Unsere Erde
Das Ergebnis ist da: So bewegen sich die Salzburger fort

Der Weg über die Autobahn muss nicht unbedingt sein, aber in manchen Regionen gibt es keine Alternativen zum Auto. | Foto: Symbolbild Pixabay
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  • Der Weg über die Autobahn muss nicht unbedingt sein, aber in manchen Regionen gibt es keine Alternativen zum Auto.
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Mitte Oktober riefen die Bezirksblätter zu einer Umfrage zum Thema Mobilität auf. Rund 100 Personen haben uns mehr über ihre täglichen Gewohnheiten verraten. Einige der Ergebnisse haben wir mit Stephan Maurer von Mobilito in Bischofshofen besprochen.

SALZBURG. Um sich mit der Mobilität der Zukunft besser auseinandersetzen zu können, haben die Bezirksblätter zu einer großen Umfrage zum derzeitigen Verhalten der Salzburger aufgerufen. Stephan Maurer von Mobilito hat sich mit uns über einige der Ergebnisse unterhalten. Sicher ist, dass der Salzburger nur schwerlich ohne sein Auto sein will oder kann.

BB-PONGAU: Rund 84 Prozent unserer Teilnehmer haben ein eigenes Auto, davon sind 53 Prozent Dieselfahrzeuge und nur 7,4 Prozent mit Elektromotor und kein Hybrid. Woran könnte es liegen, dass ein Kraftstoff wie Diesel – der ja eher negative Schlagzeilen macht – so stark vertreten ist? Was könnten Gründe sein, dass die Zahlen für Elektrofahrzeuge so gering und für Hybrid nicht vorhanden sind?
STEPHAN MAURER: Ich glaube es liegt zum Teil im Preisunterschied der Fahrzeuge an sich und in der „Angst“ vor einer möglichen Unflexibilität bei E-Autos, zum Beispiel eine geringere Reichweite im Vergleich zum Diesel- oder Benzinmotor. Darüber hinaus ist der Diesel im Vergleich zum Benziner günstiger beim Tanken. Wir sind es einfach gewohnt, mit Diesel oder Benzin an einem riesigen Netz von Tankstellen in ganz Europa zu tanken. Das ist beim E-Auto naturgemäß anders. Es gibt Unsicherheiten: wo ist die nächste E-Tankstelle, ist diese überhaupt frei? Wie kann ich dort bezahlen? Das ist wirklich derzeit noch ein großes Problem in Österreich.

BB-PONGAU: Die meisten Befragten pendeln entweder gar nicht (42,2 Prozent) oder bis zu 25 Kilometer (35,6 Prozent). Entspricht das auch Ihrer Erfahrung?
STEPHAN MAURER: In Zeiten von Homeoffice wird natürlich viel weniger gependelt. Wir haben einen recht hohen Auspendleranteil aus der Region (Pongau/Innergebirg) hinaus, das liegt teils an der Geographie der Region und der Lage der Arbeitsplätze z. B. Richtung Stadt Salzburg. Abgesehen von einer hohen innerregionalen Pendlerbewegung mit Entfernungen von bis zu 25 km hatten wir beispielsweise im Jahr 2017 rund 700 Pendler aus dem Großraum Stadt Salzburg, die täglich in den Pongau gependelt sind. Aber 3.170 Pendler aus dem Pongau in die Stadt Salzburg. In den Pinzgau pendelten 529 Personen aus, und 344 Personen pendelten täglich aus dem Pinzgau in den Pongau.*

BB-PONGAU: Der Großteil mit 51 Prozent nutzt das Auto um in die Arbeit zu kommen nur 13,7 Prozent nehmen die Öffentlichen Verkehrsmittel. Dafür ist der Rest mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs. Könnte das sein, da sowohl Städter als auch Menschen aus dem ländlichen Raum bei der Umfrage mitgemacht haben? Ist hier noch immer ein Gefälle zu beobachten?
STEPHAN MAURER: Mit einem guten Angebot an Parkplätzen beim Arbeitsplatz sinkt die Bereitschaft, Öffentlichen Verkehrsmittel für das Pendeln zu nutzen. Da ist der Anteil bei uns im Innergebirg recht hoch (d. h. Arbeitgeber haben ausreichend Parkplatz für Mitarbeiter zur Verfügung). In der Stadt Salzburg ist das naturgemäß anders – viele Pendler nutzen den Zug als Alternative zum Auto. Beim Salzburger Verkehrsverbund wurden über 19.000 "myRegio" Jahreskarten neu verkauft, zusätzlich zu den rund 2.000 „alten“ Jahreskartennutzern in Salzburg. Ein gutes Angebot wird gut angenommen und ist eine echte Alternative zum Auto. Aber grundsätzlich gibt es meiner Meinung nach ein Stadt-Land-Gefälle, was die Nutzung von Auto oder Öffentlichen Verkehrsmittel betrifft. Ein Grund hierfür liegt sicher darin, dass wir im alpinen Raum bzw. „am Land“ einen schlechteren Zugang zu den Öffentlichen Verkehrsmittel haben als jemand, der direkt in der Stadt wohnt.

