"Wenn Schäfchen rar werden" Sieben katholische Kirchen aus dem Pinzgau beteiligten sich an der Aktion „Treten Sie ein“.

Peter Padourek lädt zum Gespräch ein: Die Kirche freut sich über jedes Mitglied.
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  • Peter Padourek lädt zum Gespräch ein: Die Kirche freut sich über jedes Mitglied.
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Die Aktion „Treten Sie ein“ hatte das Ziel, aus der Kirche ausgetretene Personen zum Wiedereintritt zu bewegen. 91 Salzburger Gemeinden nahmen am Projekt teil, darunter auch sieben Pinzgauer Pfarrgemeinden: Kaprun, Niedernsill, Uttendorf, Piesendorf, Stuhlfelden, Zell am See und Saalfelden. Das Marketingprojekt der Kirche, welches ein Budget von 30.000 bis 40.000 Euro erhielt, beinhaltete neben Brief- und Plakataktionen auch den persönlichen Dialog mit den „verlorenen Schäfchen“.

Die Bilanz
„225 Wiedereintritte wären eine brauchbare Zahl“, meinte Dompfarrer Balthasar Sieberer zu Beginn der Aktion, 45 sollten es schlussendlich werden. Der Obmann des Zeller Pfarrgemeinderats, Peter Padourek, erklärte sich im Bezirksblatt-Interview bereit, den Status quo der katholischen Kirche kritisch zu betrachten.

Wie viele Menschen sind durch die Aktion „Treten Sie ein“ in Zell am See wieder eingetreten?
Ca. 90 Briefe wurden in Zell verschickt und auch persönliche Gespräche geführt. Ich selbst habe auch den Dialog mit ehemaligen Gläubigen gesucht. Leider ist aus dieser Aktion kein einziger Wiedereintritt zu verzeichnen. Dennoch hatten wir 2011 drei Wiedereintritte, die jedoch aus anderer Motivation erfolgten.

Welche Gründe bewegen zum Wiedereintritt?
Oft steht eine Feierlichkeit bevor, wie eine Hochzeit oder Taufe, weshalb die Personen wieder eintreten. Manchmal aber ist es auch finanzieller Natur. Den Kirchenbeitrag können sich manche nicht leisten und treten später wieder ein, wenn sie mehr Geld zur Verfügung haben.

Wer bezahlt die Kosten für das Projekt?
Die katholische Kirche ist eine anerkannte Religion, die auch staatlich unterstützt wird. Außerdem ergibt sich durch die Kirchenbeiträge der Gläubigen ein nettes Budget. Aber zu berücksichtigen ist, dass die Kirche viel im kulturellen Bereich macht und wir von der katholischen Kirche geprägt sind. Die Erhaltung der Kirchen und Klöster, die meist denkmalgeschützt sind, kosten sehr viel. Deshalb erschrecken mich die Kosten für die Aktion „Treten Sie ein“ nicht.

Ist die Kirche ein Wirtschaftsbetrieb?
Die Kirche besteht aus zwei Dingen. Glaube und Werte sollen weitergegeben werden und das erfolgt natürlich im Rahmen einer Institution, die man als Betrieb bezeichnen kann. Jetzt versucht man mit verschiedenen Aktionen, die eher wirtschaftlich gedacht sind, die Personen, also betrieblich gesehen den Kunden, zum Glauben und den wesentlichen Dingen zu führen. Es ist natürlich eine Marketingmaßname, wo die Kirche zeigen möchte, dass sie der Zeit angepasst ist.

Lebt der katholische Glaube nur aus traditionellen Gründen weiter?
Vieles hat mit Tradition zu tun, aber auch mit Identität und Humanität. Ansonsten würden Egoismen durchdringen und die Solidarität wäre nicht mehr gegeben. Religionsunterricht wird künftig in philosophischen Unterricht geändert, aber gewisse Wahrheiten gibt es und Philosophie findet nicht immer die Antworten. Religion kann diese Antworten geben, auch wenn es nicht für jeden passend sein muss. Viele Leute sind auf der Suche nach dem Richtigen und da ist es gut, wenn man jemanden findet, der dieses schon hat, also im Prinzip der Pfarrer.

Muss man diese Tradition unbedingt weitergeben?
Kinder brauchen einen gewissen Rhythmus. Feste und Regelmäßigkeiten bringen gewisse Inseln. Was wäre, wenn nur mehr die frei haben, die in der Kirche sind und alle anderen müssen an christlichen Feiertagen arbeiten? Das könnte alles verloren gehen, wenn diese Lobby nicht mehr da ist. Und neue Lobbys zu finden ist etwas Schwieriges.

Neigen konservative Glaubensgemeinschaften dazu, Gläubige zu indoktrinieren?
Die Kirche ist ein bunter Zoo. Die Aufgabe von Bischöfen ist auch die, Priester auszuwählen, die auf die Menschen schauen und keine persönliche Wahrheit verbreiten. Da ist der Umgang nicht immer ganz korrekt. Das Gefährliche sind extreme Ansichten, denn die Personen können sich dabei selbst verlieren.

Benötigt man einen Gott für die Sinnfrage des Lebens?
Man kommt damit im Leben leichter durch. Viele haben seelische Probleme und die Psychotherapie nimmt gewaltig zu. Es ist also ein Loch da und der Glaube ist eine Möglichkeit, dieses zu füllen.

Ist die Kindstaufe zeitgemäß, wenn der Mensch doch frei aus verschiedenen Glaubensmodellen wählen kann?
Man sollte bei gewissen Dingen bleiben, damit eine Kontinuität gegeben ist. Und gerade die Migrationsfrage wird ja oft kritisch und intolerant betrachtet. Und wenn es jetzt viele verschiedene religiöse Zentren geben würde, würde das ja auch für Unruhe sorgen.

Könnte man die Kirche moderner gestalten?
Ja, aber die Kirche denkt in Jahrtausenden, deshalb dauert es etwas länger.

Text: Eric Fahrner

Peter Padourek lädt zum Gespräch ein: Die Kirche freut sich über jedes Mitglied.
Die Kirchensteuer ist für viele Menschen der Grund für den Kirchenaustritt. | Foto: www.clipdealer.com
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