AKOÖ-Frauenmonitor
Frauen verdienen jährlich einen Kleinwagen weniger
Zum zwölften Mal hat die Arbeiterkammer mit dem Frauenmonitor eine umfangreiche Sammlung von Daten und Fakten zur Lage der Oberösterreicherinnen herausgebracht. Die Zahlen belegen, dass Verbesserungen für Frauen nur schleppend vorangehen.
OÖ. Für Frauen ist es ungleich schwerer, erwerbstätig zu sein, als für Männer. Der Einkommensrückstand macht nach wie vor mehr als ein Drittel aus. Während Männer in Oberösterreich ein Median-Einkommen von 2.782 Euro haben, liegt jenes der Frauen mit 1.764 Euro um 36,6 Prozent darunter. Wegen mangelnder Kinderbetreuungsmöglichkeiten – Oberösterreich ist da nach wie vor Schlusslicht – werden Frauen in Teilzeitjobs gedrängt.
„Insgesamt gab es in den letzten zwei Jahren kaum Verbesserungen für Frauen“, fassen AK-Präsident Johann Kalliauer und AK-Vizepräsidentin Elfriede Schober die Ergebnisse des jüngsten AK-Frauenmonitors zusammen. „Und die Corona-Pandemie hatte gewaltige und nachhaltige Auswirkungen auf die Lage der Frauen.“
Bei Vollzeitbeschäftigung verdienen zum Beispiel Frauen um 12.500 Euro brutto jährlich weniger als Männer. Das entspricht dem Wert eines schnittigen Kleinwagens. Gewaltige Differenzen gibt es auch in der Altersversorgung: Niedrige Einkommen, Teilzeitarbeit oder Lücken im Versicherungsverlauf (Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen) führen zu minimalen Pensionen. In Oberösterreich betrug im Dezember 2019 die durchschnittliche Höhe der Direktpensionen (ohne Hinterbliebenenpensionen) der Frauen 1.085 Euro brutto. Sie lag damit um fast 900 Euro unter jener der Männer.
Schlusslicht bei Kinderbetreuung
Mangels geeigneter Kinderbetreuung können Frauen vielfach keinen Vollzeitjob annehmen. Unverändert hinkt Oberösterreich beim Ausbau der Kinderbetreuungsplätze, die beiden Elternteilen eine Vollzeitarbeit ermöglichen, hinter den anderen Bundesländern her. Bei den Unter-Dreijährigen nimmt Oberösterreich den letzten und bei den Drei- bis Sechsjährigen nur den vorletzten Platz ein.
Grotesk ist ein Faktum, das sich im Vergleich der Kindertagesheimstatistiken 2018/19 und 2019/20 zeigt: Das Angebot an vollzeittauglichen Kinderbetreuungsplätzen für Unter-Dreijährige ist – aufgrund massiver Anschubfinanzierung durch den Bund – in den anderen Bundesländern gestiegen. Oberösterreich brachte das Kuriosum zustande, dass die Plätze sogar zurückgingen.
Frauen litten unter Shutdown
In der Corona-Krise erwiesen sich jene Jobs als tragende Säulen der Gesellschaft, in denen überdurchschnittlich oft Frauen tätig sind – vielfach unterbezahlt und unterbewertet. 90 Prozent der Kinderbetreuung, der persönlichen Pflege und der häuslichen Hilfs- und Reinigungsleistungen werden von Frauen getragen. Drei Viertel der Beschäftigten im Gesundheitsbereich und über 80 Prozent der Kassenangestellten in Supermärkten sind weiblich.
Diese „systemrelevanten“ Berufe sind besonders geprägt von hohen Arbeitsbelastungen, atypischen Beschäftigungsverhältnissen und geringem Einkommen. Schicht- und Turnusarbeit in Kombination mit langen Arbeitszeiten oder auch die Arbeit zu Randzeiten (nachts oder am Wochenende) sind für viele Beschäftigte sehr belastend. Die „systemrelevanten“ Berufe genießen zwar ein hohes Ansehen in der Bevölkerung, doch sie sind sozial schwach abgesichert: "Der Corona-1.000-er für Frauen in diesen Berufen sollte endlich umgesetzt werden. Von Applaus alleine sind die Lebenserhaltungskosten nicht gedeckt," so Vizepräsidentin Schober.
Waren Frauen im Home-Office, verdichteten sich die Belastungen enorm – Kinderbetreuung, Kochen, Hausarbeit und zusätzlich oft Pflege von Angehörigen. Viele Eltern (und hier vor allem Frauen) kamen mit den Anforderungen durch das Home-Schooling an ihre Grenzen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.