Kommentar
„Angsthasenfußball“ statt kontrollierte Offensive
Das EO durfte wieder öffnen, der große Kundenansturm blieb allerdings aus. Ein zentraler Faktor fehlt nämlich - die Gastronomie als Treffpunkt. Und das wird sie auch noch einige Wochen.
Zwar gibt es mit dem 19. Mai nun ein Datum, an dem Vieles geöffnet werden soll. Die Vorfreude wird ob der Einschränkungen doch getrübt.
Die Lust aufs Schnitzel im Gasthaus oder die Melange im Café schmeckt schon jetzt etwas fahl. Eintrittstests, Impfbestätigung oder Genesung sollen den Besuch ermöglichen - doch nur mit Maske und Registrierung. Ob da viele die häusliche Gemütlichkeit ohne Kontrolle der bürokratischen Geselligkeit weiter vorziehen - immerhin ist eine solche seit Monaten Routine.
"Einheitsbrei" statt Etappen
Zudem wirkt der Öffnungsplan wie ein Einheitsbrei, statt einer mit Konzepten begleiteten schrittweisen - regionalen - Öffnung in Etappen und entsprechender Maßnahmen, die sich exakter Kriterien aktuellen Gegebenheiten anpassen. Das funktionierte zwar im Vorjahr, doch heuer will es die Regierung anders.
Dabei entsteht der Eindruck, dass statt einer kontrollierten Offensive, die auch im Fußball meist zum Ziel führt und schon längst hätte beginnen sollen, lieber Angsthasenfußball gespielt wird. Nur ja lange genug zulassen, damit sich bestimmte Öffnungsschritte gar nicht auswirken oder von alleine lösen. Der Breitenfußball ist bereits das erste "Öffnungsopfer", da mit 26. April nunmehr die Ligen und Klassen in die "Sommerferien geschickt wurden". Veranstaltungen sind erst im Sommer denkbar, Bürokratie in Gastronomie, Theater usw. werden die Massen daran hindern, loszustürmen. Im Burgenland wurde die "Osterruhe" beendet, das gab Kritik - die Entwicklung zeigt aber, dass es funktioniert. Von Platz 9 rückte Rot-Gold auf Platz 1, doch wirklich kaufen lässt sich davon nichts. Statt der angekündigten regionalen Lösungen bietet sich ein Österreichtopf, in dem regional nur Verschärfungen möglich sind.
Chancen vergeben
Manche werden Öffnungen wohl genießen, aber aktuell eher in den Nachbarländern, wo mittlerweile schrittweise wieder etwas geht. Viele Chancen der letzten Monate wurden vergeben, jetzt bleibt nur die Unsicherheit und das Risiko, dass bis zum nächsten Angriffsversuch das Virus mit Mutanten den Öffnungsplan abermals auskontert. Und in Tirol haben sich diese bereits wieder in Bewegung gesetzt - auch die indische Variante steht schon ante portas. Seit Wochen bekannt, aber nun erst als augenscheinliches Risiko eingestuft.
Möglicherweise warten manche schon darauf. Eine kolportierte Normalität im Sommer wird ein Wunschtraum bleiben, mit den Virus-Varianten gilt es umzugehen, da sie uns auch in Zukunft begleiten. Dazu sind aber kontrollierte Offensive und rasche Reaktion notwendig, damit die Wirtschaft wieder starten kann und gleichzeitig das Virus in Schach gehalten wird.
Optimismus sieht anders aus
Doch auch in der Wirtschaft gibt es viele Baustellen, die seit Jahren höchstens geflickt werden - wie der Fachkräftemangel in zahlreichen Branchen. Auch wenn alles funktioniert und die Impfungen in der breiten Masse ankommen, wird jetzt schon vorm nächsten Herbst gewarnt.
Es bleibt an der Bevölkerung hängen - egal ob sie mittut oder nicht. Die nächsten Wochen werden entscheidend sein, in welche Richtung es tatsächlich geht. Echter Optimismus und wahre Aufbruchstimmung sehen anders aus, die Politik versprüht längst keine mehr - auch wenn es den Anschein erwecken soll. Doch wie heißt es so schön, die Hoffnung stirbt zuletzt!
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