauchen"
OBERÖSTERREICH. Die Industrie habe schon vor der Energiekrise durch den Ukraine-Krieg vor den steigenden Strompreisen gewarnt: Für einen Umbau in Richtung Klimaneutralität fehlten die Rahmenbedingungen - es brauche einen Ausbau der Erneuerbaren Energien, der Energienetze und Speichermöglichkeiten sowie vor allem schnellere Genehmigungsverfahren. Der Geschäftsführer der Kirchdorfer Unternehmensgruppe betont, dass Gas auch über die Krise hinaus die zentrale Brückentechnologie bleiben werde. Österreich könne laut Schätzungen mit seinen eigenen Gasvorkommen den Jahresverbrauch für 20 bis 30 Jahre decken – durch herkömmliche Förderung und Fracking.
Energiekrise und Arbeitskräftemangel
Die aktuellen Kostenbelastungen für Unternehmen müssten laut Frommwald ausgeglichen werden – ansonsten drohe eine Pleitewelle: "Wenn einzelne Produktionen abgestellt werden, sind diese vielfach auf Dauer für den Standort verloren." Der auf Bundesebene beschlossene Energiekostenzuschuss für Unternehmen sei ein erstes wichtiges Signal, aber nicht ausreichend. Auf EU-Ebene seien schnellstmöglich Maßnahmen notwendig, um den Strom- vom Gaspreis zu entkoppeln: "Der Zeitrahmen für dieses Vorhaben ist mit einem halben Jahr viel zu weit gefasst."
Zusätzlich zur Energiekrise hat die Industrie mit einem "Allzeithoch" beim Arbeitskräftemangel zu kämpfen. Es gehe deshalb darum, Mitarbeiter länger im Arbeitsleben zu halten und die Arbeitszeit pro Person zu erhöhen.
Frommwald erwartet spätestens im nächsten Jahr eine deutliche Rezession in der Industrie, denn: Zum schwachen Auftragseingang kommen volle Lager, mit denen die Betriebe den Lieferschwierigkeiten vorbeugen wollten. Man habe aber durch Corona gelernt, mit Krisen umzugehen. "Und auch aus der aktuellen Krise kann etwas Positives entstehen", so Frommwald.
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