"Der Wille, ins Ausland zu gehen, fehlt"

Wirtschafts-Landesrat Michael Strugl mit BezirksRundschau Ried-Geschäftsstellenleiter Christian Doms.
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RIED (kat). Zum Stammtisch in den Gasthof Riedberg hatte die BezirksRundschau Firmenchefs aus der Region geladen, um mit Wirtschaftslandesrat Michael Strugl über ihre Anliegen und Probleme zu diskutieren. "Es sind vor allem die Punkte Bürokratie mit ihren einzuhaltenden Gesetzen und Normen, die unflexiblen Arbeitszeitmodelle und der Fachkräftemangel, die die Unternehmer belasten", weiß Strugl. Dass im Bezirk noch andere Themen unter den Nägel brennen, zeigte die Gesprächsrunde. So brachte ISG-Geschäftsführer Herwig Pernsteiner die Causa Fachhochschule auf den Tisch: "Gerade wir im Bezirk haben das größte Potenzial im Composite-Bereich. Hier brauchen wir einen Ausbildungsschwerpunkt." Strugl unterstützt diese Initiative sehr: "Leider wurde das Lehrgangs-Pilotprojekt vom Bund nicht übernommen. Hier sollte man aber nicht nachgeben. Auch ich bin für einen Standort im Innviertel. Es macht Sinn, die Leute vor Ort auszubilden." Dass jedoch eine eigene Fachhochschule eine Illusion sei, darüber waren sich Strugl und Ex-Landesrat Josef Fill einig.

Ältere Arbeitnehmer
Wolfgang Deschberger, Geschäftsführer von Automobile Deschberger, brachte das Thema der Arbeitslosigkeit bei älteren Menschen auf den Tisch. Er fragte, ob hier die Politik nicht eine steuerliche Erleichterung für Unternehmer andenke. "Das wäre sicher eine Möglichkeit. Man muss Anreize schaffen, damit Betriebe ältere Mitarbeiter behalten. Leider höre ich oft: Um das Geld, das mich dieser Mitarbeiter kostet, bekomme ich zwei Junge. Und dieses Problem fängt schon mit 45 an. Ältere Arbeitnehmer haben ein großes Potenzial, viel Erfahrung. Aber wir müssen ihre Arbeitsplätze auch so organisieren, dass sie ihren Job bewältigen können, sei es im Gesundheitsbereich, etc.", so Strugl. Er wies in diesem Zusammenhang auf die Wiedereinstiegshilfe hin: "Wird ein Älterer eingestellt, zahlen wir drei Monate dessen Lohn. Das ist aber sehr teuer. Steuerliche Begünstigungen wären hier sicher die bessere Lösung."

Hot Spot! Innviertel
Christoph Wiesner, Leiter der WKO Ried, machte auf das Projekt "Hot Spot! Innviertel" aufmerksam und bat den Wirtschaftslandesrat um Unterstützung. Antwort: "Da sind wir uns einig. Das Innviertel hat hier eine gesunde Haltung à la 'Da bringen wir was zusammen'. Es ist super, dass man mit dieser Initiative die Region als attraktiven Lebensmittelpunkt vermarkten will, denn die Abwanderung in die Ballungsräume ist ein weltweites Phänomen, dem wir entgegenwirken müssen." Dafür sei es wichtig, Ausbildung, Arbeitsplätze, Freizeiteinrichtung oder auch Wohnräume zu schaffen. "Wir haben ein strenges Raumordnungsgesetz, deshalb können viele Gemeinden keinen Baugrund anbieten. Ich will noch in dieser Periode durchbringen, dass die Raumordnung etwas gelockert wird."

Keiner will ins Ausland
Reiner Thalacker, Vorstandsvorsitzender der Wintersteiger AG, hat mit einem ganz anderen Problem zu kämpfen: "Wir wollen wachsen, aber wir finden keine Leute, die bereit sind, für einen längeren Zeitraum ins Ausland zu gehen. Aus diesem Grund werden wir von anderen Betrieben überholt. Wir haben im letzten Jahr rund drei Millionen an Umsatz verloren, weil wir keine Mitarbeiter finden, die die jeweiligen Märkte bearbeiten." Thalacker wünscht sich hier eine Offensive der Politik. Strugl: "Das ist die oberösterreichische Mentalität. Auch wenn die Politik die Leute auffordert, ins Ausland zu gehen, wird es keine Massenbewegung geben. Ich glaube, dass sich hier etwas ändern wird, aber das geht nicht von heute auf morgen." AMS Ried-Chef Klaus Jagereder und Bernhard Ziegler von der Ziegler Betriebsberatung meinen, das Thema Auslandsarbeit müsse schon in der Schule oder in der Lehre thematisiert und die jungen Menschen dafür interessiert werden.

Internethändler große Konkurrenz
Energie Ried-Chef Helmut Binder machte auf die Internet-Verkäufe aufmerksam. "Die mittelständischen Unternehmen sind davon massiv betroffen. Viele Gelder fließen ins Ausland. Ist es nicht möglich, mehr Werbung für das Kaufen vor Ort zu machen?" Laut Strugl gebe es diese Kampagnen bereits, mehr ginge finanziell nicht. "Ich verstehe das Problem und es ärgert mich selbst, da die meisten dieser Konzerne nicht sauber arbeiten. Aber unsere Möglichkeiten sind hier begrenzt. Denn der Konsument entscheidet das Match. Das ist so. Aber wir müssen schauen, dass wir den Einzelhandel, der derzeit leider rückläufig ist, stärken."

Rauchen oder nicht

Wie bei einem Stammtisch in einem Wirtshaus üblich, wurde auch das Rauchverbot aufs Tablett gebracht. "Ich halte die derzeitige Regelung für einen Schmarrn. Mir wäre lieber gewesen, die Wirte hätten es sich aussuchen können, ob sie rauchfrei bleiben oder nicht. Derzeit haben wir eine 'hatscherte' Lösung."

Zum Abschluss der Diskussion dankte Strugl für die interessanten Wortmeldungen und meinte: "Es muss nicht immer alles stimmen, was wir sagen. Aber: 'Durch's Redn kumman d'Leit zaum."

Alle Bilder: BRS

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