Stellungnahme

Rudolph Pointner

LESERBRIEF

In einer Schlagzeile hieß es kürzlich: „Gerade in kleinen Spitälern werden viele Operationen nur vereinzelt durchgeführt – sodass die Chirurgen bedenklich wenig Übung darin haben.“ Dies entspricht einem annähernd wörtlichen Zitat aus dem Rechnungshofbericht.“

Irreführung

Diese irreführende Aussage führte zu Erstaunen und unnötiger Verunsicherung bei vielen, da es sich um einen rein statistischen Konflikt handelt. Als einziges Land in ganz Europa zählt und vergleicht Österreich die durchgeführten Operationen pro Krankenhaus und nicht wie in anderen Ländern üblich und sinnvoll die Eingriffe pro Arzt. Das Dilemma an der statistischen Betrachtung des Rechnungshofs besteht darin, dass bei der Beschäftigung mit einem Aspekt (der Zählung der Frequenz von einzelnen Eingriffen im gesamten Krankenhaus) der andere Aspekt (in diesem Fall die Eingriffe, die pro Chirurg durchgeführt werden) aus dem Auge verloren geht. Dividiert man die an den einzelnen Österreichischen Chirurgischen Abteilungen durchgeführten Operationen durch die jeweils an diesen Abteilungen tätigen Chirurgen, so zeigt sich, dass, je kleiner das Krankenhaus ist, umso mehr Eingriffe von einzelnen durchgeführt werden. Dies zeigt auch, dass jeder Chirurg an einem größeren Haus weniger operiert wie der an einem kleinen. Niemand käme jedoch auf die Idee, den Chirurgen in großen Häusern weniger Übung oder mindere Qualität zu unterstellen.

Qualitätskriterien

Um vermeintliche Qualitätskriterien der einzelnen Krankenhäuser zu erhalten, wählte der Rechnungshof aus einer Fülle von Möglichkeiten Schilddrüsenoperationen, Knieoperationen, Brustoperationen, Entbindungen und Bauchspeicheldrüsenoperationen aus. Schmerzhaft laut wird das Wiehern des Amtsschimmels in seiner Stellungnahme zu den Knieoperationen. Nicht genug, dass die Operationen pro Krankenhaus und nicht pro Chirurg gezählt werden, der Rechnungshof unterscheidet bei einem Eingriff am Knie, ob er aus unfallchirurgischen- oder orthopädischen Gründen durchgeführt wird – macht aus einer Operation also zwei. Die voraussehbaren, geplanten Operationen am Knie aus orthopädischen Gründen kommen im Krankenhaus Zell am See um einiges seltener vor als die unfallchirurgischen Operationen. Ein und dieselbe Operation, das gleiche Chirurgenteam – nur der Grund, warum operiert wird, ist ein anderer. Knieoperationen werden an der Unfallchirurgischen Abteilung des Krankenhauses Zell am See zu hunderten durchgeführt.

Zeller Spital

Dass das Krankenhaus Zell am See gerade bei Brust- und Schilddrüsenoperationen nur sehr wenige Eingriffe pro Jahr aufweisen kann, liegt auf der Hand, schätzen wir doch die hohe Expertise auf gerade diesen beiden Gebieten unseres Nachbarkrankenhauses Schwarzach, sodass es für mich außer Frage steht, dass Patienten mit Schilddrüsenerkrankungen bzw. Brustoperationen dort durchgeführt werden sollen. Wir sehen auch nicht unseren Schwerpunkt auf diesen Gebieten, sondern im Bereich des Verdauungstraktes von Speiseröhre bis Mastdarm und weisen speziell bei Operationen an der Speiseröhre bzw. am Mageneingang eine Anzahl von Eingriffen auf, wie sie kaum ein anderes Österreichisches Haus (die großen Chirurgien der Universitätskliniken eingeschlossen) erreicht. Dies war dem Rechnungshof allerdings keine Prüfung wert.

Rechnungshof

Wie sinnvoll es ist, dass ein Rechnungshof formal juridisch Krankenhäuser kontrolliert, sei dem geneigten Leser überlassen. Ob dadurch die medizinische Versorgung der Bevölkerung verbesserbar ist oder welcher Sinn sich daraus ergeben mag, sei dahin gestellt. Und kaum ein Patient würde wohl beim Rechnungshof einen medizinischen Rat einholen wollen.

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