BB-PONGAU: Alternativen wie Carsharing und Fahrgemeinschaften sind laut unserer Umfrage auch nicht attraktiv, wie könnte man das fördern? Bei den Befragten würden rund 61 Prozent weder Carsharing noch Fahrgemeinschaft nutzen, 24,5 Prozent können sich Fahrgemeinschaften vorstellen, 6,7 Prozent Carsharing und für 7,8 Prozent kämen beide Alternativen in Betracht.
STEPHAN MAURER: Ich versehe die Vorbehalte gegen das Carsharing – die habe ich auch zu einem gewissen Teil. Das Problem beim Carsharing ist im Prinzip dasselbe wie beim Bus oder Zug: Wo finde ich ein Carsharing-Auto? Und vor allem: Wie komme ich dort hin? Die meisten Carsharingautos stehen in Zentrumsnähe, am Bahnhof oder am Hauptplatz. Nur die Leute wohnen dort nicht immer – haben also zum Teil weite Wege, um zum Carsharingauto zu gelangen. Muss ich mit dem eigenen Auto, mit dem Taxi oder mit einem Bus zum Carsharingauto fahren? Das macht keinen Sinn. Leider gibt es bisher kaum funktionierende Carsharing-Systeme.
Was die Fahrgemeinschaften betrifft: Wir haben viele Jahre hindurch mit dem Land Salzburg gemeinsam am Projekt „Compano – Fahrgemeinschaften in Salzburg“ gearbeitet und viel gelernt dabei. So haben wir im Zuge des Projektes festgestellt, dass es wesentlich einfacher war bzw. ist, Leute zur Bildung von Fahrgemeinschaften zu motivieren, wenn es im privaten (Freunde, Nachbarn) oder beruflichen Umfeld (Kollegen) passiert. Wir haben daraufhin im Projekt einen Schwerpunkt auf Betriebsräte in den Salzburger Unternehmen gelegt und waren hier erfolgreich. Die Leute waren zur Bildung von Fahrgemeinschaften bereit und motiviert. Sogenannte „Wilde Fahrgemeinschaften“ – also Leute, die sich nicht kennen, bilden eine Fahrgemeinschaft – zu bilden ist recht schwer. Es gibt viele Vorbehalte.

BB-PONGAU: Folgende Anreize wurden für die Verwendung öffentlicher Verkehrsmittel gut bewertet: bessere Fahrzeiten (kurze Wartezeiten) und größeres Linienangebot. Was tut sich in dieser Richtung im Land Salzburg?
STEPHAN MAURER: Wir haben hier schon extrem viel. Teilweise im Bahnbereich einen 30-Minuten-Takt, von den zentralen Orten im Pongau komme ich zum Teil dreimal in der Stunde etwa nach Salzburg. Das Angebot ist günstig für Vielfahrer – 595 Euro für eine Jahreskarte, die im gesamten Land für alle Busse und Bahnen inklusive Stadtbus Salzburg gilt. Wenn ich vom Salzach-Tal in die Stadt Salzburg will, bin ich mit dem Zug meist sogar schneller, nicht mit der S-Bahn, aber mit Regionaleexpress und Railjet schon. Die Anreize sind also da!
Schwächen gibt es, wenn ich – um zum Bahnhof zu kommen – ein anderes Verkehrsmittel (z. B. einen Bus) nutzen muss. Und am Abend haben wir ein eingeschränktes Angebote, manche Gemeinden in Salzburg sind nach 19:30 Uhr gar nicht mehr öffentlich erreichbar.

(*Quelle: iSpace Research Studios Austria, Salzburg 2017)

Wir wollen uns an dieser Stelle bei allen Teilnehmern der Umfrage bedanken, alle Ergebnisse finden Sie in folgendem Beitrag.

Wir wollen wissen wie sich die Salzburger fortbewegen

Mehr zum Thema:
"Unsere Erde."



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Der Weg über die Autobahn muss nicht unbedingt sein, aber in manchen Regionen gibt es keine Alternativen zum Auto. | Foto: Symbolbild Pixabay
Mobilitätscoach Margaretha Prommegger und Mobilito-Geschäftsführer Stefan Maurer bieten Alternativen zum Auto an. | Foto: Alexander Holzmann
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