Gallitzinstraße 8-16
Sieben Jahre Protest ohne Erfolgsaussicht
In der Gallitzinstraße 8–16 wird nach langem Hin und Her gebaut. Die Kritik am Projekt reißt dennoch nicht ab.
WIEN/OTTAKRING. Bauland in bester Lage, direkt am Fuße des Wilhelminenberges: Was wie ein Immobilien-Inserat klingt, ist die Beschreibung des Grundstückes "Gallitzinstraße 8–16" in Ottakring. Seit mittlerweile sieben Jahren steht das Areal einer ehemaligen Gärtnerei im Fokus der Grätzlbewohner.
Rund 200 Wohnungen, die Hälfte gefördert, sollen am 16.000 Quadratmeter großen Grundstück entstehen. Nach der Erteilung von drei Baubescheiden sind jetzt die Bagger aktiv. Für die Bauherren ein Meilenstein, für die Baugegner ein Schlusspunkt einer langen Protestbewegung. Die Initiative "Pro Wilhelminenberg 2030" (PW) setzt sich seit Beginn des Projekts für eine "Redimensionierung" ein. Mit über 6.000 Unterschriften hat man versucht, das Bauprojekt auf "weniger, niedriger, lockerer" zu trimmen – ein Alternativprojekt inklusive. Jetzt muss man zusehen, wie die Rodungen am Areal den Bau der Wohnungen vorbereiten.
"Wir erachten die nun begonnene Umsetzung von mehrheitlich nicht-leistbaren Wohnraum samt Verkehrslawine als eine der größten Bausünden nicht nur in Ottakring, sondern auch mit negativen ökologischen Auswirkungen für die Stadt Wien", lässt PW-Sprecher Christian-André Weinberger wissen. Jahrelang wurde versucht, eine Veröffentlichung von Umweltgutachten zu erwirken. Bis zum Verfassungsgerichtshof wurde prozessiert. Vergebens: Gutachten wurden bis dato keine präsentiert. Stattdessen wird gebaut.
Millionengewinne erzielt
Zwei Bauträger haben bereits 2022 Millionengewinne eingefahren: SÜBA und Breiteneder. Beide haben ihre Baulose um 10,25 beziehungsweise 14,35 Millionen Euro an das Tiroler Immobilienunternehmen Bauwerk GmbH verkauft. Bei einem Kaufpreis im Bereich von 5 bis 6 Millionen Euro lohnenswert, wie die BezirksZeitung damals aufdeckte. Um den städtebaulichen Vertrag – Errichtung eines Kindergartens, geförderter Wohnbau – zu erfüllen, bleibt die ARWAG als dritte Bauträgerin.
Die ÖVP bezeichnet das Projekt als "umweltpolitisches Kapitalverbrechen". Bezirksparteiobmann Stefan Trittner kritisiert: "Besonders an heißen Tagen wirkt diese Grünfläche mit Bäumen, Sträuchern und Wiesen auch als wichtige Abkühlung in dem Grätzl. Wenn sie nun verbaut wird, bedeutet das nicht nur eine weitere Bodenversiegelung im großen Stil, sondern auch, dass die Frischluftschneise Liebhartstal, die jede Nacht kühle Luft aus dem Wienerwald in den Bezirk und in die Stadt bringt, erheblich verbaut wird.“
Zum Thema "Gallitzinstraße 8-16" bereits erschienen:
- Nach sieben Jahren null Einsicht in Umweltgutachten
- Millionengewinne für Bauträger in Ottakring
- Projektstopp und Anzeige in der Gallitzinstraße
- Darf sozialer Wohnungsbau maximalen Gewinn bringen?
- Bürgerinitiative fordert die Herausgabe der Umweltgutachten
- Gab es Eingriffe ins Umweltgutachten?
- Bürgerbeteiligung ist mangelhaft
- 6.000 Bürgerstimmen von Rot/Grün einfach weggewischt
- Umwidmung sorgt für Zwist
- Gallitzinstraße: Kommt der nächste Monsterbau?
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