Bezirk Oberwart/Rhodos
Plötzlich hieß es nur noch "Lauft um euer Leben!"
Seit der Vorwoche toben auf der beliebten Ferieninsel Rhodos großflächige Waldbrände. Tausende Urlauber mussten evakuiert werden. Auch aus dem Bezirk Oberwart waren einige unter ihnen.
BEZIRK OBERWART. MeinBezirk.at/BezirksBlätter sprach mit Urlaubern aus dem Bezirk Oberwart, die am Wochenende die Ferieninsel Rhodos verlassen haben bzw. noch auf Rhodos sind. Sie berichten exklusiv über ihre Eindrücke und die Situation vor Ort.
Am Wochenende kehrten Johanna Mikolaschek aus Wiesfleck und ihr Freund Lukas in die Heimat zurück. Die Wiesfleckerin schildert ihre Erlebnisse: "Wir waren in Faliraki - also rund 30km vom Brand entfernt. Am Mittwoch haben wir den Brand gerochen, aber sonst eigentlich nichts mitbekommen. Am Samstag haben wir dann große Rauchwolken weit entfernt gesehen und am Abend begann es dann mit Stromausfällen, die immer wieder im halbstündigen Takt auftraten."
"Wie in einem Flüchtlingslager"
"Die Rückreise funktionierte bei uns mit Tui und Austrian Airlines Gott sei Dank problemlos. Aber am Flughafen war die Hölle los - gefühlt wie in einem Flüchtlingslager (wie man es von Fotos kennt) - die Menschen mit ihren Koffern liegend am Boden. Babys, alte Menschen in Rollstühlen, alle hoffnungsvoll auf einen Rückflug wartend. Mit einigen haben wir gesprochen, die direkt im Gebiet des Brandes gewohnt haben. Da waren im Flieger nach Wien dann einige dabei, die evakuiert worden sind und ihr ganzes Hab und Gut dort lassen mussten", berichtet Johanna.
Johanna Mikolaschek: "Wir waren froh, wieder in Österreich zu sein!"
"Mit einer Stunde Verspätung konnten wir dann sicher wieder nach Österreich gebracht werden. Dafür wurde aber eine Maschine A321 verwendet, um so - meines Erachtens - mehr Leute mitzunehmen. Die Stimmung war im Allgemeinen sehr beunruhigend. Am Flughafen war das Militär zu sehen, am Landeplatz die Löschflugzeuge. Da ist man wieder sehr froh, in Österreich zu sein", so die Wiesfleckerin.
"Lauft um euer Leben"
Verena Weber aus Eisenberg schilderte ihre Erlebnisse noch dramatischer: "Am Tag davor haben wir zwar Rauch wahrgenommen und auch Wasserflugzeuge übers Hotel fliegen gesehen, aber die Mitarbeiter beruhigten uns, dass dies kein Problem sei und jedes Jahr passiert. Am darauffolgenden Tag spitzte sich die Lage zu, der Himmel war komisch orange gefärbt und wir erhielten am Handy auch eine Notfallwarnung extrem, den Ort rasch zu verlassen."
Verena Weber: "Zuerst hieß es in der Hotellobby, wir sollten noch warten und fünf Minuten später nur noch: Lauft, Lauft, Lauft - um euer Leben!"
"Wir haben dann gesehen, dass Hunderte Menschen einfach wegliefen und wir schwammen praktisch im Strom mit. Wir wussten aber nicht wohin, es gab keine Ansprechpartner, an die wir uns hätten wenden können. Wir haben das Feuer deutlich gespürt und überall liefen die Menschen durcheinander, Kinder weiten. Wir irrten herum und nach etwa zwei Stunden haben wir bei 45 Grad in einem anderen Hotel dann Wasser bekommen", schildert die Eisenbergerin.
Stundenlange Odyssee und Chaos
"Danach hieß es auch in dem Hotel, dass Feuer kommt näher. Wir wurden dann in einem Pick-Up zu einer Schule gefahren. Es gab keinerlei Orientierung. Ein paar Stunden später holten uns Busse ab und transportierten uns zum Flughafen. Wir mussten bei dieser Fahrt zweimal umsteigen. Am Flughafen herrschte absolutes Chaos, da viele Flüge ausgebucht waren und trotzdem viele Menschen einfach nur weg wollten", berichtet Verena.
Verena Weber: "Wir wussten nicht, ob wir wirklich rauskommen!"
"Da wir am Sonntag unseren regulären Heimflug hatten, blieben wir am Flughafen und verbrachten dort etwa 18 Stunden. Wir haben am Boden geschlafen. Es war wirklich schlimm, auch weil wir bis zum Schluss nicht wussten, ob wir wirklich rauskommen. Wir hatten nichts zu essen und keinen Ansprechpartner, der uns weiter geholfen hätte oder gesagt, was wir tun sollen."
Froh in Österreich zu sein
Sie hat es aber dann doch geschafft, planmäßig in Richtung Österreich abzuheben. "Es tat alles weh, ich hatte starke Blasen an den Füßen und bin extrem müde. Es braucht sicher jetzt einige Zeit, um mich davon zu erholen. Die Ereignisse kommen aber immer wieder auf, vor allem, wenn ich Bilder sehe. Das wird sicher noch dauern, um darüber hinweg zu kommen", so Weber.
"Ich habe nur den Reisepass und die Geldbörse mitgenommen. Ich weiß nicht, ob das Hotel noch steht oder ob wir unser Gepäck jemals zurückbekommen. Ich bin aber froh, letztlich heil rausgekommen zu sein und froh, dass ich wieder in Österreich und im Burgenland bin", betont sie.
Kein Problem im Norden
Johann Farkas aus Großpetersdorf berichtet aus dem Norden der Insel: "Ich bin gerade auf Rhodos. Im Norden der Insel ist "business as usual". Es ist herrliches Wetter und richtig viel los. Jeden Tag kommen neue Gäste hierher."
"Unsere griechischen Freunde brauchen alle Urlauber dringend! Leider schüren große deutsche Medien zu viel Panik. Ich bin mit vielen Griechen in Kontakt, es werden sogar Reisen im September und Oktober storniert deswegen! Wir sind am Freitag nachhause gekommen und ich würde sofort wieder runter fliegen und helfen", sagt Christian Zamikal aus Oberwart.
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