Fake-News zum Fernpass-Scheiteltunnel

Der Verein „Alpentransit Außerfern“, der sich seit 2000 intensiv mit dem Thema Verkehr an der B179 befasst, nimmt folgende kursierende Unwahrheiten im Außerfern wahr.

Fake-News 1: „Scheiteltunnel dient der Lawinensicherheit der B179“
Die hier angesprochene Lawine in der Blindseekurve ist letztmals im Februar 1999 abgegangen und könnte mit einem Schutzdamm kostengünstig gesichert werden. Diese als Rechtfertigung für den Bau eines Tunnels heran zu ziehen ist unaufrichtig, zumal es mehrere gefährlichere Lawinenstriche zwischen Bichlbach und Lermoos gibt.

Fake-News 2: „Scheiteltunnel dient dem Umweltschutz“
Diese Ökobilanzstudie ist über 10 Jahre alt und es wird darin von nur 11 Reiseverkehrstagen im Winter gesprochen, die Blockabfertigungen im Lermooser Tunnel verursachen. Wenn man davon ausgeht, dass ein Straßenausbau den Verkehr flüssiger macht, und dadurch weniger stehende Fahrzeuge mit laufendem Motor hat, dann stimmt das nur, wenn das Verkehrsvolumen konstant bleibt. In der Realität nimmt der Durchreiseverkehr aber bei jeder Ausbaumaßnahme zu, und damit auch die Emissionen. Im schlimmsten Fall, bei einer Aufhebung des 7,5t-Fahrverbots, würde der Schwerverkehr laut Verkehrsplaner sogar um das Dreifache auf bis zu 9.000Lkw an Spitzentagen steigen. Außerdem werden in der Studie keine lokale Umwelteinwirkungen wie Lärm und soziale Auswirkungen für Anrainer berücksichtigt. Sie kann nicht als Ersatz für eine Umweltverträglichkeitsprüfung gesehen werden.

Fake-News 3: „Scheiteltunnel ist nötig wegen hängengebliebener Lkws“
Jeder Lkw-Fahrer weiß was eine Alpenpassstraße ist. Fahrzeuge die unzureichend ausgerüstet im Straßenverkehr unterwegs sind, könnten beidseitig des Fernpasses vor Eintritt einer Gefahrensituation durch verstärkte Kontrollen der Exekutive aus dem Verkehr gezogen werden. Ein vom Wetterdienst angekündigter starker Schneefall müsste sofort ein Maßnahmenpaket in Gang setzen, das einen drohenden Verkehrskollaps verhindert. Als gelungenes Beispiel kann das erfolgreiche Management des Verkehrs auf der Brenner- und Inntal-Autobahn herhalten (Chaos und Sperre am 23.02.24 und erfolgreiches Management mit Dosierung eine Woche später). Einen Scheiteltunnel um 160 Mio. Euro kann man sich sparen, weil er bei Wetterkapriolen keinen ausreichenden Schutz für die gesamte B179 bietet, da noch weitere Steigungen vorhanden sind.

Fake-News 4: „Scheiteltunnel verbessert die Lebensqualität der Außerferner“
Genau das Gegenteil ist der Fall. Durch die Attraktivierung der Strecke für den Urlaubsreiseverkehr und das Risiko des Falls des 7,5t Limits ist mit stark erhöhtem Verkehrsaufkommen zu rechnen. Das spüren die Anrainer der B179, aber auch die Menschen im Tannheimer- und Lechtal, durch den Ausweichverkehr. Von einer verbesserten Lebensqualität mit verbesserter Mobilität zu sprechen, klingt wie blanker Hohn. Nicht die Straße ist unser Problem, sondern der Verkehr. Die Landesbaudirektion bestätigt: „Das Verkehrsproblem kann durch den Scheiteltunnel sicher nicht gelöst werden. Die geplanten Maßnahmen können nicht zu einer Verkehrsreduktion führen, das wurde auch nie so kommuniziert.“

Fake-News 5: „Der Scheiteltunnel ist nötig für die Finanzierung der zweiten Lermooser-Tunnel-Röhre. Erst dann kann eine Maut eingehoben werden“
Laut Regierungsvorlage kann der Straßenverwalter die Maut aus unterschiedlichen Gründen einheben, z.B. auch, wenn die Straße „wegen eines besonders hohen Verkehrsaufkommens oder wegen der Notwendigkeit eines verstärkten Winterdienstes einen besonders hohen Bau- bzw. Erhaltungsaufwand erfordert“. Der Scheiteltunnel ist somit für eine Mauteinhebung nicht erforderlich. Dies bestätigen der Landesbaudirektor und der Baubezirksamtsleiter. Andererseits ist es für die Außerferner nicht nachvollziehbar, warum an der B179 das Geld für die Straßenerhaltung und die sicherheitstechnisch notwendige zweite Lermooser-Tunnel-Röhre selbst aufgebracht werden soll, und nicht vom allgemeine Verkehrsbudget. Eine Maut würde die regionale Wirtschaft und auch die Privaten im Bezirk belasten.

Fake-News 6: „Die Scheiteltunnel-Bauaufträge sind bereits vergeben. Der Bau ist fix.“
Bei der Landtagssitzung am 20.03.24 ist erstmals geplant, ein Gesetz zur „Fernpassstraße GmbH“ zu beschließen. In der Regierungsvorlage heißt es „Die Abteilung Landesstraßen und Radwege wurde bereits ersucht, das geplante Projekt zur behördlichen Bewilligung einzureichen (…)“. Auch die mündliche Verhandlung zur Erteilung der Straßenbaubewilligung ist erst für den 28.03.2024 in Nassereith anberaumt.
Jede Meinungsäußerung ist somit nach wie vor sinnvoll und berechtigt. Bitte unterstützt die Petition
gegen Fernpass-Scheiteltunnel und Maut auf: openpetition.eu/fernpass.

Fake-News 7: „Es geht um die Umsetzung der Fernpass-Strategie, die gemeinsam mit allen, auch Bürgervertretern, erstellt worden ist“
Wir vom Verein Alpentransit Außerfern hatten 2015 ein Jahr lang bei allen Sitzungen mitgearbeitet. Es ging darin ausschließlich um kurz- und mittelfristige Lösungen, also um ein Bündel von sanften Maßnahmen – wie z.B. die Dosierampel – die die Situation für die Bürger verbessern sollen. Es wurden dezidiert keine langfristigen Lösungen wie Straßen- und Bahn-Tunnel-Lösungen behandelt. Im Schlussbericht der Fernpass-Strategie steht der Vollständigkeit halber im Anhang auf Seite 49: „Folgende Tunnel waren nicht Gegenstand der Bearbeitung der Fernpass-Strategie. Sie werden an dieser Stelle als mögliche zukünftige Projekte dokumentiert.“ Damit ist belegt, dass kein Tunnel zur Fernpass-Strategie gehört. Die vorgeschlagenen Maßnahmen enthalten keinen Scheiteltunnel. Das neue Fernpass-Paket mit Tunnel und Maut ist ohne Bürgervertreter erstellt worden.

Alpentransit Außerfern ATA
openpetition.eu/fernpass

09.03.2024

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