Runder Tisch
"Ein verdammt gutes Zeitalter für Frauen"

Unternehmerin Gertrude Schatzdorfer-Wölfel, WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer, Chefredakteur Thomas Winkler und Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander.  | Foto: BRS/Leitner
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  • Unternehmerin Gertrude Schatzdorfer-Wölfel, WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer, Chefredakteur Thomas Winkler und Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander.
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Bei einem runden Tisch der BezirksRundschau gemeinsam mit Chefredakteur Thomas Winkler, Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander, Wirtschaftskammer OÖ-Präsidentin Doris Hummer und Unternehmerin Gerti Schatzdorfer wurde über die aktuelle Situation der Frauen in Oberösterreich diskutiert.

OÖ. Laut Christine Haberlander sei Oberösterreich insbesondere für Frauen das Land unbegrenzter Möglichkeiten. Sie spricht sich dafür aus in die Bildung zu investieren und junge Mädchen auch für technische Berufe zu ermutigen: „Junge Mädchen sollen sich auch für Berufsfelder interessieren, die keine klassischen Frauenberufe sind. Hier ist sicher noch Entwicklungspotenzial vorhanden. In einige Projekte investieren wir bereits, wie Girls Day oder HTL-Mentoring.“ In Zeiten des Fachkräftemangels sieht Hummer gerade in Frauen ein noch unausgeschöpftes Potenzial. Für sie geht es darum traditionelle Rollenbilder aufzubrechen.

Rollenbilder durchbrechen

„Es geht nicht darum, ob du Mann oder Frau bist. Es geht darum, dass du gut bist. Dann werden sich auch die Chancen für Mädchen öffnen,“ so Hummer. Das zeige sich auch an der aktuellen Selbstständigenquote: Rund 50 Prozent sind Gründerinnen. Auch die Wirtschaftskammer-Präsidentin ruft zu mehr Mut bei Frauen auf: „Erfolg passiert außerhalb der Komfortzone. Wenn du eine Führungsposition haben willst, dann musst du mehr leisten. Das gilt für Männer genauso. Nur zweifeln Frauen einfach mehr an sich selber“ Gertrude Schatzdorfer-Wölfel berichtet aus ihrer eigenen Erfahrung als unternehmensführende Frau in einer Männerdomäne, dem Gerätebau: „Es stellt sich die Frage: Wie hungrig sind unsere Frauen? Ich musste mir noch sehr viel erkämpfen! Nun sind die Rahmenbedingungen für Frauen gegeben. Viele große Betriebe wollen Frauen, aber es ist schwer, dass sich Frauen eine Führungsposition ‚antun‘ und diese Verantwortung übernehmen wollen.“ Dabei sei es laut Haberlander wichtig, den Frauen das Gefühl zu geben, dass sie nicht die besseren Männer sein müssen: „Wir müssen Frauen in ihrem Wesen bestärken und ihnen zugestehen, dass sie Dinge anders machen dürfen als Männer. Man darf sie in Führungsaufgaben nicht in die Rolle der Männer zwängen.“ Das Thema Selbstbestimmung der Frauen müsse man auch laut Schatzdorfer-Wölfel immer häufiger noch strapazieren.

„Erfolg passiert außerhalb der Komfortzone. Wenn du eine Führungsposition haben willst, dann musst du mehr leisten." (Doris Hummer)

Mut etwas einzufordern

Bezüglich Einkommensschere sehen die Frauenvertreterinnen einerseits das Bildungsniveau, die Berufswahl und die Teilzeitquote als verantwortliche Parameter. Auch beim Gehalt zeichne sich wieder ab, dass Frauen weniger mutig als Männer sind und weniger oft mehr Geld für ihre Leistungen einfordern. „Bei uns im Unternehmen ist klar, dass das Gehalt outputbezogen und nicht stellenbezogen ist. Wenn eine Frau zum Erfolg des Unternehmens beiträgt, kann sie durchaus mehr verdienen als ein Mann“, berichtet Schatzdorfer-Wölfel aus ihrer Erfahrung.

Klares "Nein" zur Frauenquote

Bei der Frage nach der Frauenquote in Führungspositionen sprachen sich alle drei Gesprächsteilnehmerinnen für ein klares „Nein“ aus. Schatzdorfer-Wölfel: „Wenn etwas g’scheit ist, dann ist es g’scheit, egal ob es von einem Mann oder einer Frau kommt. Wichtig ist, dass die Leistung entscheidet.“ Der hohe Anteil an Frauen, sei in ihrem Unternehmen, aufgrund anderer Perspektiven und Herangehensweisen, ein absoluter Wettbewerbsvorteil. Hummer setzt auf gemischte Teams: „Ich bin kein Quotenfan. Aber ich bin ein Fan davon, den Fokus auf beide Geschlechter hin zu öffnen. Es gibt Studien, die beweisen, dass gemischte Teams am erfolgreichsten sind.“ Haberlander spinnt die Quotenfrage sogar weiter: „Bei Quoten denken wir immer nur an Frauen in Männerberufen. Man könnte das umgekehrt genauso diskutieren. Eine Männerquote zum Beispiel im pädagogischen Bereich, etwa im Kindergarten. Eine Zwangsvorgabe halte ich für den falschen Weg. Wir brauchen ‚Role Models‘.“

"Eine Zwangsvorgabe halte ich für den falschen Weg. Wir brauchen Rolemodels.“ (Christine Haberlander)

Diese ‚Role Models‘ dienen als Vorbilder und Vorreiterinnen für andere Frauen – auch wenn diese mit Vorbehalten von Männern konfrontiert werden. Doris Hummer hat dafür einen Rat: „Frauen sollen Dinge einfach so machen, wie sie es sich denken. Und nicht ständig hinterfragen, ob etwas richtig oder falsch ist.“ Zu mehr Authentizität ruft die LH-Stellvertreterin auf: „Es braucht den Mut, dass man so ist wie man ist – auch im Führungsverhalten. Es sorgt für Irritation. Wichtig ist aber trotzdem, sich treu zu bleiben, eine konsequente Sach-orientierung zu haben und aufgrund von Kompetenz zu arbeiten.“

Ich finde wir Frauen, haben ein verdammt gutes Zeitalter erwischt. Wir dürfen es jetzt nur nicht verschlafen und uns in der Komfortzone zurücklehnen!“ (Gerti Schatzdorfer)

Schatzdorfer-Wölfel sieht das Frausein sogar als Vorteil: „Wenn ich etwas nicht kann, dann kann ich jede Frage stellen – nicht nur als Chefin, sondern als Frau. Das trauen sich Männer oft nicht. Wir Frauen können da viel leichter authentisch sein und dürfen die gesamte emotionale Palette ausleben. Wir Frauen haben ein verdammt gutes Zeitalter erwischt. Wir dürfen es jetzt nur nicht verschlafen und uns nicht in der Komfortzone zurücklehnen!“

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