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Tipps der Psychologin zur Beruhigung von Baby und Eltern

- "Weinen hat für Babys immer einen Sinn", erklärt die Psychologin Simone Radlegger.
- Foto: Katie Smith/Unsplash (Zugeschnitten)
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Wenn Babys nicht mehr aufhören zu weinen, ist guter Rat oft teuer. Eine Psychologin gibt Eltern hilfreiche Tipps.
PINZGAU. Simone Radlegger ist klinische und Gesundheits-Psychologin vom Verein pepp. Sie erklärt, warum Babys weinen und was man tun kann, um das Baby und sich selbst zu beruhigen:
Frau Radlegger, warum weinen oder schreien Babys?
SIMONE RADLEGGER: Weinen ist in den ersten Lebensmonaten eine Ausdrucksform für das Baby. Es kann Hunger, Schmerz, Bedürfnis nach Körperkontakt, Unwohlsein, Langeweile oder Müdigkeit im Übergang zum Schlafen bedeuten. Weinen ist für Neugeborene aber auch eine Möglichkeit, Reize zu verarbeiten. Durch das Schreien wird das Umfeld eines Babys aktiviert, es soll Hilfe und Bedürfnisbefriedigung für den Säugling sicherstellen. Das bedeutet, dass Schreien für das Baby immer einen Sinn hat.

- Psychologin Simone Radlegger arbeitet für den Verein pepp.
- Foto: Privat/Radlegger
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Wie lange dauert diese „Schrei-Phase“ in der Regel?
Das Weinen von Babys steigert sich hinsichtlich der täglichen Schreidauer mit der Geburt bis ungefähr zur sechsten Lebenswoche, danach nimmt die tägliche Dauer des Weinens kontinuierlich wieder ab bis zum dritten bis vierten Lebensmonat. Dabei weinen Babys im Schnitt ein bis zwei Stunden am Tag, vorwiegend in den späten Nachmittags- und Abendstunden.
Was kann helfen, damit ein Baby aufhört zu weinen?
Weint ein Baby, ohne dass äußere Faktoren erkennbar sind, hilft gestuftes Trösten. Dabei wird die Regulationsfähigkeit des Babys in kleinen Schritten unterstützt: Man beginnt damit, dem Baby ruhig und freundlich zuzureden. Es hilft auch, die Hand auf den Bauch des Babys zu legen. Weitere Hilfen für das Baby sind die Arme und Beinchen zur Körpermitte zusammenzubringen, eventuell einen Schnuller oder die Brust anzubieten, wiegen und schaukeln und das Baby aufrecht zu tragen.

- Wiegen, schaukeln und das Baby aufrecht zu tragen, kann helfen, das Baby zu beruhigen.
- Foto: Hollie Santos/Unsplash
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Ist es wichtig, dass Eltern auch selbst Ruhe bewahren?
Ja. Eltern können dem Baby Halt und Sicherheit geben, indem sie für eine ruhige, unaufgeregte Atmosphäre sorgen. Atemübungen können Eltern dabei helfen, das Baby während des Weinens zu „halten“. Ist die eigene Erregung und Aufregung schon sehr groß, ist es besser, das Baby entweder an eine andere Person zu übergeben oder das Baby sicher abzulegen und kurz aus dem Raum zu gehen und eine kleine Verschnaufpause zu machen.
Warum ist schütteln, Mund zuhalten,… so gefährlich?
Schütteln oder andere gewaltsame Handlungen gegen das Baby, um es vom Weinen abzuhalten, gefährden massiv die körperliche und psychische Gesundheit des Babys. Dabei kommt es zu Verletzungen, die mitunter zum Tod des Babys führen können. Schütteln oder andere dementsprechende Gewalthandlungen sind in jedem Fall zu verhindern!

- Ein Sprichwort lautet: "Um ein Kind aufzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf." Es ist wichtig, Hilfe anzunehmen und danach zu fragen.
- Foto: Johnny Cohen/Unsplash
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Wo bekommt man Hilfe?
Ein Sprichwort lautet: "Um ein Kind aufzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf." Es ist wichtig, Hilfe anzunehmen und danach zu fragen. Es kann auch helfen, im Alltag Personen einzubinden, die etwa ein Essen vorbeibringen. Die erste Anlaufstelle kann neben der betreuenden Hebamme auch der pepp Babytreff oder die pepp Stillrunde sein. Dabei können in vertraulichem Rahmen erste Tipps beim Weinen des Babys gegeben werden.
Institutionen wie der Verein pepp mit multiprofessionellen Fachkräften können Familien in ruhiger, freundlicher Atmosphäre beraten, unterstützen und entlasten. Die wöchentliche pepp Elternberatung plus in Zell am See bietet mit einer Kinderkrankenschwester, einer Ärztin und einer Psychologin professionellen Rat an.
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