Karriere
Metzger, eine gefragte Lehrausbildung im Innergebirg
Bäuerliche Struktur sowie landwirtschaftliche Fachschulen sorgen für großes Interesse am Metzgerhandwerk im Pongau.
ST. JOHANN. 1.155 offenen Lehrstellen standen im Juli salzburgweit 327 Lehrstellensuchenden gegenüber. Somit kommen auf jeden Lehrstellensuchenden etwa vier offene Stellen. Man kann also von einem Mangel an Lehrlingen sprechen. Nicht so im Innergebirg, wenn es um die Fleischverarbeitung – sprich um Metzgerinnen und Metzger – geht. Von ihnen findet Fleischermeister Bernhard Urban immer genug. Vor einem Jahr hatte er sieben Lehrlinge in Ausbildung zum Fleischverarbeiter.
20 Metzger selbst ausgebildet
Da viele seiner Lehrlinge im vergangenen Jahr die Ausbildung abschließen konnten, sind es aktuell zwei junge Männer, die ausgebildet werden. "Wir finden immer genügend gute Lehrlinge für das Unternehmen. Ich selbst habe mittlerweile rund 20 Metzger ausgebildet", sagt der St. Johanner.
Landwirtschaftsschulen als wichtige Partner
Die Gründe, weshalb es gerade in der Metzgerlehre nicht an Nachwuchs fehlt, sieht Urban in der Region begründet. "Der Beruf hat einen landwirtschaftlichen Hintergrund. Viele Jungbauern halten die Ausbildung in der Metzgerei für sinnvoll." Dazu komme, dass 90 Prozent der interessierten Jugendlichen Vorerfahrungen aus den Landwirtschaftlichen Fachschulen mitbringen. "Die Landwirtschaftlichen Fachschulen sind wichtige Partner für uns. In diesen Schulen lernen die Jugendlichen über die Wichtigkeit der regionalen Lebensmittel und über deren Wert. Die Schulzeit wird mit einer um ein Jahr verkürzten Lehrzeit abgegolten", so Urban. "Ihr Vorwissen und ihre gute schulische Ausbildung rechtfertigen diese Verkürzung völlig."
"Hochwertige Lebensmittel zu produzieren, liegt mir in der DNA und ist mir wichtig. Das vermittle ich auch meinen Lehrlingen. Was wir produzieren, kann sich auf die Gesundheit der Menschen auswirken."
Bernhard Urban, Metzger
Das interessiert die Lehrlinge am Handwerk Metzger:
Ein Lehrling kommt sogar aus der Steiermark zur Ausbildung nach St. Johann. "Grund ist, dass wir noch alles selber machen: Wir schlachten und zerlegen, außerdem produzieren wir 95 Prozent der Fleisch- und Wurstware selbst. All das macht den Beruf seit jeher aus und uns als Ausbildner interessant", so Urban. Mittlerweile sei der Metzgerberuf ein technisch fordernder Beruf geworden, aber dennoch gepaart mit alter Handwerks-tradition. "Wir haben Technik und Maschinen im Wert von drei Millionen Euro im Einsatz. Das macht den Beruf körperlich einfacher als früher, aber vielseitiger in der Ausbildung", sagt der St. Johanner Metzger.
"Fleischkonsum auf ähnlichem Niveau geblieben"
Den bundesweiten Trend zu weniger Fleischkonsum spürt man in St. Johann noch nicht so stark. "Es gibt hier deutliche Unterschiede zwischen dem urbanen und ländlichen Raum", so Urban, der dennoch mit veganen Produkten "experimentiert" hat. "Aber Kosten und Nutzen sprechen bei uns derzeit nicht für eine solche Produktschiene."
"Im Bereich Ernährung stehen wir vor einer Zeitenwende. In Salzburg würde sich die Kulturlandschaft komplett verändern, wenn nur noch 20 Prozent der Menschen Fleisch essen würden."
Bernhard Urban, Metzger in St. Johann
Bewusster Fleischkauf
Eher spüre man da schon die Auswirkung der Teuerung auf das Kaufverhalten. "Die Kundinnen und Kunden greifen aktuell weniger zu teuren Produkten wie etwa Filetsteaks. Oder sie kaufen weniger ein, dafür bewusster – was beim Thema Lebensmittel ohnehin nicht verkehrt ist", so Bernhard Urban.
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