Verfolgung
Jüdischer Arzt war nicht mehr erwünscht

- Dr. Theodor Herz mit seiner Frau Rosa, Tochter Martha und Leopoldine Egger (hinten), damals 13 Jahre alt.
- Foto: Privates Archiv
- hochgeladen von Gudrun Dürnberger
Theodor Herz, ein von den Nazis vertriebener Arzt aus Piesendorf, erhält nun eine Gedenktafel am Gemeindeamt.
PIESENDORF. Theodor Herz hat in Wien Medizin studiert und kam 1919 mit seiner Frau Rosa als Sprengelarzt nach Piesendorf. Im gleichen Jahr wurde Tochter Martha geboren. Im Erdgeschoß des Gemeindehauses befand sich die Ordination, die Wohnung der Familie Herz im ersten Stock. Leopoldine "Poldi" Fankhauser, geb. Egger lebte mit ihren Eltern und sieben Geschwistern im Haus gegenüber, der Vater war Schuhmacher.
Die 94-jährige Seniorin erinnert sich noch sehr gut an ihre Nachbarn. "Ich durfte den Herrn Doktor mit seinem Motorrad auf Hausbesuchen begleiten und dabei die Gatter für ihn öffnen", erzählt die wichtige Zeitzeugin. Sie erledigte auch andere kleinere Aufgaben, wie das Reinigen der Medizinflaschen und Blumengießen, und erhielt dafür eine sehr willkommene Entschädigung.
Dr. Herz war in der Gemeinde hoch angesehen. Er galt nicht nur als ausgezeichneter Arzt, sondern war äußerst menschlich und hilfsbereit. Vielfach wird berichtet, er habe Kranke auch behandelt, wenn sie das Honorar nicht zahlen konnten. Dafür nahm er anscheinend gerne auch Naturalien wie Speck und Schnaps in Empfang.
Flucht vor den Nazis
Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, geriet die Familie in Gefahr, denn obwohl Theodor Herz katholisch getauft war, galt er durch seine Abstammung den Nazis als Jude und erhielt Berufsverbot, wie alle jüdischen Ärzte. "Ich habe beobachtet, wie sie ihn abgeholt haben", schildert Poldi, die damals erst 13 Jahre alt war, bedrückt. Familie Herz war gezwungen, Piesendorf zu verlassen; es gelang schließlich die Flucht nach Argentinien.
1941 schrieb Rosa Herz einen langen Brief, adressiert an "mein liebes Poldili". Darin schildert sie auch ihr Heimweh nach dem Pinzgau. Die Familie hatte es nicht leicht in der Fremde, die medizinische Ausbildung von Theodor Herz wurde in Argentinien nicht anerkannt. Das Ehepaar kam dennoch nicht mehr nach Österreich zurück. Es teilte das Schicksal vieler Vertriebener - in der Nachkriegszeit war man nicht bemüht, das Unrecht wieder gut zu machen und diese Menschen in die Heimat zurück zu holen. Dr. Herz verstarb 1973 in Argentinien, seine Frau folgte zwei Jahre später. Tochter Martha war 1999 zu Besuch in Piesendorf. Sie ist 2008 gestorben.
"Ich hoffe, dass so eine schreckliche Zeit nie wieder kommt", schließt Zeitzeugin Leopoldine das Gespräch. Sie bewahrt heute noch einige Andenken an die Familie auf, darunter auch den Brief aus Argentinien. Und sie besitzt sogar einen Kaktus, den Rosa Herz ihrer Mutter geschenkt hat.
Die Gemeindevertretung von Piesendorf wird Dr. Theodor Herz nun eine späte Ehrung zuteil werden lassen und am Gemeindeamt eine Gedenktafel anbringen, die im Herbst enthüllt wird.



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