Bogotá: Hoffen und Bangen um 23-Jährige geht weiter

In einem Frauengefängnis in Bogotá mit 2000 Insassinnen sitzt die 23-jährige Nathalie H. seit Ende November in U-Haft. | Foto: Foto: Rafcha/Fotolia
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  • In einem Frauengefängnis in Bogotá mit 2000 Insassinnen sitzt die 23-jährige Nathalie H. seit Ende November in U-Haft.
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Derzeit arbeiten die Anwälte der jungen Frau akribisch an der weiteren Vorgehensweise. Das Geständnis ihres Begleiters, der aussagte, dass die 23-Jährige unschuldig sei, wird für einen Freispruch vermutlich nicht reichen. Die Staatsanwaltschaft drängt auf ein gerichtliches Verfahren.

TAISKIRCHEN (tst). Der Exklusiv-Bericht der BezirksRundschau Ried vom 22. Dezember 2011 wurde in den letzten Wochen von fast allen österreichischen Zeitungen, Radio- und TV-Sendern übernommen. Nathalie H. aus Taiskirchen sitzt seit Mitte November in einem Frauengefängnis in Bogotá. In ihrem Koffer wurden am Flughafen 2,4 Kilo Kokain gefunden. Auch im Gepäckstück ihres Freundes wurde Kokain sichergestellt. Die ursprünglich vermeldete Menge von zehn Kilogramm Kokain pro Koffer stellte sich im Nachhinein gesehen als falsch heraus, da die Drogen mit Kautschuk vermischt worden waren.

„Meine Tochter wurde ausgenutzt. Sie ist definitiv unschuldig und wusste nichts von den Drogen“, beteuert ihr Vater Robert H. Er hat seine Tochter vom
20. bis 29. Dezember mehrmals im Gefängnis in Bogotá besucht. Auch die Mutter und ihre 21-jährige Schwester, die Ende letzter Woche wieder nach Österreich zurückkehrten, standen der 23-Jährigen über mehrere Tage hinweg in der kolumbianischen Hauptstadt bei. Eine erste Anhörung habe seine Tochter „bravourös gemeistert“, berichtet der Vater. Mit Hilfe der Botschaft konnten auch die Haftbedingungen für Nathalie H. verbessert werden. „Ein großer Vorteil für meine Tochter ist, dass sie perfekt Spanisch spricht.“ Berichten einer österreichischen Tageszeitung zufolge, dass seine Tochter in einem „Horrorknast“ sitze, entgegnet H.: „Natürlich kann man die Bedingungen nicht mit den österreichischen Verhältnissen vergleichen, aber die Wärterinnen zeigen sich im Umgang sehr menschlich.“ Die Gefängnisdirektorin habe seiner Tochter sogar gesagt, dass sie hier nicht hergehöre und sie getröstet.

Zu Weihnachten konnte Robert H. seine Tochter nicht sehen. Er besuchte am Heiligen Abend einen Gottesdienst. „Über die Botschaft wurde mir der Kontakt zu einem brasilianischen Pfarrer, der über 20 Jahre in Tirol gelebt hat und für die Diözese Innsbruck in Bogotá tätig ist, hergestellt. Beim Lied Stille Nacht blieb auch bei mir, aufgrund der sehr emotionalen Situation, kein Auge trocken. Anschließend habe ich gemeinsam mit dem Pfarrer noch ein Fläschchen Wein getrunken“, erzählt Robert H. Seit seiner Rückkehr wartet er nun auf eine zweite Anhörung des Begleiters seiner Tochter.

Staatsanwaltschaft in Bogotá strebt ein Verfahren an

Gegenüber Ermittlern legte dieser bereits ein Geständnis ab, in dem er behauptete, dass Nathalie H. nichts mit dem Drogentransport zu tun hatte. „Eigentlich hätte die Anhörung bereits vergangene Woche über die Bühne gehen sollen. Da die Staatsanwaltschaft derzeit aber sehr viele Fälle zu behandeln hat, wurde die Anhörung verschoben“, sagt der Sprecher des Außenministeriums, Peter Launsky-Tieffenthal. Ob die Staatsanwaltschaft nach der Anhörung von einem Verfahren absehen wird, ist aber sehr zweifelhaft. Launsky-Tieffenthal: „Die Justizbehörde hat angedeutet, dass sie unter allen Umständen ein Verfahren möchte. Die Bekämpfung von Drogendelikten steht in Kolumbien ganz oben auf der Prioritätenliste.“ Es liege jetzt auch am Verhandlungsgeschick der Anwälte, um für die junge Frau eine bestmögliche Lösung zu finden. Diese müssen, gemeinsam mit Nathalie H., unter der Abwägung aller Vor- und Nachteile die bestmögliche Entscheidung treffen.

Enge Zusammenarbeit mit
der Justiz in Bogotá

Bisher sei es bedauerlicherweise noch nicht gelungen, der Staatsanwaltschaft ausreichend Beweise zur kompletten Zerstreuung der Vorwürfe vorzulegen. Bei einem beschleunigten Verfahren müsste sich Nathalie H. bereit erklären, eng mit der Justizbehörde zusammenzuarbeiten. Das Ganze sei kein Schuldbekenntnis, aber: Sollte Nathalie H. einem beschleunigten Verfahren zustimmen, würde sie eingestehen, dass sie derzeit noch keine ausreichenden Gegenbeweise für die Vorwürfe der Justizbehörde erbringen konnte, so Launsky-Tieffenthal. Seitens des Außenministeriums und der Botschaft sei man sehr bemüht, Nathalie H. so gut wie möglich zu unterstützen.“

In einem Frauengefängnis in Bogotá mit 2000 Insassinnen sitzt die 23-jährige Nathalie H. seit Ende November in U-Haft. | Foto: Foto: Rafcha/Fotolia
In den beiden Koffern der 23-jährigen Nathalie H. und ihres männlichen Begleiters wurden am Flughafen der kolumbianischen Hauptstadt Bogota je 2,4 Kilogramm Kokain gefunden. | Foto: Symbolfoto: Ilux/Fotolia

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