Internationaler Romatag
Burgenlandroma – Teil der burgenländischen Identität
Am 8. April wird der internationale Tag der Roma begangen. Landespolitik betont die Bedeutung der Volksgruppe fürs Burgenland.
BURGENLAND. Der Internationale Tag der Roma am 8. April ist ein weltweiter Aktionstag, mit dem auf die Situation dieser Volksgruppe aufmerksam gemacht und zugleich ihre Kultur gefeiert werden soll. Diverse Vereine rücken die Volksgruppe auch im Burgenland immer wieder in den Fokus, Veranstaltungen wie Roma-Bälle oder auch Konzerte von Roma-Bands sorgen dafür, dass das kulturelle Erbe der Roma im Burgenland am Leben gehalten wird.
„Die Roma können stolz auf ihre Kultur sein. Umgekehrt sind sie als Volksgruppe ein unverzichtbarer Bestandteil der burgenländischen Identität und tragen wesentlich zur kulturellen Vielfalt unseres Bundeslandes bei“, sagt Landeshauptmann Hans Peter Doskozil.
LH Hans Peter Doskozil: „Zum 100-jährigen Jubiläum des Burgenlandes sollte eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben für alle Romnija und Roma keine Frage mehr sein!“
Weitere Anstrengungen notwendig
„Wir sind aber noch nicht an unserem Ziel angekommen. Es bedarf einer gemeinsamen Anstrengung, die Lebens- und Erwerbssituation, aber auch die gesellschaftliche Stellung der burgenländischen Romnija und Roma weiter zu verbessern. In diesem Prozess geht es auch um symbolische Gesten. Der Bereich der wissenschaftlichen Forschung über die Volksgruppen ist dabei genauso relevant wie die kontinuierliche Förderung von arbeitsmarktpolitischen, bildungspolitischen und kulturellen Projekten der Volksgruppe“, so Doskozil. Aus diesem Grund sind zum 100-jährigen Jubiläum auch eigene Volksgruppen-Projekte in Planung.
LH Hans Peter Doskozil: „Die Burgenlandroma sind unverzichtbarer Bestandteil der burgenländischen Identität!“
Welt-Roma-Tag seit 1990
Der Welt-Roma-Tag findet seit 1990 jährlich am 8. April statt und erinnert unter anderem daran, dass den Roma der Zugang zu Wirtschaft, Politik und Kultur lange verwehrt war. Auch die Geschichte des Burgenlandes zeigt, wie schwer es die Roma hatten: von der Verfolgung unter dem NS-Regime bis hin zu dem Attentat in Oberwart am 4. Februar 1995, bei dem vier junge Roma ermordet wurden.
Seitdem ist das öffentliche Bewusstsein für die Probleme der Minderheit gewachsen. „Auch weiterhin müssen wir uns die Diskriminierung dieser Volksgruppe immer wieder ins Gedächtnis rufen, denn Toleranz und Menschlichkeit sollen im Vordergrund stehen, um im Burgenland ein friedvolles und aufgeschlossenes Miteinander zu ermöglichen“, so der Landeshauptmann. Immer mehr Gemeinden, vor allem aber auch die Zivilgesellschaft, werden sich ihrer regionalen Geschichte und Verantwortung bewusst. Mittlerweile ist es selbstverständlich, dass auf Denkmälern zur Nazizeit auch der Opfer unter den Roma und Sinti gedacht wird. „Diese Symbole des Erinnerns sind wichtig“, bekräftigt Doskozil.
100 Jahre Burgenland und seine Volksgruppenkultur
Die Einzigartigkeit des Burgenlandes ist eng mit den unterschiedlichen Kulturen und Sprachen, die das jüngste Bundesland Österreichs zu bieten hat, verknüpft. Die Volksgruppen im Burgenland spielen daher eine bedeutende Rolle für seine Identität.
„Wir bekennen uns zum respektvollen Umgang mit unserem reichhaltigen kulturellen Erbe und fördern die Volksgruppenvereine im Burgenland mit rund 120.000 Euro jährlich. Zudem können wir Volksgruppenkultur- und Brauchtumspflegeprojekte mit weiteren 100.000 Euro jährlich über das Kulturförderwesen unterstützen. Wir wollen den Zusammenhalt im Burgenland hochhalten und unsere Volksgruppen gerade in unserem Jubiläumsjahr vor den Vorhang bitten“, betont er. Daher setzt sich das Land im Jubiläumsjahr in besonderer Form mit den burgenländischen Volksgruppen auseinander. Unter den zahlreichen Volkgruppenprojekten, die Zuge des Förderprogramms zu 100 Jahre Burgenland eingereicht wurden, befinden sich auch mehrere Projekte, die sich mit der Geschichte und Zukunft der Burgenlandroma auseinandersetzen. Das Spektrum der eingereichten Projekte reicht von Schulprojekten des Vereins Roma Service über das Projekt „Roma 2000“ bis hin zu einem Ausstellungsprojekt aller im Burgenland vertretenen Volksgruppen. „Ich sehe insbesondere die Kultur als Türöffner für das allgemeine Verständnis und den Respekt für andere Volksgruppen“, ergänzt der Landeshauptmann.
