Heiligenblut
Diente die Wallfahrt als Schutz vor dem Wolf?
Die traditionelle Pilgerreise, die genau vor 475 Jahren erstmals belegt ist, wird erstmals in einem umfassenden Buch beschrieben.
FUSCH. Vor rund 500 Jahren pilgerten vermutlich die ersten Pinzgauer Wallfahrer über das Großglockner Massiv nach Heiligenblut. Aus dem Jahr 1544 gibt es die erste Glockner-Wallfahrt, die durch einen Beleg in den Kirchenbüchern dokumentiert ist.
Umfassendes Werk
Autor und Journalist Wolfgang Machreich hat gemeinsam mit Tapezierermeister Günter Neumayr, Obmann des Vereins "Pinzgauer Wallfahrt nach Heiligenblut" das erste Buch über die legendäre Pilgerreise verfasst. Sie gehen auf 350 Seiten dem Ursprung der Wallfahrt ebenso auf den Grund wie dem Unglück aus dem Jahr 1683, bei dem neun Wallfahrer erfroren. Penibel haben sie in den Archiven recherchiert und erstmals auch interessante Belege gefunden. In dem Werk kommen auch Wallfahrer zu Wort sowie der frühere Leiter Josef Binder und sein Nachfolger Alois Dürlinger.
Keine Folklore
Machreich und Neumayr, zwei ehemalige Ministranten, sind seit ihrer gemeinsamen Kindheit in Mittersill befreundet. Als Pfarrer Binder, der damals Kooperator in Mittersill war, im Jahr 1980 die Leitung der Glockner-Wallfahrt übernahm, durften bzw. mussten die Buben ihn begleiten. "Wir waren elf Jahre alt, und ich bin seither immer mit dabei gewesen, außer während meiner Zeit beim Bundesheer, obwohl ich inzwischen in Wien lebe", schildert Machreich. Für ihn ist das Wallfahren ein netter Brauch, der ihn stark mit dem Pinzgau verbindet. "Die Mischung der Pilger ist interessant, es ist ein gemischtes Volk, das taugt mir."
Josef Binder hatte anfangs die Befürchtung, die Wallfahrt könnte sich zur reinen Folklore entwickeln, wie die Autoren schildern. Er habe sich daher damals stark dafür eingesetzt, dass sie weder zu einer bloßen Brauchtums-Veranstaltung, noch zu einem Sport-Event verkommt. Die Gemeinschaft der Pilger ist auch Nachfolger Dürlinger wichtig, aber es sei gar nicht so einfach, die Leute zu "dabandeln", wie er im Gespräch mit Günter Neumayr sagt.
Wolf oder Pest
Die Hintergründe der Wallfahrt sind übrigens unklar. Es gibt keine gesicherte Erklärung für die Ursprünge dieser Pilgerreise der Pinzgauer. Denkbar ist, dass es sich um einen Bittgang gegen die Pestgefahr gehandelt hat. Vielfach wird als Motiv aber auch die Angst vor Wolf und Luchs genannt. Der anerkannte Heimatforscher Josef Lahnsteiner vertritt diese Theorie. Schien dieser Anlass lange eher wenig naheliegend, wird er mit der wieder steigenden Furcht vor dem Wolf durchaus plausibel.
Infos
Heiligenblut. Die Pinzgauer Wallfahrt
Von Wolfgang Machreich und Günter Neumayr
Mittersill 2019
371 Seiten, Fotos, Straßen- und Wegkarte, broschiert, 19,80 Euro
Anfragen für Buchpräsentationen und Lesungen
buch@machreich.eu und buch@neumayr.at
Das Buch ist erhältlich bei den Autoren, im heimischen Buchhandel, vielen Pinzgauer Pfarrhöfen, Trafik Franz Brunner, ua.
Fotos: Wolfgang Machreich
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