So funktioniert Kapitalismus!
Die britischen Eisenbahnen – ein klassisches Beispiel

Auch in Großbritannien waren die Eisenbahnen bis Anfang der 1990er-Jahr Staatsbetriebe. So wie in fast allen öffentlichen Bereichen gab es auch dort gewinnbringende aber auch verlustbringende Strecken. Irgendwie unterm Strich sollte sich das dann ausgleichen. Und da der öffentliche Verkehr ja – wie der Ausdruck schon sagt – in öffentlicher Hand sein soll, mussten im Interesse der Bürgerinnen und Bürger, so wie in fast allen Ländern der Erde, auch öffentliche Gelder (Steuereinnahmen) aus dem Budget für den Betrieb aufgewendet werden.
Wie fast überall und immer, schielten und schielen die Kapitalisten auf die Filet-Stücke, die Gewinn abwerfenden Strecken. Was nichts abwirft soll sich ruhig der Staat behalten. Dann hat man ja wieder einen Angriffspunkt und kann hämisch daraufhinweisen, wie schlecht der Staat wirtschaftet.

Anfang der 1990er Jahr wurden dann alle britischen Bahnen privatisiert. Zumindest war man damals gescheit genug, sich nicht nur die Verlustbringer zu behalten.
Aber was geschah dann? Die privaten Eigentümer lutschten die Substanz restlos aus. Es erfolgten keine Investitionen in bessere Gleisanlagen oder komfortablere Zugsgarnituren. Man wollte ja Gewinn machen und nicht als „Sozialdienst“ womöglich noch zusätzliches eigenes (privates) Geld hineinstecken.
Das Eisenbahnnetz der Briten wurde immer desolater und die Nutzer immer weniger. Strecken in kleineren, ländlichen Regionen wurden aufgelassen (weil unrentabel) und das Volk schaute durch die Finger. Die privaten Eisenbahnbetreiber beschränkten sich immer mehr auf die Filet-Stücke in den Zentralräumen. Und weil auch hier die Gewinnmargen gering sind, wollte oder konnte man auch hier keine Verbesserungsinvestitionen vornehmen.

Jetzt sind die britischen Eisenbahnen am Ende und man höre und staune. Das konservative, so kapitalistische England erwägt, die vor etwa 30 Jahren an Private verkauften Eisenbahnen wieder zurückzukaufen. Ein Schelm, der Schlechtes denkt!
Das ist Kapitalismus. Solange man Gewinne in private Taschen stecken kann ist Privat das Beste.
Wenn etwas aber nur zur Versorgung der Bevölkerung mit Dienstleistungen dienen muss und kann, soll sich lieber der Staat den Verlustposten behalten.

Es zeigt sich einfach, dass der Staat – um sein Volk gerecht zu versorgen – eben auch Bereiche abdecken muss, die sich nicht mit Einnahmen im Staatssäckel darstellen lassen.

Ich verabscheue jene Schreier, die immer glauben, dass nur Private gut und effizient arbeiten können. Zu dieser Einstellung gibt es auch bei uns in Österreich klassische Beispiele.
Die Westbahn! Auf einer der ertragreichsten Strecken der ÖBB darf sich ein Privater als Konkurrent aufspielen und will dem staatsnahen Betrieb dessen Gewinne schmälern. Zwischen Wien und Salzburg lässt sich Geld verdienen. Keine andere Detail-Strecke Österreichs ist so ertragreich. Warum übernimmt dieser Westbahnbetreiber nicht z.B. die weitere Strecke bis Innsbruck oder bis Bregenz? Bringt nix! Das soll die ÖBB gerne weiter machen.
Gleichzeitig sind es aber genau diese Privaten, die dann dem Staat vorwerfen, nicht wirtschaften zu können. Mit der Strecke durch das Salzachtal zwischen Hallein-Bischofshofen-Zell am See-Saalfelden-Wörgl ist nichts zu verdienen. Die kostet nur! Das wir kein Privater angreifen!
Ein weiteres Beispiel!
Das Paketgeschäft der Post lief gut. Das Briefgeschäft wurde immer schlechter. Der Staatsauftrag lautete aber (zurecht), die gesamte Bevölkerung, also auch diese am Land, gleich gut mit Dienstleistung zu versorgen. Gewinne von dort mussten oder sollten Verluste von da ausgleichen.
Jetzt kam man auf die glorreiche Idee, das Paketgeschäft, welches der Post im Monopol zustand, auch zu privatisieren. Im Wissen, dass sich private Paketzusteller nicht wirklich um entlegene, ländliche Räume kümmern werden (bringen Verluste), wurde das Monopol einfach aufgeweicht. Die Post darf zwar weiterhin Pakete zustellen, aber es ist private Konkurrenz erlaubt. Und sie hat weiterhin den Staatsauftrag, ALLE im Land gleich zu versorgen.
Dass die Post in ihrer Zustellungsqualität nachlässt ist also ganz logisch. Diese private Konkurrenz übt immensen Druck auf den Personalstand und insbesondere auf die Verdienste aus.

Dasselbe System wurde in der Energieversorgung, den Versicherungen oder den Banken angewandt. Der Kapitalismus wirkt nur zerstörend!

Es gibt einfach Geschäftsbereiche, die für „privat“ nicht geeignet sind. Es sind Bereiche, die die Bevölkerung gleichmäßig gut und sicher versorgen müssen.
Das sind u.A. eben der Öffentliche Verkehr (Bahn, Bus), die Energieversorgung oder eben auch die Postdienste und ganz im Besonderen die Wasserversorgung.
Ob diese Unternehmungen letztendlich unterm Strich einen Gewinn ins Budget spülen oder unterstützt werden müssen, ist eigentlich egal. Die flächendeckende Versorgung ist gesichert! Und das sollte vordergründig sein!

Nachsatz:
Wenn ich mir heute diese „türkise“ Regierung anschaue könnte man meinen, die Sekretäre der Industriellenvereinigung oder der Wirtschaftskammer sind dort installiert. Die wollen natürlich, dass alles was nur irgendwie Geld in private Taschen spült, dem Staat wegnehmen. Heute liegen die Gewinnsteuern der großen Unternehmungen in Österreich bereits weit unter 20 Prozent. Und das soll weiter sinken, denn nur so kann das private Vermögen weiter gesteigert werden. Um sich den Anstrich zu verpassen, auch für die Arbeitnehmer da zu sein, denkt man darüber nach, den „Einstiegssteuersatz“ von 25% auf 20% zu senken. Das sind nur Almosen!
Ob dem Staat noch genügend Geld für soziale Aufgaben übrig bleibt (Spitäler, Schulen, Krankendienste, Pflege, usw.) ist diesen Herrschaften „scheißegal“. Sie brauchen diese Dienste ja im Ernstfall sowieso nicht, denn mit ihrem Geld können sie sich selber leicht versorgen bzw. versorgen lassen.

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