Start im Herbst
St. Johann bekommt eine private Montessori-Volksschule
Im Herbst soll der Volksschulbetrieb am Gelände der Baufirma "Spiluttini" starten. Katharina Kössler war die Ideengeberin für die neue, private Montessori-Schule in St. Johann. Man wolle in der Schulgemeinschaft ein "inklusives Abbild der Gesellschaft" etablieren, betont sie.
ST. JOHANN. St. Johann bekommt eine neue Volksschule. Ab Herbst 2023 soll in der "roten Halle" auf dem Gelände der Firma "Spiluttini" der Schulbetrieb in einer Montessori-Privatschule für Sechs- bis Zehnjährige starten. Die Schule wird mit Öffentlichkeitsrecht geführt und unterrichtet nach offiziellen Lehrplänen.
Montessori-Konzept in St. Johann
Die Idee dafür stammt von Katharina Kössler. "Es sind nur noch ein paar bürokratische Details offen. Der Start im Herbst ist voll auf Schiene", versichert die 37-Jährige. Die Pädagogin brennt für das Montessori-Konzept: "Dabei geht es nicht darum, dass jedes Kind machen kann, was es will", räumt sie mit Vorurteilen auf.
"Im Mittelpunkt stehen die individuellen Bedürfnisse und Interessen der Schülerinnen und Schüler. Es geht immer darum, was dem jeweiligen Kind gerade gut tut." Außerdem fördere man damit die Selbstständigkeit der Kinder schon in jungen Jahren.
Erste Montessori-Schule im Pongau
Ihre Leidenschaft für die Montessori-Pädagogik hat sich Kössler bei ihrem ersten Job nach der Ausbildung zur Volksschullehrerin in Innsbruck angeeignet. Vor allem der respektvolle Umgang mit den Kindern habe sie überzeugt. Nach zwei Jahren in Tirol hat es sie nach Bregenz verschlagen, wo sie ebenfalls eine Montessori-Volksschule gegründet hat.
Nachdem sie mit ihrer Familie nach St Johann, in die Heimat ihres Mannes, gezogen war, suchte sie vergeblich im Pongau nach einer Montessori-Bildungseinrichtung für ihre beiden Kinder. "Auch andere Eltern haben damals bestätigt, dass so ein Angebot gewünscht wird", erinnert sich Kössler.
"Bildungswiese" kommt bei "Spiluttini" unter
Auf der Suche nach möglichen Standorten habe sich Georg Hinterleitner, Geschäftsführer der Firma "Spiluttini", bei ihr gemeldet. "Ich hab ihm dann das Montessori-Konzept in Vorarlberg gezeigt. Er war überzeugt und hat mir seine Unterstützung angeboten, so etwas auch in St. Johann umzusetzen", so Kössler. Die 37-Jährige ist mittlerweile bei "Spiluttini" als pädagogische Leiterin der "Bildungswiese" angestellt, die wiederum das Dach für den bestehenden Montessori-Betriebskindergarten und die künftige Schule bildet.
Bis zu 80 Kinder als Ziel
Für den neuen Schulstandort in der Industriestraße gibt es jedenfalls große Pläne. Im Herbst will man vorerst mit rund 26 Schülerinnen und Schülern starten. "Dann werden jährlich neue Plätze geschaffen bis wir circa 80 Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren hier unterrichten", erklärt Kössler. In weiterer Folge beabsichtigt die "Bildungswiese" die Schaffung eines Montessori-Angebotes bis zur Matura.
Die Nachfrage sei jedenfalls groß, sowohl bei den Eltern als auch bei den Lehrkräften. Den Personalmangel spüre man nicht. "Wir haben viele Bewerbungen von Pädagoginnen und Pädagogen, die etwas neues probieren wollen", betont Kössler.
Inklusion als wichtiger Wert
Privatschulen sind immer wieder mit Kritik konfrontiert, sie würden die gesellschaftliche Spaltung in bildungsferne, ärmere und bildungsnahe, reichere Gruppen vorantreiben. Kössler ist dieses Risiko, gerade bei Kindern im jungen Volksschulalter, durchaus bewusst. "Wir wollen in unserer Schule ein Abbild der Gesellschaft haben. Nach diesen Gesichtspunkten der Inklusion wählen wir auch aus, wen wir schlussendlich aufnehmen", betont sie.
Sollte sich eine Familie die monatlichen 200 Euro Schulgeld nicht leisten können, könne man sich auf einen verträglichen Betrag einigen, ergänzt Kössler. Für all jene, die an einem Montessori-Bildungsangebot für ihre Kinder interessiert sind, sei man bei der "Bildungswiese" offen.
Unterstützung aus Stadt und Land
Die Stadtgemeinde steht der Initiative positiv gegenüber. Eine Gemeinde in der Größe von St. Johann vertrage laut Bürgermeister Günther Mitterer (ÖVP) auch ein privates Angebot im Volksschulbereich. "Die Nachfrage nach Montessori-Angeboten ist gegeben, aber wir können das als Gemeinde nicht anbieten. Insofern sehe ich das Projekt positiv", so der Ortschef weiter.
Im Land Salzburg gibt es bisher drei private Volksschulen. Der Salzburger Bildungsdirektor, Rudolf Mair, steht einer weiteren offen gegenüber: "Der Unterricht in den öffentlichen Schulen ist in Salzburg derartig gut, dass bei Privatschulen nicht von einem Qualitätsunterschied oder gar einer Elitenbildung die Rede sein kann."
Vielmehr entstehe durch private Initiativen ein zusätzliches Angebot für Eltern, die auf besondere pädagogische Methoden — wie etwa auch jene von Montessori — wert legen. "Die Bildungslandschaft wird dadurch bunter und das ist gut so", betont Mair.
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