Bauland sichern hat oberste Priorität
Thomas Oberreiter: „Die starke Nachfrage treibt die Preise von Baugründen und Wohnobjekten in die Höhe.“
Für Thomas Oberreiter, Ortschef der Tourismusdestination Flachau, hat die Baulandsicherung für Einheimische oberste Priorität. Gemeinsam mit den restlichen Ennspongauer Bürgermeistern ist Oberreiter darüber hinaus um die Errichtung einer Tagesbetreuungsstätte für Senioren bemüht.
Wie haben Sie als Ortschef von Flachau die Damen-Weltcupveranstaltung in der Vorwoche erlebt?
THOMAS OBERREITER: „Es war das Ereignis, das wir uns alle erhofft haben. Es freut mich, dass uns von allen Seiten, sei es von der FIS oder dem ÖSV und den teilnehmenden Nationen, großes Lob ausgesprochen worden ist. Nicht zu vergessen ist die Steigerung des Bekanntheitsgrades von Flachau als Wintersportort. Der Nachtslalom stand weltweit im medialen Interesse.“
Beschreiben Sie in groben Zügen die Struktur Ihres Ortes!
THOMAS OBERREITER: „In erster Linie profitieren wir vom Tourismus. Flachau hat zirka 9.000 Gästebetten mit 930.000 Nächtigungen pro Jahr. Daneben haben wir auch etliche kleinere Gewerbebetriebe, die natürlich auch vom Tourismus großen Nutzen ziehen.“
Befürworten Sie als Bürgermeister eines Tourismusortes den Vorschlag, die Ortstaxen-Obergrenze anzuheben?
THOMAS OBERREITER: „Eine Anhebung wäre unbedingt notwendig, denn immerhin kämen diese zusätzlichen Einnahmen 1:1 dem örtlichen Tourismusverband zugute. Unsere Mitbewerber, zum Beispiel die Tourismusdes-tinationen in Tirol, heben zum Teil drei Euro Ortstaxe ein. Wir müssen, was das angeht, Schritt halten.“
Wie sieht die Situation rund um die Zweitwohnsitze aus? Immobilien und Grundstücke in Flachau sind bestimmt begehrt, oder?
THOMAS OBERREITER: „Das stimmt. Das Problem sind jedoch nicht die Zweitwohnsitzbesitzer per se. Schlimm ist, dass durch starke Nachfrage die Preise von Baugründen und Wohnobjekten exorbitant in die Höhe getrieben werden. Aus diesem Grund sind wir bemüht ein Baulandsicherungsmodell aufrecht zu erhalten. Konkret sieht es so aus, dass die Gemeinde über die Land-Invest Bauland ankauft und zu erschwinglichen Mitteln an Einheimische weitergibt. Somit können wir einen Quadratmeterpreis von rund 150 Euro anstatt der sonst üblichen oft mehr als 300 Euro gewährleisten. Grundsätzlich würde ich mir wieder das Grundverkehrsgesetz, das abgesetzt wurde, wünschen. Die darin enthaltenen strengen Richtlinien würden die Handhabe betreffend der Baulandsicherung erleichtern.“
Ist davon auszugehen, dass Sie den 30-prozentigen Zuschlag auf die besondere Ortstaxe ausschöpfen werden?
THOMAS OBERREITER: „Flachau wird diese Option nutzen und die daraus gezogenen Geldmittel für das Baulandsicherungsmodell einsetzen.“
Wieviel Budget steht Ihnen 2011 zur Verfügung und wie kommen Sie mit den finanziellen Ressourcen zu Rande?
THOMAS OBERREITER: „Wir budgetieren 7,8 Millionen Euro im ordentlichen Haushalt und 750.000 im außerordentlichen. Obwohl Flachau diesbezüglich nicht schlecht aufgestellt ist, ist es eng. Vor allem die Leistungen für das Sozialwesen, angefangen von der Altenbetreuung bis hin zur Jugendwohlfahrt, reißen alljährlich ein Loch in die Gemeindekassen. Daher mein Appell an die Landeshauptfrau bzw. die gesamte Landesregierung, hier nicht immer alles auf die Kommunen abzuwälzen.“
Welche Projekte stehen in Flachau aktuell an?
THOMAS OBERREITER: „Im Sommer beginnen wir mit der Verbauung der Enns. Dabei handelt es sich um die Errichtung eines Rückhaltebeckens im Talschluss sowie um Ufererhöhungsmaßnahmen im Ortsgebiet, welche einem Jahrhundertereignis Stand halten. Innerhalb von drei Jahren soll dieses Projekt umgesetzt werden – Kostenpunkt zehn Millionen Euro, wobei 1,5 Millionen die Interessenten, das sind Nutznießer und die Gemeinde, zu übernehmen haben. Darüber hinaus wird der Friedhof im Sommer erweitert und es werden abschließende Kanalbauarbeiten im Ortsteil Fischergut-Schartlhof durchgeführt. Ferner stehen die Ennspongauer Gemeinden am Anfang eines Projektes betreffend die Tagesbetreuung von Senioren, die zwar Pflege bedürfen, jedoch von ihren Angehörigen zuhause umsorgt werden. Der Plan sieht die Errichtung einer Tagesbetreuungsstätte im Ennspongau vor. Die ersten Gespräche zwischen den Bürgermeistern wurden bereits aufgenommen.“
Was hat für Sie in Ihrem Wirkungsbereich als Bürgermeister oberste Priorität?
THOMAS OBERREITER: „Die Baulandsicherung für unsere Gemeindebürger steht für mich an erster Stelle. Sehr am Herzen liegt mir die Aufrechterhaltung unserer guten Dorfgemeinschaft. Trotz der Einflüsse, die der Tourismus mit sich bringt, soll unsere eigene Identität, nämlich die eines Salzburger Gebirgsvolkes, bewahrt bleiben. Was das angeht ist Flachau meiner Meinung nach am richtigen Weg.“
Wie sieht das Verhältnis der politischen Lager bzw. Kontrahenten in der Gemeindestube aus?
THOMAS OBERREITER: „Ausgezeichnet. Fast alle Beschlüsse werden einstimmig gefasst. Allen Vertretern, egal aus welchem politischen Lager, geht es um das Beste für Flachau – das spürt man bei Gemeinderatssitzungen.“
Wer ist der geheime Bürgermeister in Ihrer Gemeinde?
THOMAS OBERREITER: (lacht) „Ich gehe davon aus, dass die Leute meinen Einsatz erkennen und wissen, dass der gewählte Bürgermeister auch in der Realität der Bürgermeister ist.“
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