Autismus prägt Pinzgauer Familie

Martin und seine Therapeutin Maria Schläffer im Therapiezentrum Pinzgau des Diakoniewerks | Foto: Diakoniewerk
  • Martin und seine Therapeutin Maria Schläffer im Therapiezentrum Pinzgau des Diakoniewerks
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BRUCK. Der 12-jährige Martin aus Rauris wurde mit frühkindlichem Autismus geboren. Er besucht seit zehn Jahren das Therapiezentrum Pinzgau des Diakoniewerks im Dorf St. Anton. Martins Mutter will betroffenen Eltern Mut machen, sich früh Hilfe zu suchen. Anlässlich des Weltautismustages am 2. April schildert sie die Situation mit ihrem Sohn.

"Total überfordert"

Schwierig sei die Zeit  gewesen, als Martin zur Welt kam, erinnert sich seine Mutter Karin Rathgeb. Heute, mit so vielen Jahren Abstand, kann sie leichter darüber sprechen. „Die Familienhelferin war Gold wert, ich war extrem überfordert und habe mich richtig abgekapselt“, erinnert sie sich. Bereits die Schwangerschaft war von unklaren Diagnosen bestimmt, die Geburt kompliziert und Martins Entwicklung von Beginn an verzögert.

„Martin hatte keinen Schluckreflex und man konnte ihn anfangs nur wie ein kleines Vögelchen füttern. Später hat er auf eine ganz eigenartige Weise nach Dingen gegriffen, sich nicht von alleine umgedreht. Er konnte nicht richtig sitzen oder zeigte auch kein Interesse am Krabbeln“, erzählt die 38-Jährige. Es dauerte über ein Jahr, bis sie ihre Vertrauensärztin fand und die richtige Diagnose „Frühkindlicher Autismus“ gestellt wurde. Eine begleitende Therapie war damals mit großem Aufwand verbunden. „Ich musste mehrmals pro Woche mindestens eine Stunde nur für die Fahrt einrechnen“, erklärt Frau Rathgeb, die zu diesem Zeitpunkt bereits ihr zweites Kind erwartete.

„Ein System, das gut funktioniert“

Der Start des Therapiezentrums in Bruck war für Martins Eltern schließlich eine große Unterstützung. Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie finden an einem Ort statt, Termine werden bestmöglich aufeinander abgestimmt. „Die Therapeutinnen beraten sich untereinander und mit Martins Lehrerinnen. Wir haben jetzt ein gutes System, das funktioniert“, ist Frau Rathgeb erleichtert. Die umsichtige, ganzheitliche Betreuung schätzt sie sehr. Auch der Zeitaufwand hat sich für Martins Mutter verringert. „Martin fährt mit einem Fahrdienst morgens ins Caritas Dorf St. Anton. Er geht dort zur Schule und in die Therapie, danach bringt ihn das Taxi auch wieder heim“, erklärt sie.

Derzeit besucht Martin Logopädie, Ergotherapie und Förderung mit dem Pferd. Die Ergotherapiekosten übernimmt die Krankenversicherung, bei der Logopädie gibt es einen Selbstbehalt. Die Förderung mit dem Pferd ist eine Privatleistung. „Es gefällt ihm und er geht meistens gerne in die Therapie“, erklärt Karin Rathgeb. Die Fortschritte sprechen für sich. Die ursprüngliche Befürchtung, dass er niemals mobil sein werde, hat sich nicht bewahrheitet.

Martin ist ein freundliches, zugängliches Kind und reagiert sensibel auf Menschen. „Die Erkrankung prägt unser Familienleben und wir wollen nicht, dass sein kleiner Bruder zu kurz kommt. Ohne die große Unterstützung meines Mannes, würde ich das nicht schaffen“, erklärt Frau Rathgeb. Martin wird immer auf Hilfe angewiesen sein. Er kann nur wenige Wörter sprechen, wobei seine Mutter sicher ist, dass er mehr versteht und weiß, als erkennbar ist. Er kann gefährliche Situationen nicht einschätzen, läuft gerne einfach mal drauf los, bis ihn jemand sucht und heimbringt. Inzwischen ist aber auch das Umfeld schon gut auf Martin eingestellt. Die Nachbarn nehmen ihn ab und zu ins Kino mit und mit seinem jüngeren Bruder treibt er gerne Schabernack. „Irgendwie hat es mich gefreut, dass er endlich auch mal was anstellt“, erzählt Martins Mutter.

Jahrelange Erfahrung

Das Diakoniewerk begleitet seit vielen Jahren Menschen mit Autismus mittels Beratung, frühkindlicher Förderung und therapeutischen Angeboten, sowie Angeboten in den Bereichen Bildung (Kindergarten und Hort), Arbeit und Wohnen. Diese langjährige Erfahrung spiegelt sich in der fachkundigen, individuellen Begleitung, aber auch in der kritischen, konzeptgeleiteten Reflexion der Arbeit wieder. Heute begleitet das Diakoniewerk österreichweit mehr als 100 Menschen im Autismus-Spektrum, wobei jene, die therapeutische wie beratende Angebote ein-/mehrmalig in Anspruch nehmen noch hinzukommen.

Text: Diakoniewerk

Foto: Martin und seine Therapeutin Maria Schläffer im Therapiezentrum Pinzgau des Diakoniewerks. Fotocredit: Diakoniewerk, Abdruck honorarfrei.

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