Bruck: Die Nazi-Vergangenheit von "Mader Bascht" im Fokus eines neuen Buches

Hanna Sukare bei einer Lesung in Krimml (im Rahmen der Veranstaltung Alpine Peace Crossing). | Foto: Christa Nothdurfter
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  • Hanna Sukare bei einer Lesung in Krimml (im Rahmen der Veranstaltung Alpine Peace Crossing).
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PINZGAU / PONGAU. Gestern, am 27. August 2018,  ist das neue Buch von Hanna Sukare erschienen. Die Autorin aus Deutschland, die vor allem in Wien lebt, erhielt 2016 für ihren  Debüt-Roman "Staubzunge" den Rauriser Literaturpreis überreicht.  Schon von diesem Buch hat es geheißen, dass es "einen Sog erzeugt, dem man sich kaum entziehen kann". 

Im "Innergebirg"

Beim neuen Roman mit dem Titel "Schwedenreiter" - ebenfalls im "Otto Müller Verlag" erschienen, ist es nicht anders. So ist es jedenfalls der Schreiberin dieser Zeilen bei der Lektüre ergangen. Auch deshalb, weil sich die angesichts des Titels - das Wort "Schwedenreiter" kennt man schließlich nicht überall -  vorhandene Vermutung, dass die Orte des Geschehens in unserer Region, im "Innergebirg"  liegen, bald bestätigt.

Und auch der Klappentext* hat Interessantes, Fesselndes versprochen (und gehalten): 

*"Ich bin Pazifist. Warum beschäftige ausgerechnet ich mich mit den machtversessenen, schießgeilen, bewegungshörigen Salzburg SS-Führern? Die Antwort fand ich erst mit der Zeit, und sie ist doch einfach: Die Vorgänge in meiner Heimatgemeinde Stumpf zwingen mich dazu. Hätte die Gemeinde Stumpf nicht im Jahr 2008 ihre wahnwitzige Chronik herausgebracht, wahnwitzig sage ich, weil dieses Buch einem Nazitäter zu seinem hundertsten Geburtstag eine Bühne errichtet, auf der er sich selbst freispricht, wahnwitzig sage ich, weil die Chronik gleichzeitig einen Pranger aufstellt, den Gemeindepranger, an den sie meinen Großvater, den Wehrmachtsdeserteur Felicia bindet; ohne die beiden wahnwitzigen Bauten, Bühne hier, Pranger dort, könnte ich mich ungestört meiner Trauer um Meret hingeben." 

Der SS-Mann ein Retter?!
Der Wehrmachtsverweigerer eine Landplage?!

Der Ort "Stumpf" demaskiert sich als Goldegg im Pongau, und Paul, das Kind eines Wehrmachtsdeserteurs, könnte ein Nachkomme von Karl Rupitsch (er wurde 1944 in Mauthausen ermordet) sein. Und dann gibt es da eben noch den "Gebirgsjäger" bzw.  den SS-Mann,  und dessen äußerst unrühmliche Rolle. Und trotz dessen "Schauspielerei" und trotz des durchaus vorhandenen Wissens über seine Vergangenheit wird der SS-Mann in der Goldegger Chronik als "Retter des Ortes" bezeichnet, währenddessen die Wehrdienstverweigerer als "gefährliche Landplage" angeführt werden. Gegen Ende des Buches trifft Paul - eigentlich die Autorin - den Entschluss, den Namen des SS-Manns schwarz auf weiß zu nennen: Es ist Herbert Mader, der unter anderem von 1957 bis 1969 Direktor der Volksschule Bruck/Glstr. gewesen ist. 

In Bruck wusste man "nichts Genaues"

Wir von den Bezirksblättern haben nachgefragt, ob man denn auch in Bruck gewusst hat, dass der Schuldirektor eine Nazi-Vergangenheit gehabt hat. Gotthard Dick, der neue Obmann vom Heimatverein: "Ja, das war schon bekannt, aber keineswegs im Detail. Man wusste nur, dass da irgendetwas gewesen ist, aber wirklich hinterfragt worden ist es eigentlich nicht."

Aufarbeitung: Schlampig oder gar nicht vorhanden...

Im Buch, das die schleißige und oft so gut wie nicht vorhandene Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus bis in die heutige Zeit hinein anprangert, wird u. a. auch ein Grün-Politiker kritisiert; er habe zunächst in Aussicht gestellt, bei der Realisierung eines Gedenksteins für die Wehrdienstverweigerer zu helfen, sei dann aber "umgefallen". 

"Schwedenreiter"
Hanna Sukare
Otto Müller Verlag
ISBN 978-3-7013-1261-0

Lesungstermine im Pongau: 

Donnerstag, 13. September 2018, 19.00 Uhr: Schloss Goldegg
Donnerstag, 27. September 2018, 18.30 Uhr: Buchhandlung Ranftl, Bischofshofen
Freitag, 28. September 2018: Stadtbibliothek Radstadt

Bis dato fixierter Lesungstermin im Pinzgau:

23. April 2019, Buchhandlung "Der Buchladen" in Kaprun

HIER noch ein Kommentar der Redakteurin

 

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