Anasa Creations
Mode gegen Tabus, für mehr Akzeptanz
Die Uttendorfer Modedesignerin lebt in Barcelona und beschäftigt sich als Künstlerin mit Tabus und Begierden.
UTTENDORF, BARCELONA (jop). Ann-Sofie Gassner aus Uttendorf ist Modedesignerin in Barcelona. Dort arbeitet sie für eine kleine Marke als Designerin und Schnittzeichnerin. Nebenbei entwirft und produziert sie mit ihrer eigenen, nachhaltigen Marke "Anasa Creations" Gewand und Taschen – ein persönliches Herzensprojekt.
Was ist "Anasa Creations"?
ANN-SOFIE GASSNER: Ich designe verschiedene Produkte wie etwa T-Shirts, Beutel, Socken. Es klingt zwar im ersten Moment nicht danach, ist aber ein sehr intimes Projekt. Ich arbeite viel mit Tabu-Themen wie etwa Selbstliebe, Sexualität, Leidenschaft, Menstruation und Körperbehaarung. Ich hinterfrage diese Themen, ihre Position und die Rolle von Frauen in der Gesellschaft. Mit meinen Produkten möchte ich diesen Fragen Ausdruck verleihen.
Das klingt tiefsinnig. Worum geht es genau?
ANN-GASSNER: Viele Dinge werden ganz oft einfach totgeschwiegen. Dabei ist es so wichtig, sich zu fragen, wie man sich fühlt – mit sich selbst und in der Gesellschaft. Kenne ich meine Ängste, mein Verlangen,… Man muss sich viel mit sich selbst beschäftigen, um Antworten auf diese Fragen zu erhalten. Und dann stellt sich die Frage, ob man seine Entscheidungen auch leben kann, inwiefern man von seiner Umgebung beeinflusst wird und wie es einem damit geht.
Ihre Designs sind außergewöhnlich und teils sehr gewagt. Ernten Sie dafür viel Kritik?
ANN-SOFIE GASSNER: Eigentlich nicht, ganz im Gegenteil: Auf den ersten Blick ist nicht immer klar, welcher Gedanke hinter den Illustrationen und Drucken steckt. Viele fragen dann nach, wollen wissen, worum es eigentlich geht. Sie wirken dann zwar meist erstaunt, reagieren aber durchwegs positiv. Ich habe schon viele spannende Gespräche mit Interessierten geführt und dadurch auch tolle Menschen kennengelernt. Natürlich werde ich auch kritisiert für meine Arbeit, manche fühlen sich persönlich angegriffen oder sind peinlich berührt. Auch im Alltag beobachte ich öfter, wie andere etwa über meine behaarten Beine sprechen.
Wie gehen Sie damit um?
ANN-SOFIE GASSNER: Ich kann die Kritik verstehen. Ich konfrontiere die Menschen mit Themen, über die sonst nicht gesprochen wird oder die konträr zu unseren Schönheitsidealen sind. Genau darum geht es in meinem Projekt: Ich möchte, dass unser Umgang mit Natürlichem – wie Körperbehaarung bei Frauen oder Menstruation – hinterfragt und normalisiert wird. Das positive Feedback bestärkt mich in meinem Tun. Wenn bekannte und unbekannte Menschen aus den verschiedensten Ländern ihre Erfahrungen oder Gedanken zu meinen Kreationen mit mir teilen, ist das sehr berührend.
Ihre Marke ist nachhaltig und fair. Was bedeutet das? Wie entstehen die Produkte?
ANN-SOFIE GASSNER: Wenn ich eine Idee habe, fertige ich Skizzen an, die ich dann digital zeichne. Meine Illustrationen erstelle ich direkt am Laptop. Danach überlege ich mir, wie, wo und auf welchem Produkt ich das Design platzieren möchte und erstelle einen Prototypen. Die T-Shirts und Beutel werden von einer belgischen Firma produziert, biologisch und mit fairen Arbeitsbedingungen. Ein Bekannter von mir bedruckt sie dann händisch in Barcelona. Die Socken stellt ein Familienbetrieb direkt in Barcelona her.
Kurze Lieferwege und nachhaltige Produktion sind mir sehr wichtig. Ich hole alle Produkte mit dem Fahrrad ab und bringe sie in mein Lager. Dort bereite ich die Bestellungen vor und versende sie oder bringe die fertige Ware zum Verkauf zu Geschäften vor Ort.
Online durch die Produkte stöbern
Ann-Sofie Gassner verkauft die Produkte ihrer Marke hauptsächlich bei Märkten und in lokalen Geschäften in Barcelona. "Shops in Österreich stehen aber bereits in Planung", verrät die Modedesignerin. Auch im eigenen Online-Shop sind T-Shirts, Taschen und Co. erhältlich.
Wie stehst du in punkto Mode zu Nachhaltigkeit und Fairness?
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