Balloonalps
Arbeitsplatz über den Wolken

Pilot Stefan Jäkel beim Start
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ZELL AM SEE. Flugplatz Zell am See, acht Uhr morgens. Der Nebel hängt noch tief im Tal, die  Temperaturen sind eisig. Es warten bereits gut eingepackte Gestalten, die sich ebenso wie die Redakteurin darauf freuen, eine Ballonfahrt ins Blaue zu unternehmen und den Pinzgau von oben zu genießen. 

Zumindest hofft man das. Es gilt das leicht mulmige Gefühl zu ignorieren, das mich beschleicht , wenn ich dran denke, bald nur in einem schlichten Korb in rund 3.500 Meter Höhe zu schweben.  Bei der Begrüßung unterläuft der unwissenden Anfängerin gleich ein schwerwiegender Fehler. Die Frage "Wohin fliegen wir eigentlich?" wird gleich von mehreren Seiten abgeschmettert. Ein Heißluftballon fährt, er fliegt nicht. Wer das falsch formuliert, muss eine Runde zahlen, wird man aufgeklärt. Allerdings gilt für Ballonfahrer natürlich Null Promille. Gut zu wissen. Wenn sie betrunken mit dem Auto erwischt werden, ist auch der Pilotenschein weg. Für immer. Das tut weh, denn die Ausbildung dauert rund 1,5 Jahre und ist mit 15.000 Euro eine kostspielige Angelegenheit. Ein Schnapserl in Ehren zahlt sich also nicht aus. Glücklicherweise, denn die Redakteurin wird im Laufe des Tages noch öfter das Tabu-Wort "fliegen" in den Mund nehmen. 

Der Wind bestimmt die Reise

Außerdem entscheidet die Windrichtung wohin die Reise geht. So ein Ballon kann nicht aktiv gesteuert werden, regulieren lässt sich nur die Höhe. Jede Fahrt ist also eine Überraschung, betont unser Pilot Stefan Jäckel und ersucht uns nun dabei zu helfen, dann Ballon aufzustellen. Routiniert erteilt er  Anweisungen an seine Fahrgäste. Vor 12 Jahren hat der gelernte KFZ-Mechaniker sein Hobby zum Beruf gemacht und ist jetzt hauptberuflich als Ballonfahrer tätig. "Mich hat das immer schon fasziniert, und ich habe meinen Traum nie aufgegeben", schildert der sympathische Steirer, dem man heute sein Leben anvertrauen wird.

Mit vereinten Kräften muss der Korb aufgestellt, und der Ballon ausgerollt werden. Keine leichte Aufgabe, wiegt die handgenähte Hülle doch rund 250 Kilo. Ein laut knatternder Ventilator bläst dann Luft hinein. Stefan erklärt inzwischen, dass Sauerstoff an Bord sei, falls jemand die Höhe nicht vertragen sollte. Wer Angst hat sollte es besser gleich sagen, später kann man schließlich nicht mehr aussteigen. Er erteilt auch Anweisungen, wie sich die Gruppe zu verhalten hat. Natürlich darf nur seinem Kommando gefolgt werden. An den Leinen zu reißen, oder den Gasflaschen zu drehen ist nicht erlaubt, erklärt er streng.  Ich hoffe, dass niemand auf die dumme Idee kommen würde so etwas zu tun.  Aber muss man sich Sorgen machen? "Gas ist nur gefährlich, wenn man Angst davor hat", meint er etwas kryptisch. Man müsse alle Vorschriften einhalten und , wenn etwas passiert ist meist das Wetter schuld.

Je kälter desto lieber

Wir erwarten strahlenden Sonnenschein, auch wenn davon unter der Nebeldecke noch nichts zu sehen ist. Langsam wird es trotz der warmen Skiunterwäsche recht frisch. Stefan macht das nichts aus. "Ich liebe den Winter, je kälter desto besser", lacht unser Pilot, gibt aber zu, dass er einen Trick hat, um die Füße warm zu halten - nämlich batteriebetriebene Einlagesohlen. "Heißer" Tipp einer Vielfliegerin: Sie hat eine kleine Styroporplatte als Isolierung dabei, legt diese auf den Boden des Korbes und stellt sich drauf. Sehr gefinkelt, muss man schon sagen, denn kalt wird es nur in den Beinen, von oben wärmt das Feuer des Gases. 

