Baulandsicherung Zell am See: Harsche Kritik am Ortschef, dieser kontert
Anrainer, Leserbriefschreiber und auch die Zeller SPÖ kritisieren Bürgermeister Hermann Kaufmann (ÖVP) wegen dessen Vorgangsweise in Sachen Baulandsicherungsmodell. Zu seinem eigenen Vorteil soll der Stadtchef das Projekt „Zorndorf“ bevorzugen. Angeprangert werden außerden „mangelnde Transparenz“. Kaufmann: „Diese Vorwürfe sind aus der Luft gegriffen.“
ZELL AM SEE. Wie das Bezirksblatt bereits berichtete, plant die Stadtgemeinde Zell am See - wie viele andere Orte auch - ein Baulandsicherungsmodell für einheimische Jungfamilien. Zu diesem Behufe kann das Raumordnungsgesetz umgangen und Grünland in Bauland umgewidmet werden.
„Sachliche Kriterien“
Aus insgesamt neun verschiedenen möglichen Arealen haben sich schlussendlich vier herauskristallisiert, welche vom Zeller Bau- und Wohnungsausschuss als realisierbar bewertet wurden. Diese vier Areale befinden sich im Ortsteil Thumersbach und sind der „Ebner Boden“, der „Rathgebweg“, der „Ebnerweg“ und das „Zorndorf“.
Laut Stadträtin Sonja Hartl (SPÖ) - sie ist Obfrau des Bau- und Wohnplanungsausschusses - erhielt der „Ebner Boden“ nach sachlichen Kriterien die meisten Punkte, das „Zorndorf“ hingegen die wenigsten.
„Keine Antworten erhalten“
Franz Scherz, ein Anrainer im „Zorndorf“, erzählt über die Informationsveranstaltung, welche Mitte Oktober vom Stadtchef initiiert wurde: „Der Bürgermeister hat auf unsere berechtigten Fragen keine Antworten gewusst und nur gesagt, dass wir egoistisch sind. Dabei gibt es bei uns keine Aufschließung und auch keine Wasserversorgung. Auch der Verkehr auf der Güterstraße ist ein Problem und die Lage ist abgelegen. Ich sehe eine reine Spekulation des Bürgermeisters, denn auch er besitzt hier ein Grundstück. Dieser Grund ist momentan wenig wert. Durch die Umwidmung von Grün- in Bauland käme es zu einer enormen Wertsteigerung.“
Eine „seltsame Optik“
Stadtrat Christof Mayr von der SPÖ Zell am See bläst in das selbe Horn: „Die Optik ist schon sehr seltsam. Verdächtig ist auch, dass schon darüber gesprochen wurde, wer hier wie viel Grund verkauft. Außerdem sind im Zorndorf schon interessierte Käufer mit Architekten und Plänen unterwegs.“
Seitens der SPÖ glaubt man, dass der Bürgermeister diesbezüglich schon Versprechungen und Zusagen an Bürger abgegeben hat. Ihrer Meinung nach ist der „Ebner Boden“ das einzige Areal, das für das Baulandsicherungsmodell wirklich in Frage kommt.
Expertengruppe eingesetzt
Als nächster offizieller Schritt jedenfalls wurde eine Expertengruppe zur weiteren Prüfung zusammengesetzt. Die SPÖ hätte es für logisch erachtet, dass in dieser Gruppe auch Sonja Hartl als Architektin und Obfrau des Bauausschusses mit dabei ist. Hartl: „Der Bürgermeister war zuerst dafür, aber seine Fraktion anscheinend dagegen.“ Vize-Bgm. Andreas Wimmreuter: „Wir fordern in dieser Sache mehr Transparenz und Fairness.“
„Die Entscheidung fällt in der Gemeindevertretung“
Und der Vizebürgermeister abschließend dazu, dass in der Arbeitsgruppe ohnehin neutrale Beamte tätig sind: „Das ist schon klar, aber der Bürgermeister hat das Recht, bei allen Besprechungen mit dabei zu sein. Und außerdem wird die Entscheidung letzendlich in der Gemeindevertretung getroffen, wo die Macht bei der ÖVP liegt.“
STATEMENT BÜRGERMEISTER HERMANN KAUFMANN:
Bgm. Hermann Kaufmann zu den Vorwürfen: „Die Idee eines Baulandsicherungsmodells basiert auf den vielfach geäußerten Wünschen von jungen Thumers-bachern, sich in ihrer Heimat leistbare Grundstücke kaufen zu können. Es stimmt nicht, dass ich das ,Zorndorf‘ bevorzuge, obwohl es wahr ist, dass ich dort ein 400 m² großes Grundstück besitze. Und zur Expertengruppe: Dort sitzt auch niemand von der ÖVP, sondern es sind neutrale Beamte wie der Amtsleiter und die Bauamtsleiterin.“
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