Literatur hautnah : Gabriele Kögl „Auf Fett Sieben“
Die vielseitige Wiener Autorin Gabriele Kögl hat sich in ihren bisherigen Romanen immer in eine besondere Perspektive eingedacht. Ihr Debüt »Das Mensch« handelte von einer harten Kindheit in einem einschichtigen Dorf in der Steiermark, in »Mutterseele« ließ sie eine alte, verbitterte Bäuerin sprechen und in »Vorstadthimmel« dachte sie sich in einen arroganten Promi-Zahnarzt ein.
Nun schreibt Kögl eine Geschichte aus der Sicht eines Großstadtmädchens : Die 6-jährige Phigie beobachtet ihre Umgebung haarscharf und nimmt sich dabei kein Blatt vor den Mund – in einer Kunstsprache, die die Autorin extra für sie erfindet. Das ist erst einmal gewöhnungsbedürftig, aber auch sehr witzig. Phigie lebt bei ihrer Mutter, einer Literaturkritikerin, die sie als »Kulturtante« bezeichnet und besucht ab und zu ihren Vater, der die meiste Zeit vor dem Computer verbringt. Sie versucht sich mit einem Hidschab (= muslimisches Kleidungsstück) interessant zu machen, verliebt sich und macht – ganz vorsichtig – ihre ersten sexuellen Erfahrungen.
Die 53-jährige Autorin schafft es, sich in die Gedankenwelt dieses jungen Mädchens einzudenken, ohne Arroganz oder auch falsches Anbiedern. Durch die Beobachtungen dieses Teenagers wird der Erwachsenenwelt der Spiegel vorgehalten – gerade den Bildungsbürgern, die sich für ach so liberal halten.
Im Rahmen des diesjährigen Literaturschwerpunktes präsentiert Gabriele Kögl am 16. Oktober um 19 Uhr in der Bibliothek der HBLW Saalfelden ihren neuen Roman und diskutiert mit Literaturinteressierten darüber.
Faktenbox zur Autorin:
Gabriele Kögl, geb. 1960 in Graz, Lehramtsstudium und Studium an der Filmakademie, schrieb Drehbücher für Kurzspielfilme und Dokumentarfilme (Short Film Award der British Academy, Filmpreis und Drehbuchpreis beim internationalen Filmfestival Tokio). Für ihr Debüt »Das Mensch« erhielt sie den Clemens-Brentano-Preis der Stadt Heidelberg.
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