400 Seiten Buch
Das Forschungsprojekt „Die verschwundenen Romasiedlungen des Burgenlandes“ erforscht erstmals die Geschichte der ca. 140 Romasiedlungen in 86 Gemeinden des Burgenlandes bis zum Verschwinden in der Nazizeit. Nur wenige sind heut noch existent. Die beiden Historiker Herbert Brettl und Gerhard Baumgartner haben die archivalischen Dokumente aus drei Jahrhunderten zusammengetragen.
Das Projekt wurde vom Land Burgenland mit insgesamt 8.000 Euro unterstützt. Das Projekt mündet in ein 400 Seiten starkes Buch mit dem Titel „Einfach weg“. Mit dieser Publikation steht ein Nachschlagewerk über die Geschichte dieser Volksgruppe zur Verfügung.
Fester Bestandteil des Landes
Im Jahr 1971 fand der erste Welt-Roma-Kongress in London statt. Dort wurde auch die Einführung einer Flagge und einer Hymne der Roma, die zu zwei wichtigen Symbolen der Roma-Bürgerrechtsbewegung werden sollten, beschlossen.
„Das Burgenland hat eine große Roma-Gemeinschaft, die fester Bestandteil unseres Bundeslandes ist. Seit 1993 ist der Volksgruppenstatus der Roma in Österreich gesetzlich verankert. Leider wurde die Volksgruppe immer wieder mit Diskriminierung und Vertreibung konfrontiert“, so Landtagspräsidentin Verena Dunst: „Am internationalen Tag der Roma gilt es, der Vergangenheit zu gedenken und die Demokratie sowie das friedliche Leben miteinander hochzuhalten.“
LT-Präs. Verena Dunst: „Volksgruppe der Roma ist ein fester Bestandteil des Burgenlandes!“
Auch der 2. Landtagspräsident Bgm. Georg Rosner betont die Bedeutung der Roma als burgenländische Volksgruppe: "Seit Jahrzehnten ist die Volksgruppe der Roma und Sinti ein fester Bestandteil der burgenländischen Identität. Darauf können wir stolz sein. Umso wichtiger ist es jetzt, dass die Politik weiter für die Stärkung und Integration der Volksgruppe in der Gesellschaft einsteht. Mit der Verdoppelung der Volksgruppenförderung geht die Bundesregierung einen wichtigen Schritt in diese Richtung.“
Gegen Ausgrenzung
"Es ist einweltweiter Aktionstag, mit dem auf die Situation der Roma, insbesondere deren Diskriminierung und Verfolgung, aufmerksam gemacht werden soll, verwies Berlakovich darauf, dass unter dem NS-Regime tausende Roma und Romnja auf grausamste Weise ihr Leben verloren.
Österreich sieht es als seine Verantwortung, der Opfer zu gedenken. Wir müssen weiterhin gegen Ausgrenzung, Gewalt und Hetze gegen Volksgruppen auftreten“, so ÖVP-Volksgruppensprecher NR Nikolaus Berlakovich: „Gleichzeitig wollen wir mit diesem Tag auch die Kultur dieser ethnischen Minderheit feiern.“ Mit Volksgruppenprojekten werden Kultur und Sprache der österreichischen
Volksgruppen gesichert.
NR Niki Berlakovich, ÖVP-Volksgruppensprecher: "Heute ist es wichtiger denn je, Toleranz zu leben."
Ein Meilenstein war für Berlakovich die Verdoppelung der Volksgruppenförderung, die im Vorjahr - erstmals seit 1995 - um vier auf acht Millionen Euro aufgestockt wurde. Enthalten sind etwa wichtige Bildungsprojekte, Investitionen in den Nachwuchs und die nachhaltige Absicherung und
Förderung der Volksgruppenmedien sowie ihrer digitalen Angebote. Der Volksgruppenvertreter wies zudem darauf hin, dass der Ministerrat die Arbeitsdefinition von „Antiziganismus“ der
Internationalen Allianz für Holocaust-Gedenken angenommen und damit ein „wichtiges Signal“ gesetzt habe. Die Annahme der Arbeitsdefinition von „Antiziganismus“ wird nun dem Nationalrat und Bundesrat zur Kenntnisnahme und allfälligen weiteren Behandlung zugeleitet.
Mit der 1993 vollzogenen Volksgruppenanerkennung der Roma sei Österreich zu einem der ersten Länder Europas geworden, das zumindest einzelnen, in Österreich ansässigen Gruppen auch formal den Status einer rechtlich anerkannten Volksgruppe gewährte. „Wir können im Burgenland und in ganz Österreich, stolz sein, dass die Bevölkerung hier auf Gemeinsamkeit setzt und Menschen unterschiedlicher Kultur und Sprache seit Jahrhunderten gemeinsam friedlich leben können“, unterstreicht der Mandatar.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.