Jubiläum
Großes Fest "30 Jahre Anerkennung der Roma als Volksgruppe"
Die Volksgruppe der Roma beging im Offenen Haus Oberwart das 30-jährige Jubiläum ihrer Anerkennung als Volksgruppe in Österreich. Unter den Ehrengästen war auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen.
OBERWART. Exakt am 16. Dezember 1993 erfolgte die offizielle Anerkennung der Roma und Sinti als Volksgruppe in Österreich - insgesamt gibt es sechs (Kroaten, Ungarn, Slowenen, Slowaken, Tschechen und Roma). Zum 30-jährigen Jubiläum gab es am Samstag ein Fest im Offenen Haus Oberwart, bei dem auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen und seine Gattin Doris Schmidauer anwesend waren.
"Wir sind alle Teil einer Minderheit. Als Tiroler bin ich eine Minderheit in Österreich, ebenso wie die Burgenländer. Als Österreicher eine Minderheit im deutschsprachigen Raum und alle Deutschsprachigen wie auch Franzosen, Spanier usw. sind jeweils eine Minderheit im großen Europäischen Raum. Das verbindet uns", so Van der Bellen, der sich auch für eine zentrale Gedenkstätte für die im Nationalsozialismus ermordeten Roma und Sinti stark macht: "Es freut mich sehr, dass es jetzt einen Konsens in der Regierung und im Parlament gibt, dass es für irgendeine Art von prominentem Denkmal für die Geschichte von Roma und Sinti höchst an der Zeit ist.“
Anerkennung erkämpft
"Es war ein langer Weg und ein harter Kampf, aber letztlich ein politisch wichtiger Schritt, denn ohne politische Anerkennung als Volksgruppe fehlen die gleichen Voraussetzungen wie bei anderen Volksgruppen. Egal ob in der Bildung oder in der Gesellschaft, durch die Anerkennung werden wir finanziell unterstützt und können so sinnvolle Projekte umsetzen. Die Lernbetreuung als Beispiel hat bereits einige positive Ergebnisse gebracht. Wir haben Akademiker, fast alle Jugendlichen, die wir betreuen, machen eine Lehre oder gar eine höhere Schule. Sie setzen sich auch mit der Identität der Roma auseinander", sagt Emmerich Gärtner-Horvath, Vorsitzender des Volksgruppenbeirats der Roma, der anmerkt, dass "Diskriminierung noch immer ein Thema" ist. "Das jahrhunderte lange negative Bild der Roma soll durchbrochen werden. Das ist unser Ziel!", so Gärtner-Horvath.
Wichtiger Schritt
„Die Anerkennung der Roma als eigenständige Volksgruppe war ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer Gesellschaft, die Vielfalt nicht nur toleriert, sondern aktiv schätzt und fördert. Eine treibende Kraft dafür war Rudolf Sarközi, ohne dessen Engagement wir heute wohl nicht hier stehen würden. Aber auch andere Persönlichkeiten wie Emmerich Gärtner-Horvath oder Horst Horvath und andere mehr haben die Anerkennung vorangetrieben.“, sagte LR Leonhard Schneemann.
LR Leonhard Schneemann: "Die Einzigartigkeit des Burgenlandes ist eng mit den unterschiedlichen Kulturen und Sprachen, die das jüngste Bundesland Österreichs zu bieten hat, verknüpft."
"Die Volksgruppe der Roma kann stolz auf ihre Kultur sein. Sie ist ein unverzichtbarer Bestandteil der burgenländischen Identität und trägt wesentlich zur kulturellen Vielfalt unseres Bundeslandes bei. Unsere Gemeinschaft wird erst durch die Vielfalt der Kulturen und Traditionen wirklich reich. Die Volksgruppen im Burgenland spielen daher eine bedeutende Rolle für ihre Identität", betonte Schneemann.
Politische Vielfalt zeigen
Die gelebte Vielfalt in Oberwart strich Bgm. Georg Rosner hervor, ehe er das Wort an Stadträtin Manuela Horvath, selbst eine Romnija, übergab: "Wir stehen hier gemeinsam, weil wir die politische Vielfalt Oberwarts zeigen wollen. Es war vor Jahrzehnten undenkbar, dass Roma gewählte Mandate innehätten – weder in der Kommunalpolitik, noch in der Landespolitik. Ich bin die einzig gewählte Politikerin in ganz Österreich und sitze in Oberwart im Stadtrat. Wünschenswert wäre es, wenn sich auch in anderen Städten und Ortschaften Menschen aus der Volksgruppe politisch engagieren und den Ort, in dem sie leben, mitgestalten!"
Musik und Literatur
Unter den Ehrengästen waren auch 2.LT-Präs. Walter Temmel, die ehemalige Landtagspräsidentin LA Verena Dunst, LA Wolfgang Spitzmüller, LA Regina Petrik, LA Christian Dax und NR Christian Drobits, sowie Ludwig Frauer, Obmann vom Burgenländisch-Ungarischen Kulturverein.
Nach dem Festakt gab es Musik der Band Romano Rath - die heuer ebenfalls ihr 30-jähriges Jubiläum begeht -sowie der Leon Berger Band, Joschi Schneeberger, Hojda Stojka, Fery Janoska, Gypsy Swingtet und DJ Melinda Stojka, sowie Lesungen von Nuna Stojka, die Texte von Ceija Stojka und Stefan Horvath zum Besten gab.
Zur Geschichte
In Österreich lebten vor 1938 rund 11.000 Roma und Sinti, davon mit 8.000 der größte Teil im Burgenland. Nur rund 10 Prozent überlebten die NS-Zeit, von 120 Roma-Siedlungen bestehen 2023 nur mehr wenige. "Auch in Unterkohlstätten, wo ich Bürgermeister war, gab es früher rund 300 Roma, die in zwei Etappen von den Nazis verschleppt wurden. Acht überlebten die Konzentrationslager. Eine der letzten Aktivitäten für mich als Bürgermeister war die Errichtung eines Gedenksteins 2016", so Schneemann.
2025 wird in Oberwart das Volksgruppenhaus eröffnet. "Wir wollen den Zusammenhalt im Burgenland hochhalten, einen wichtigen Beitrag soll dabei das neue Volksgruppenhaus in Oberwart leisten. Dieses ein weiteres Zeichen dafür, was das Burgenland auszeichnet, nämlich, dass hier das Zusammenleben und Miteinander der Volksgruppen einzigartig ist", streicht er hervor.
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