Gasteinertal – alle „naschen“ mit

Der Tourismusort Dorfgastein kann für das Jahr 2011 budgettechnisch keine großen Sprünge wagen. Dennoch äußert SPÖ-Bürgermeister Rudi Trauner notwendige Investitionen und visionäre Ideen für seine laufende Amtsperiode.

Beschreiben Sie die Struktur ihres Ortes!
RUDOLF TRAUNER: „Dorfgastein ist ein Tourismusort mit viel Landwirtschaft und kleinen Gewerben – alles im Zusammenhang mit dem Tourismus. Die umsatzstärkere Saison ist der Winter, aber wir möchten auch den Sommertourismus forcieren. Mit dem Solarbad, mit unserer gepflegten Kulturlandschaft und den zahlreichen Wanderwegen in mittleren Höhen, Mountainbikestrecken usw. sind wir auch im Sommer gut aufgestellt. Unser Vorteil: Die Bergbahnen fahren mit ihren Liften von Juni bis Oktober durch, was ideal für wanderbegeisterte Gäste ist.“

Ist es ein Vorteil des Gasteinertales, dass sozusagen die Einzelgemeinde vom Angebot der anderen profitiert?
RUDOLF TRAUNER: „Ja, das ist bestimmt ein Vorteil. Wir naschen sozusagen vom Gesamtangebot des Gasteinertales mit. Dem Gast ist es ja egal, dass er in Dorfgastein sein Zimmer hat, wenn er in Hofgastein skifahren geht. Diesen Vorteil kann man auch an den Zahlen ablesen: 2,5 Millionen Nächtigungen hat das gesamte Gasteinertal im Jahr zu verbuchen, das sind 10 Prozent der Nächtigungen des ganzen Bundeslandes. Die gemeinsame Tourismusgesellschaft unterstützt das natürlich.“

Wieviel Budget steht Ihnen im Jahr zur Verfügung und wie kommen Sie mit den finanziellen Ressourcen zu Rande?
RUDOLF TRAUNER: „2011 haben wir im ordentlichen Haushalt 2,7 Millionen Euro zur Verfügung. Den außerordentlichen Haushalt mussten wir dieses Jahr auf ca. 400.000 Euro ‚niederschrauben‘. Nach den großen Investitionen im letzten Jahr, wie der Erneuerung des gesamten Kanalsystems, der Investitionen in den Naturerlebnispark und dem Bau des Hauses für den Gemeindebauhof mit Rettung und Teilen der Freiwilligen Feuerwehr, machen wir 2011 sozusagen gezwungener Maßen Pause. Dorfgastein ist zwar keine Ausgleichsgemeinde, aber Spielraum haben wir auch nicht viel.“

Würde Dorfgastein die Anhebung der Ortstaxenobergrenze auf zwei Euro etwas bringen?
RUDOLF TRAUNER: „Meiner Meinung nach muss die Möglichkeit geschaffen werden, die Ortstaxe bis zu zwei Euro anzuheben. Die Gemeinden könnten dann, in Absprache mit den Tourismusverbänden, die Ortstaxe innerhalb dieses Rahmens festlegen. Für unseren Tourismusverband wäre es sehr wichtig, der sich schon aus gewissen Bereichen zurückziehen musste. Außerdem muss man bedenken, dass der Höchstsatz der Ortstaxe, die derzeit von uns in der Höhe von 1,10 Euro erhoben wird, bereits seit 13 Jahren gleich ist. Teuerungen wurden also 13 Jahre lang nicht mitgerechnet.“

Mit welchen konkreten Problemen sieht sich Dorfgastein konfrontiert?
RUDOLF TRAUNER: „Der Flächenwidmungsplan wird zum Problem werden. Unser Bauland unterliegt fast vollständig Einschränkungen – entweder Lärm, Hochwassergefahr, Leitungsstraßen oder Wildbäche. Damit einher geht das Achenverbauungsschutz-Konzept. Hier muss man sich auf jeden Fall etwas einfallen lassen, um die tiefliegenden Gemeinden zu schützen. Auch das Problem Verkehr ist da. Wir haben zwar schon vor zwei Jahren eine Lärmschutzwand errichten lassen, aber der Verkehr wird ja nicht weniger. Dorfgastein ist quasi eine Durchzugsgemeinde und man muss sich über Kreisverkehre oder andere kreuzungsfreie Regelungen Gedanken machen.“

