Halbjahresbilanz des AMS Pongau
Mehr Arbeitslose und weniger Stellenangebote

- Das AMS zieht eine Halbjahresbilanz.
- Foto: Johannes Brandner
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MeinBezirk traf den Leiter des Arbeitsmarktservice Pongau, Thomas Burgstaller, zum Gespräch. Dabei zog er Bilanz über das erste Halbjahr. Derzeit beschäftigt den Pongau vor allem der Rückgang an offenen Stellen. Besonders der Tourismussektor ist hiervon betroffen. Auch Ankündigungen von US-Präsident Donald Trump zu Zöllen, die eingeführt werden könnten, sorgen in einigen Betrieben für Verunsicherung.
PONGAU. Der Arbeitsmarkt im Pongau war im ersten Halbjahr 2025 von einem Anstieg der Arbeitslosigkeit und einem gleichzeitigen Rückgang der offenen Stellen geprägt. Laut AMS-Daten waren im Durchschnitt des ersten Halbjahres 1.955 Menschen im Pongau arbeitslos gemeldet. Das ist ein Anstieg um 131 Personen bzw. 7,2 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2024. Die Zahl der arbeitslosen Frauen stieg um 5,9 Prozent auf 821, während die Zahl der Männer sogar um 8,1 Prozent auf 1.134 zunahm. Insgesamt ergab sich dadurch eine Arbeitslosenquote von 4,9 Prozent, was einem Anstieg von 0,3 Prozentpunkten entspricht. Zu dieser Statistik kommen noch 406 Personen mit einer Schulungsteilnahme hinzu.

- Arbeitslosigkeit und offene Stellen im Pongau seit Jänner 2024.
- Foto: AMS
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Produzierende Unternehmen unter Druck
Während sich der Bausektor im Innergebirg dank des Tourismus, der derzeit viel investiert, gut hält, sieht Thomas Burgstaller den produzierenden Sektor immer stärker in Bedrängnis. Gründe hierfür seien schwächer werdende Auftragslagen, an die sich die Betriebe personell anpassen müssen, sowie eine steigende Unsicherheit aufgrund von angekündigten Zöllen von US-Präsident Donald Trump für Importe in die USA.
"Die Menschen, die es hier trifft, sind immer jene mit niedriger Bildung und haben meistens keine oder nur schlechte Ausbildung. Fachkräfte werden natürlich, solange es möglich ist, in einem Betrieb gehalten. Die Nachfrage nach gut ausgebildetem Arbeitspersonal bleibt überall ungebrochen", sagt Thomas Burgstaller. Aber wie lange sind Menschen nach einem Abrutschen in die Arbeitslosigkeit dann ohne Job? "Die durchschnittliche Länge beträgt ungefähr zwei Monate, wobei es auch hier zu großen Unterschieden aufgrund der Bildung kommt. Zwischen zwei Tagen und einem Jahr ist aber alles dabei", so der Arbeitsmarkt-Experte. Hauptaugenmerk des AMS bei Menschen, die keine Anstellung finden, ist die Forcierung von Qualifikationen. Mit jeder Qualifikation steigt das Potenzial, eine Anstellung zu finden, stark an.

- Der Leiter des AMS-Bischofshofen Thomas Burgstaller.
- Foto: Hannelore Kirchner
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"Ohne ungarische Arbeitskräfte gäbe es keinen Tourismus"
Treibender Wirtschaftsmotor im Pongau ist und bleibt weiterhin der Tourismussektor. Dabei drängen weiterhin aber auch immer mehr ausländische Arbeitskräfte auf den österreichischen Arbeitsmarkt. Das ist zeitgleich Fluch, aber auch Segen. "Denn ohne ungarische Arbeitskräfte würde der Tourismus bei uns nicht laufen", konstatiert Burgstaller. Auf der anderen Seite dürfe man die Gefahr der Verdrängung der einheimischen Arbeitskräfte nicht ausschließen.
Burgstaller skizzierte auch zwei Szenarien, die dem Arbeitsmarkt im Tourismus deutlich schaden könnten: "Erstens dürfen die Saisonzeiten und hier vor allem die Wintersaisonen nicht noch kürzer werden, denn werden sich die Zeiten, in denen die Saisonarbeiter 'stempeln gehen' noch weiter erhöhen. Außerdem ist die überproportionale Anwerbung von ausländischen Arbeitskräften eine Gefahr. Für den heimischen Arbeitsmarkt wäre es deutlich besser, wenn man die Potenziale nutzen würde, die es hier bereits gibt."
Was die Beschäftigungslage von geflüchteten Menschen angeht, berichtet Burgstaller von einigen Erfolgen. In der Gruppe der ukrainischen Geflüchteten wären viele noch unsicher, ob sie bald wieder in ihre Heimat zurückkehren könnten oder nicht.
Eine Besserung der Lage am Arbeitsmarkt, vor allem, was die Zahl der offenen Stellen im Vergleich zu den Arbeitssuchenden angeht, erwartet der AMS-Bischofshofen-Leiter für das zweite Halbjahr 2025 nicht. Erst 2026 könnte sich die Lage bessern.
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