Ich bekomme schließlich kaum mit, dass wir uns bereits in der Luft befinden - so ruhig und gemütlich gleitet der Ballon in die Höhe.  Erst als der Nebel plötzlich unter uns liegt und wir freie Sicht auf das herrliche Bergpanorama und die anderen Ballone haben, wird die "Fahrt" richtig wahrgenommen. Es ist atemberaubend und noch beeindruckender als erwartet. Unbeschreiblich schön, man kann sich gar nicht satt sehen, meine elf Mitfahrer sind ebenfalls begeistert. Nur Charlotte hat keine große Freude an dem Abenteuer. Sie ist sechs und der Anblick in den Abgrund ist ihr nicht geheuer. Auch das laute Geräusch, wenn Stefan wieder heizen muss ist ihr unheimlich. Es gelingt ihm jedoch gut die Kleine abzulenken. Als sich der Nebel lichtet, werden "Ameisen", die Skifahrer auf der Schmitten, gezählt. Ein schier endloses Spiel quasi. 

Mann über Bord

Aufregung herrscht auch, als ein Passagier über Bord geht -  er ist allerdings freiwillig gesprungen und entfaltet weit unter uns, kaum noch erkennbar, seinen Fallschirm. Aus dem Funkgerät kommt die Frage eines Kollegen, ob der Fahrgast nicht bezahlt habe, was allseits für Gelächter sorgt. Die Ausstattung ist übrigens überraschend simpel. Bis auf ein Tablet ist die Gondel im Prinzip gleich ausgerüstet wie zu den Anfangszeiten der Luftfahrt. "Da hat sich nicht viel verändert", meint Stefan. Und obwohl er durch den Computer jetzt GPS unterstützt navigiert, fährt er vor allem mit Gefühl. 

Je nach Windlage könnten wir eine Geschwindigkeit bis zu 130 km/h erreichen, im Schnitt fahren wir gemütliche 70. Stefan hat jetzt Zeit für einen Hoagascht, daher stelle ich ihm natürlich die Preisfrage, was er bei diesen Fahrten - er macht im Jahr immerhin rund 200 - schon Interessantes erlebt hat. "Da könnt ich ein Geschichtsbuch schreiben", schmunzelt Stefan und erzählt vor allem von den Heiratsanträgen und Hochzeiten, bei denen er schon dabei war. Schlimmes passiert ist ihm noch nie, auch kein Ehestreit in luftiger Höhe. Man müsse auch ein bisschen Fremdenführer sein, und die Gegend und die Berge kennen. Jeden Gipfel weiß er als Steirer zwar nicht, aber die großen Namen beherrscht er selbstverständlich. Für eine schöne Landung schade es auch nicht die Gegend zu kennen. Ein Kollege sei einst mitten auf einer Wiese in eine alte Güllegrube gefallen.  

"Wie die Jungfrau zum Kind"

Ich vertraue darauf, dass uns so etwas nicht passiert, während wir der Erde immer näher kommen. Auf unserer rund dreistündigen Reise in der Luft haben wir uns von Saalfelden zurück nach Zell am See weit über unser Ziel hinaus bewegt und halten nun auf eine kleine Gemeindestraße in Niedernsill zu. Jede Landung sei eine Notlandung, weil der Ballon nicht gesteuert werden kann, man dürfe daher überall landen, erklärt unser Fahrer. Kurz vorher hat hier bereits ein oranger Ballon aufgesetzt. Ein perfekter Platz, befindet der Experte und bleibt gelassen, obwohl eine Kollision mit einem Zaun unausweichlich scheint. Mit einem kleinen Ruck setzt der Korb einen Spaltbreit davor auf den Boden auf. "Der Zaun hätte eh nachgeben müssen", meint Stefan, fügt aber hinzu, dass er natürlich wußte, dass er noch davor zum stehen kommen würde. Punktlandung quasi. 

Ein Bus des Unternehmens holt uns ab und bringt uns zum Flugplatz zurück. Dort gibt es noch eine traditionelle Sekt-Taufe der Teilnehmer, die witzige Phantasienamen und eine Urkunde erhalten. Schade, dass Ballonfahren in unserer Gegend nur im Winter möglich ist, im Sommer sind die Winde zu stark, wie mir der Chef des Ballonfahrt-Unternehmens abschließend erklärt. Daheim in der Steiermark sind die Ballone das ganze Jahr in der Luft. Er ist damit aufgewachsen, denn das Familienunternehmen hat bereits der Vater gegründet. "Meine Mitarbeiter kommen meist wie die Jungfrau zum Kind zum Ballonfahren", scherzt er. "Sie fahren einmal mit, es taugt ihnen und dann kommen sie nicht mehr los". 

Wer Lust bekommen hat - bis 9. Februar starten die Ballone noch. Sonst gibt es die nächste Gelegenheit wieder 2020 bei der 5. Balloon-Alps Veranstaltung. 

Infos: Zell am See Kaprun/Balloonalps

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