„Es wird alles ins Klo geworfen“

Das Nachklärbecken.
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PERG. Batterien, Zigaretten, Stofftiere, Kleidung. Die Liste an Dingen, die über die Kanalisation in die Kläranlagen gelangen, ist endlos lange. Die Kosten, die daraus entstehen, müssen wir alle tragen.

Großes Problem: Feuchttücher

„Die Feuchttücher sind ein echtes Problem“, sagt Günter Aistleitner, Betriebsleiter der Perger Kläranlage. Die meisten Exemplare lösen sich nicht auf und verstopfen die Pumpwerke. Neben Feuchttüchern werden auch andere Toilettenartikel hinuntergespült, die in der Kanalisation nichts verloren haben: Tampons, Binden, Windeln, aber auch Dinge, an denen sich die Klärwärter verletzten können, wie Rasierklingen. Doch damit hört die Liste noch lange nicht auf. „Alles wird hinuntergespült. Ich glaube, manchen Leuten ist gar nicht bewusst, was sie tun. Sie sind daran gewöhnt", sagt Stefan Oberlinninger, der Geschäftsführer des Reinhaltungsverbands Perg/Münzbach/Windhaag/Rechberg.

Müllentsorgung ohne Gewissen

Die Kanal-Sünder fliegen selten auf. Wenn viele Haushalte zu einem Anschluss gehören, lässt sich kaum feststellen, von wem die Verschmutzung stammt. Die Anonymität verleitet manche zur achtlosen Müllentsorgung über die Toilette. Der Abfall belastet allerdings nicht nur die Kläranlage, sondern auch die Abwasserleitungen der Haushalte selbst. Wer etwa ständig fettige Essensreste hinunterspült, riskiert Beläge in den Rohren. "Schnell ins Klo und weg" kann sich dann zum teuren Problem für Hauseigentümer entwickeln.

Wir zahlen alle

Für unsachgemäße Entsorgung zahlen wir aber alle. Die Pumpwerke, die das Abwasser Richtung Kläranlage leiten, verschleißen durch Verstopfungen schneller. Die Maschinen müssen häufiger von den Klärwärtern gereinigt und zerlegt werden, was höhere Personalkosten verursacht. Starke Reinigungsmittel oder Chemikalien verlangen den Mikroorganismen in der Kläranlage Höchstleistungen ab. Wenn die Anlage große Wassermassen bewältigen muss, kostet das sehr viel Energie. Deshalb ist es auch verboten, übermäßige Mengen an Regenwasser in den öffentlichen Kanal zu leiten. All diese Kosten kommen über die Kanalgebühren auf uns zurück.

Das gehört nicht ins Klo

Ein Besuch in der Kläranlage zeigt: Der hinuntergespülte Müll und die Essensreste lösen sich nicht einfach auf, wie vielleicht manche annehmen. Und viele Produkte, die herausgefiltert werden müssen, sind erst in den vergangenen Jahren zum Problem geworden. "Die Einweg-Putztücher landen auch massenhaft in unseren Anlagen", so Oberlinninger. Absolut tabu sollte die Entsorgung von Medikamenten, speziell Antibiotika, über die Kanalisation sein. Denn diese Stoffe kommen in geringer Konzentration wieder in die Natur und damit zu uns selbst zurück.

Zur Sache

Die Kläranlage in Perg ist seit 1991 in Betrieb. Hier wird das Abwasser der Bezirkshauptstadt und aus Münzbach, Windhaag und Rechberg gereinigt und dann in den Naarnfluss geleitet. Feinrechen entfernen zuerst grobe Stoffe. Dazu gehört nicht nur unerlaubter Abfall, sondern auch Laub, Steine usw. Danach kommt das Wasser zu den Klärtürmen ins Belebungsbecken. Darin befinden sich Mikroorganismen, welche die Schmutzstoffe abbauen. Im Nachklärbecken wird der belebte Schlamm vom Wasser getrennt. Das saubere Wasser fließt in die Naarn.

Laut der Initiative "Denk KLObal" fallen in Oberösterreich wegen Müllentsorgung über das Abwasser und unerlaubter Wassereinleitung jährlich sieben Millionen Euro an Mehrkosten an. Folge: Die Kanalbenützungsgebühren steigen.

Meinung

Weniger ist mehr
Dem einen liegt nichts ferner, als sämtlichen Abfall über die Toilette zu entsorgen, für andere ist es eine Gewohnheit. Aushalten tut sie es ja grundsätzlich, die Kläranlage. Trotz tonnenweise Müll, der regelmäßig aus den Pumpwerken entfernt wird, läuft die Perger Anlage seit über einem Vierteljahrhundert. Kann es also eigentlich egal sein, was wir oder die anderen im Klo hinunterspülen? Die Handlungen vieler Einzelner haben insgesamt großes Gewicht. In diesem Fall bedeutet das steigende Fixkosten sowohl für fleißige Recycler als auch für Abwassersünder. Für beide Gruppen gibt es eine Möglichkeit, um die lästige Müll-entsorgung einzuschränken: Weniger kaufen. Es geht auch ohne antibakterielle Wegwerf-Putztücher. Vieles, was wir vermeintlich brauchen, kostet uns zweimal Geld: Beim Kauf und bei der Entsorgung.

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