"Alleinerzieher leisten enorm viel"
BEZIRK (kat). Rund elf Prozent aller oberösterreichischen Familien bestehen aus nur einem Elternteil. Laut Daten der Statistik Austria von 2012 gibt es zirka 15.600 alleinerziehende Mütter mit Kindern unter 15 Jahren sowie 1800 alleinerziehende Väter – ein Verhältnis von 90 zu zehn Prozent. Alleinerziehung ist demnach – vor allem am Land – in weiblicher Hand. Auch im Frauennetzwerk3 nimmt das Thema einen großen Stellenwert ein: Von 863 Beratungen standen 316 Gespräche, das sind 37 Prozent, im Zusammenhang mit dieser Problematik. "Das Bild von jammernden Frauen gibt es aber nicht. Sie nehmen die Situation an, auch wenn diese nicht leicht ist. Die Mütter befassen sich damit und machen das Beste daraus. Das war vor sechs, sieben Jahren noch anders. Das hängt vor allem mit einem Umdenken in der Gesellschaft zusammen. Alleinerziehung ist heute kein Tabu-Thema mehr", weiß Gerlinde Zdralek, Leiterin des Frauennetzwerks3. Die Beratungsstellen in Ried, Schärding und Grieskirchen sind eine Anlaufstelle für diese Mütter, die Mitarbeiterinnen bieten Unterstützung und Information. So ist es für Alleinerzieherinnen von großer Bedeutung, die rechtliche Situation abzuklären – es geht um Themen wie Alimente, Obsorge, Kontakt-/Besuchsrecht oder Pensionen.
Existenzsicherung
Eine große Herausforderung ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. "Welche Kinderbetreuungseinrichtungen gibt es in der Umgebung? Was ist mit Großeltern oder Freunden? Hier müssen alle Ressourcen genutzt werden. Auch der Vater sollte miteinbezogen werden. Denn trotz der Trennung bleiben beide Elternteile Eltern", so Zdralek. Um das Finanzielle zu meistern, sind viele der Frauen erwerbstätig – und nicht nur Teilzeit. "Die Zahl der Vollzeitbeschäftigten ist viel höher als bei Ehefrauen. Bedenklich ist aber, dass sie durchschnittlich trotzdem das niedrigste Jahresnettoeinkommen pro Kopf von allen Haushaltsformen haben", weiß Maria Wageneder, Obfrau des Frauennetzwerks3.
Flexible Arbeitszeit
Auch die Unternehmen seien gefordert, den Alleinerzieherinnen mit flexiblen Arbeitszeitmodellen, Home-Office oder dergleichen entgegenzukommen. Ein Beispiel hierfür ist der Rieder Betrieb Betten Ammerer. "Wir bieten unseren Mitarbeiterinnen gleitende Arbeitszeiten an. Urlaube und Dienstzeiten sind eng an Schulferien und Stundenpläne gekoppelt", berichtet Martin Ammerer, Geschäftsführer des Rieder Familienunternehmens. "Auch bei unvorhersehbaren Ereignissen gibt es maximale Flexibilität abseits von starren Dienstplänen: Selbstverständlich kann das Kind im Krankheitsfall spontan abgeholt werden und natürlich hat die Mutter die Möglichkeit, auch mehrere Tage beim kranken Kind zu bleiben. Das Wohl von Mutter und Kind steht bei uns im Vordergrund. Wie auch der erste Platz bei 'Familienfreundliche Unternehmen des Landes Oberösterreich' beweist", so Ammerer.
Hilfe & Unterstützung
Überblick über Kinderbetreuungseinrichtungen in OÖ:
www.kinderkompass-ooe.at
www.ooe-kindernet.at
www.familie.at
Broschüren vom Frauenreferat Land OÖ – www.frauenreferat-ooe.at
Ratgeber für Alleinerziehende (Rechtliches, Finanzielles, Kinderbetreuung, Wiedereinstieg, wichtige Adressen)
Frauen und Geld (Tipps für Frauen zur finanziellen Absicherung und Vorsorge in allen Lebenslagen
Halt, so nicht! Sicherheitstipps für Frauen und Mädchen zum Schutz vor Männer-Gewalt
Beratungsstellen
- Übersicht aller Frauenberatungsstellen auf www.frauenreferat-ooe.at
- Frauennetzwerk3, Johannesgasse 3, Ried, Tel.: 0664 / 51 78 530 oder 0664 / 85 88 033, www.frauennetzwerk3.at,
- Arbeitskreis für Alleinerziehende der Katholischen Frauenbewegung – www.dioezese-linz.at/kfb
- Verein für Alleinerziehende und getrennt lebende Eltern, www.alleinerziehend.at
- KiB children care – Verein rund ums erkrankte Kind, www.kib.or.at
- Rainbows OÖ, www.rainbows.at
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.