Ulrichsberg
"Hotelprojekt muss von allen Seiten betrachtet werden"
Ein Hotel mit 73 Appartements soll in Seitelschlag entstehen. Die Projektbetreiber wollen damit einen nachhaltigen, und touristischen Impuls für die gesamte Region setzen. Die Einwohner der kleinen Ortschaft fühlen sich übergangen und wehren sich dagegen.
ULRICHSBERG. 330 Betten, aufgeteilt in 73 Appartements, sollen im geplanten Hotel in Seitelschlag Platz finden: Die Schröcksnadel-Gruppe plant nämlich gemeinsam mit dem Stift Schlägl ein so wie bereits in Hinterstoder betriebenes Aparthotel. Einigen Dorfbewohnern des kleinen Dorfes stößt das Projekt jedoch sauer auf: "Die Vorgehensweise, ohne vorherige Einbeziehung der betroffenen Bevölkerung, lässt gerade in diesen Zeiten die Zweifel an so einem überdimensionalen Projekt aufkommen. Ja, sogar nach Bekanntwerden des Projektes werden wichtige Informationen zurückgehalten und verschwiegen", schreibt Walter Binder in seinem Leserbrief. Bürgermeister Wilfried Kellermann erklärt, dass ihm ein offener und sachlicher Austausch sehr wichtig sei: "Es wird noch eine Informationsveranstaltung für die Dorfbewohner geben, wo wir uns gerne die Bedenken der Bürger anhören. Anschließend versuchen wir, eine Lösung zu finden, die für alle passt."
Er betont außerdem, dass noch nichts fix ist: "Ob das Hotel gebaut wird oder nicht, kann man zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht sagen." Kellermann will die Bedenken der Seitelschläger dennoch ernst nehmen: "Ich habe Verständnis dafür, dass sich die Einwohner Sorgen machen und zum Teil verdrossen sind. Deshalb biete ich zusätzlich jedem die Möglichkeit für ein persönliches Gespräch."
"Verkehr würde sich aufteilen"
Der Ortschef erklärt, dass das Projekt von allen Seiten betrachtet werden muss: "Ulrichsberg ist eine Tourismusgemeinde. Wer weiß, ob es die ganzen Freizeiteinrichtungen in unserer Gemeinde ohne die Touristen noch geben würde?" Zum befürchteten erhöhten Verkehrsaufkommen meint er: "Es sollen zwar 330 Betten Platz finden, die Anlage wäre aber nicht ständig zu 100 Prozent ausgelastet. Es wären also keine 330 Autos in Seitelschlag unterwegs, zumal Familien, Freunde oder Pärchen normalerweise nur mit einem Fahrzeug eine Reise antreten. Zudem gibt es hier einen zweiten Anfahrtsweg, der durch Julbach führt. Das Verkehrsaufkommen würde sich also aufteilen."
Kritik von den Grünen
Kritik am geplanten Hotel gab es neben der Bevölkerung auch von Landtagsabgeordneter Ulrike Schwarz (Grüne): "Diese Tourismus-Projekt ist so sanft wie ein Nagelbrett." Dass die Naturverträglichkeit dieses Projekts nicht gegeben sei, habe bereits die Umweltanwaltschaft in einer Stellungnahme (weiter unten) klargemacht. "Grünland geht verloren, noch mehr Boden wird versiegelt und in Naturhaushalt und Landschaftsbild wird eingegriffen", sagt Schwarz und ergänzt: "Das kann nicht der Kurs eines nachhaltigen oberösterreichischen Tourismus sein, der eine intakte Natur als seine wichtigste Ressource achtet und auch Regionen wie den Böhmerwald wirkliche Vorteile bringt. Die oberösterreichische Umweltanwaltschaft stößt ins selbe Horn: "Die geplante Umwidmung bzw. sodann widmungskonforme Nutzung führt zu maßgeblichen, nachhaltigen und massiv negativen Beeinträchtigungen und Eingriffen in die Umwelt und hat dauerhafte und maßgeblich disharmonische Auswirkungen auf Naturhaushalt und Landschaftsbild."
Dazu äußern sich nun auch die Projektbetreiber: Franz Xaver Gruber, Sprecher der Vereinigten Bergbahnen GmbH, meint dazu: "Bei jedem zukünftigen Bauvorhaben, ob im Wohnbereich oder für wirtschaftliche Zwecke, werden Flächen genutzt. Wichtig ist doch die konkrete ökologische und ökonomische Abwägung von Neubauten, um der schlechten Bilanz der Bodenversiegelung in Österreich entgegenzutreten." Weiters erwähnt er, dass 60 Prozent der gesamten Projektfläche begrünt bleiben. Zudem soll ein Naturteich angelegt werden. "Die vier Häuser nehmen nur eine Fläche von 1.800 Quadratmetern und der Parkplatz etwa 2.900 Quadratmeter ein. Damit werden insgesamt nur zirka die Hälfte eines Wettkampffußballplatzes an Grünland für das gesamte Projekt genutzt."
Zukunft absichern
Der Hotelbau sei vor allem eine längerfristige Absicherung der Region Hochficht – sowohl für den Sommer- als auch für den Wintertourismus. "Uns ist natürlich bewusst, dass noch einige Fragen mit den Behörden geklärt und der offene Dialog mit den Bürgern in der unmittelbaren Nähe des Projekts verstärkt werden muss. Aber einen besseren Platz für alle Beteiligten und alle Ziele für die Gemeinde und Region, Betrieb und Arbeitsplätzen sehen wir nach monatelanger Untersuchung nicht", so Gruber. Dieser Meinung habe sich auch der zuständige Gemeinderat mit der Einleitung des Verfahrens für diesen Standort angeschlossen. "Übrigens einstimmig, bei nur einer Enthaltung."
Das Projekt spiele nicht zuletzt auch eine wichtige Rolle für die Zukunft des Golfplatzes Böhmerwald. "Wir sind überzeugt, dass wir gemeinsam mit der Gemeinde und allen Beteiligten vor Ort einen nachhaltigen, wirtschaftlichen, touristischen und infrastrukturellen Impuls für die gesamte Region setzen können."
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