Wenn wir gerade vom Thema Verkehr sprechen: In der Qualifizierungsbilanz Pongau wird das Gasteinertal als Negativbeispiel, was den öffentlichen Verkehr und die Anbindung an die Bezirkshauptstadt betrifft, genannt. Sehen Sie sich mit diesem Problem auch konfrontiert?
RUDOLF TRAUNER: „Ja! Gastein ist eben in einer Randlage des Bezirks. Wir haben zwar die Bahn und sind damit besser dran als andere Gemeinden im Pongau, aber wenn der Personennahverkehr nicht passt, fahren die Leute gleich mit dem Auto. So nehmen auch die wenigsten Pendler aus dem Tal die Öffis in Anspruch. Und wieder andere, vor allem gut ausgebildete Techniker siedeln gleich aus. Wir hatten schon Jahre, in denen ganze Jahrgänge abwanderten. Mit einem guten Verkehrsnetz wäre wenigstens eine Milderung möglich.“

Welche Projekte wollen Sie in Ihrer laufenden Amtsperiode noch verwirklichen?
RUDOLF TRAUNER: „Ein Wunsch wäre es, die Achenverbauung zumindest noch anzufangen. Die Bettenzahl um 20 bis 30 Prozent zu erhöhen und auch in die Qualität zu investieren, wäre ein weiteres wichtiges Ziel für den gesamten Ort. Mir persönlich wäre die Etablierung eines Fachärztezentrums für das Gasteinertal (nicht unbedingt in Dorfgastein) ein Anliegen. Wir haben hier im Tal weder einen Kinder-, noch einen Augenarzt und auch keinen Gynäkologen. Der Bedarf wäre bei der Einwohnerzahl jedenfalls da.“

Wie sieht das Verhältnis der politischen Lager bzw. Kontrahenten in der Gemeindestube aus? Wie ist dort der Umgangston?
RUDOLF TRAUNER: „Wir praktizieren ‚Sachpolitik‘ in Dorfgastein. Die SPÖ hat in der Gemeinde keine Mehrheit, also sind wir quasi zur Zusammenarbeit gezwungen (lacht). Nein, es gibt keine Probleme.“

Wenn Sie der Landeshauptfrau gegenübersitzen würden, um was würden Sie sie für Ihre Gemeinde bitten?
RUDOLF TRAUNER: „Ich würde sie erstens darum bitten, ohne wenn und aber hinter dem Nationalpark Hohe Tauern zu stehen. Und zweitens wäre mein Wunsch, einen Ausgleich zwischen den Gemeinden, welche Arbeitsplätze anbieten und Gemeinden, die Wohnraum besitzen, zu schaffen. Damit meine ich, dass die Dorfgasteiner zwar Ertragsanteile an die Gemeinde ‚liefern‘ die Gemeinde/Stadt, in der sie arbeiten, aber die Kommunalsteuer kassiert.
Hier müsste etwas getan werden.“

Es fällt auf, dass Ihre Gemeinde viel Öffentlichkeitsarbeit betreibt. Warum ist das so?
RUDOLF TRAUNER: „Wie sagt man so schön: ‚Tue Gutes und sprich darüber‘ (lacht). Jeder positive Artikel ist Werbung für den Ort. Irgendwie stehen die Ortschaften auch ständig im Vergleich, da ist es schon wichtig zu zeigen, was man tut.“

Wer ist der geheime Bürgermeis-ter in ihrer Gemeinde?
RUDOLF TRAUNER: „Es gibt nicht nur einen geheimen Bürgermeister, es gibt ein wahres Schattenkabinett (lacht) – aber zu dem gehöre ich selbst auch. Seit 40 Jahren treffen sich die Mitglieder des ‚Kreativstammtisches‘ jeden Dienstag und beleuchten das Gemeindegeschehen. Ich selbst versuche auch regelmäßig dabei zu sein, denn in geselliger Runde spricht man offener und die Kritik ist ehrlicher.“

Interview: Julia Baumgärtner

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