Erklärtes Ziel ist die EM-Qualifikation
ÖFB-Frauenteamchef Dominik Thalhammer im Exklusiv-Interview
Das ÖFB-Frauennationalteam gastierte diese Woche in Bad Tatzmannsdorf. Bei diesem Trainingscamp sollte wenige Woche vor Beginn der EM-Qualifikation noch am Feinschliff gearbeitet werden.
Bezirksblätter-Redakteur Michael Strini sprach mit Teamchef Dominik Thalhammer über das Camp, Bad Tatzmannsdorf und die bevorstehende Qualifikation.
Bezirkblätter: Hallo Dominik, ihr seid das zweite Mal in Bad Tatzmannsdorf zu Gast. Wie ist dein Eindruck und hat es gegenüber dem Vorjahr Veränderungen gegeben?
Dominik Thalhammer: "Ich bin sehr zufrieden, wir fühlen uns hier rundum wohl. Das Umfeld ist einfach perfekt - auch was Essen und Regenerationsmöglichkeiten anbelangt. Das AVITA-Team ist sehr um uns bemüht und erfüllt uns jeden Wunsch. Auch die Nähe zum Platz - weniger als fünf Gehminuten - ist ein großer Vortei. Das schätzen wir sehr. Wir können hier intensive Trainings durchführen und auch im Taktikbereich sehr viel machen."
BB: Worauf habt ihr diesmal besonderen Fokus gelegt?
Thalhammer: "Fitness ist für unser Spiel sehr wichtig, das sich auf Pressing und Gegenpressing konzentriert. Deshalb haben wir auch in der Sporthalle Oberwart einen gründlichen Fitnesscheck absolviert. Dessen Ergebnis nutzen wir dann für Empfehlungen an einzelne Spielerinnen und können gezielt individuelle Pläne erstellen. Im Taktikbereich wollen wir auch mehr das Passspiel forcieren und so den Gegner bewegen, um damit dann mehr Möglichkeiten zu schaffen, in die Tiefe zu spielen. Ein wesentlicher Faktor war für uns den Ballbesitz zu stabilisieren, da ist in der Vergangenheit oft noch zu viel verschenkt worden. Das konnten wir in Bad Tatzmannsdorf gut umsetzen."
BB: Welche Bedeutung hat das Camp auch im Hinblick auf die bevorstehende EM-Qualifikation?
Thalhammer: "Eine sehr große! Wir waren zuletzt im April zusammen, das ist doch eine lange Zeit. Leider hat die Fifa den August Fixtermin gestrichen und darum ist das Camp sehr wichtig für uns. Als Verband sind wir deshalb auf den "Good Will" der Vereine angewiesen, dass uns auch die Spielerinnen freigestellt werden. Darum fehlen leider die Spielerinnen vom FC Bayern. Ein weiterer Aspekt war auch, neue Spielerinnen zu beobachten bzw. Spielerinnen, die nicht im engeren Kader stehen. Es waren auch drei U19-Teamspielerinnen dabei, die sich sehr gut präsentiert haben. Wir haben die Zeit auch für Analysen genutzt."
BB: Kommen wir nun zur im September beginnenden Qualifikation. Wie siehst du die Chancen?
Thalhammer: "Die Chancen für eine erfolgreiche Qualifikation sind wohl so gut wie noch nie, dennoch wird es schwierig und keine Mannschaft ist zu unterschätzen. Norwegen war bei der WM dabei und hat dort gute Leistungen gezeigt. Wir analysieren sie genau und ich sehe durchaus Möglichkeiten, sie zu schlagen, wenn alles passt. Zuvor gibt es aber noch vier Spiele zu erledigen. Zunächst geht es nach Kasachstan, wo die Planung enorm wichtig ist - Distanz, Zeitumstellung usw. Da haben wir uns auswärts phasenweise schwer getan, auch wenn wir am Ende gewonnen haben. Wales wird wohl der direkte Gegner um Platz 2, da wird das Heimspiel schon zu einem Schlüsselspiel, das es zu gewinnen gilt. Die Waliserinnen haben aber auch einige gute Spielerinnen in ihren Reihen und sind nicht zu unterschätzen. Das gleiche trifft auch auf Israel zu. Die Chancen stehen aber gut und es ist unser erklärtes Ziel. Doch wir werden sicher nicht verkrampft agieren, sondern versuchen locker an jedes Spiel heranzugehen."
BB: Zum Abschluss - wie siehst du die neue Saison in der Frauenbundesliga, auch im Hinblick auf die Auslandswechsel einiger Topspielerinnen?
Thalhammer: "Für die Spielerinnen ist es natürlich ein toller Karriereschritt, für die Vereine natürlich auch bitter. Ich denke Spratzern wird eine ähnliche Rolle wie letzte Saison spielen, dahinter gibt es einige Fragezeichen. Eines ist sicher, ob Sturm Graz, das sich ja kadermäßig stark verstärkt hat, schon so weit ist, um Spratzern zu fordern, wie Neulengbach in den letzten beiden Saisonen. Den Rest sehe ich eher ausgeglichen. Neulengbach wird sich mit seinem jungen Team finden müssen. Aufgrund der vielen Abgänge könnten die Carinthians im Laufe der Saison doch etwas abfallen und es schwer haben. Bei Südburgenland bin ich unsicher, wie sehr die Abgänge die Mannschaft geschwächt haben."
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