"Die Frauen sollten mutiger werden"

Sieglinde Thaler, seit den 1990er Jahren in der Politik. | Foto: Thaler/privat
  • Sieglinde Thaler, seit den 1990er Jahren in der Politik.
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Die Bad Hofgasteiner Vizebürgermeisterin Sieglinde Thaler (ÖVP) ist Mutter von zwei erwachsene Söhne und seit den frühen 90er Jahren politisch engagiert. Sie kommt aus einem Elternhaus, in dem sich die Eltern immer für die Gemeinschaft engagiert haben. Daher war der Weg in die Politik auch für sie immer ein logischer. Heute sitzt sie mit zwei weiteren Frauen in der Bad Hofgasteiner Gemeindestube und wünscht sich "mindestens doppelt so viele Frauen wären nötig."

Wie hat sich die Lokalpolitik in Ihrer 20-jähriger Beteiligung verändert?
SIEGLINDE THALER: Als ich angefangen habe, waren Parteichefs, die keine Frau in der Gemeinde hatten, Helden. Heute wäre es politischer Selbstmord wenn ein Politiker sagen würde, dass er keine Frau in der Partei haben möchte. Die Wahrnehmung hat sich gewandelt.

Was sind die größten Hürden für Frauen in der Lokalpolitik?

SIEGLINDE THALER: Heute sind es nicht mehr die Männer in der Politik, die den Frauen Steine in den Weg legen. Vielmehr fehlt es den Frauen oft an der Kaltschnäuzigkeit zu sagen: Ich kann das. Ihnen fehlt es an Mut. Dabei wären viele Frauen mit guter Ausbildung oft besser qualifiziert als so mancher Mann im Amt. Für mich, weil ich mich selbst immer in der Politik engagiert habe, ist es schwer zu verstehen, warum Frauen mit kommunikativer Kompetenz nicht den Schritt in die Politik wagen. Zumal die Politik auch das Leben bereichert.

Nur 28,6 Prozent beträgt der Anteil an Frauen in der Landesregierung – was braucht es, um mehr Frauen in die Lokalpolitik zu bekommen?
SIEGLINDE THALER: Kurse für angehende Politikerinnen wie z.B. vom Frauennetzwerk Kokon angeboten werden, sind wichtig. Hier können Frauen Netzwerken und Kompetenzen erlangen, die ihnen Sicherheit geben. Aber das würde auch den Männern in den Ämtern gut tun. In Wahrheit braucht es eine Frauenquote auch in der Lokalpolitik. Nur so bekommen Frauen überhaupt erst die Chance in gewissen Gemeinden nachzurücken und da, wo es nur wenige gibt, muss aktiv gesucht werden.

Wenn Sie die Diskussion um Vereinbarkeit von Beruf und Familie verfolgen: Was
denken Sie darüber?

SIEGLINDE THALER: In diesem Gebiet befinden wir uns im höchstpersönlichen Lebensbereich der Menschen. Es ist gut ist, dass Kommunen Voraussetzungen für die Kinderbetreuung schaffen, aber funktionieren kann beides (Familie und Beruf) nur, wenn beide Partner zusammenhelfen. Es ist nicht die Aufgabe der Öffentlichkeit für eine 24-stündige Kinderbetreuung zu sorgen. Ein Kind zu bekommen obliegt der Eigenverantwortung und beide Eltern sind für die Betreuung gleichermaßen verantwortlich.

Hat es ihrer Familie geschadet, dass Sie eine Karriere angestrebt haben und daneben politisch aktiv waren?
SIEGLINDE THALER: Ich habe mein Studium mit 34 Jahren und als zweifache Mutter begonnen. Ich hatte das Glück, dass ich eine Hausfrau als Oma im Hintergrund hatte, die meine Kinder in der Vorlesungszeit betreut hat. Als Studentin hatte ich allerdings mehr Freizeit als eine vollbeschäftigte Angestellte. Das war für meine Kinder und für mich als Mensch eine tolle Erfahrung. Dass ich mich politisch engagiert und gearbeitet habe, hat mir nie jemand vorgeworfen – auch meine Kinder nicht, weder als junge noch als erwachsene Menschen.

Welche Tipps können Sie jungen Frauen mitgeben, die in der Regionalpolitik Fuß
fassen wollen?

SIEGLINDE THALER: Ich rate ihnen zu Lehrgängen wenn sie das Gefühl haben, ein Netzwerk oder Verstärkung zu brauchen. Ich wünsche ihnen Mut, sich einfach drüber zu trauen. Sie sollen unbesorgt sein, wenn sie nicht alles sofort verstehen oder durchschauen. Man kann immer nachfragen, oder sich online informieren bzw. Experten suchen, bei denen man Infos einholen kann. Am wichtigsten ist das Interesse. Ich würde allerdings jeder davon abraten, wenn der Partner nicht dahinter steht. Das gilt genauso für Männer, wie für alle anderen Bereiche, die so zeitintensiv sind, wie die Politik (z.B. Fußballverein, Feuerwehr und andere ehrenamtliche Bereiche).

Wo holen Sie sich Kraft?
SIEGLINDE THALER: Politik hat die wunderbare Fähigkeit, eigene Ideen und die Ideen anderer Menschen zum Leben zu erwecken. Zu sehen, was man bewirkt hat – und seien es nur ein paar Christbäume auf einem Kreisverkehr – gibt mir Kraft und Motivation.

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