„Ihr Tod reißt nicht die geringste Lücke…“
Beklommenheit nach Vortrag über „Euthanasie“ im Dritten Reich. Gedenkstein wird Pilgerstätte.
HASLACH (hed). „Es gibt eine Zeit des Vergessens und es gibt eine Zeit des Erinnerns, eine Zeit der Hartherzigkeit und eine Zeit des Mitfühlens, eine Zeit des Unwissens und eine Zeit des Wissens.“ Mit diesen Worten schloss der Klagenfurter Historiker Peter Gstettner seine Festrede in der Pfarrkirche Haslach bei der Gedenkfeier für die zehn Haslacher Opfer der NS-„Euthanasie“. In ihrem Vortrag im Pfarrzentrum untermauerte die Historikerin Mag. Ludmilla Leitner vor 120 Besuchern die Thesen des Historikers bei ihrem Vortrag „Ihr Tod reißt nicht die geringste Lücke….“: Es war eine akribische Recherche und wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Hintergründen der „Aktion T4“.
NS - Euthanasie endete im Holocaust
Weitere Themen waren die theoretischen Wegbereiter der NS-„Euthanasie“, sowie der konkrete Ablauf des Tötungsprogrammes am Beispiel Schloss Hartheim. Was mit dem zynisch missbrauchten Begriff „Euthanasie“ begann, endete in der industriellen Massenvernichtung der europäischen Juden im Rahmen des Holocaust. Die Schilderung der unfassbaren Geschehnisse in ihren bisher nicht gekannten Einzelheiten hinterließ eine betroffene Zuhörerschaft. Der Vortrag sollte auch Mahnung dafür sein, "dass es niemals mehr Opfer einer auf grenzenloser Verblendung aufgebauten Ideologie, die zu Grauenhaftem geführt und 55 Millionen Tote und Europa als ein Trümmerfeld hinterlassen hat, geben darf" (Zitat Peter Paul Wiplinger bei der Gedenksteinlegung Anfang November. „Wir, die Nachfolgegeneration, haben keine Schuld am Tod dieser Menschen“, sagte Professor Gstettner: „Es gibt aber so etwas wie eine „Vergessensschuld“. Haslach wollte mit der feierlichen Setzung des Gedenksteines einen Teil seiner „Vergessensschuld“ abgetragen, so die Initiatoren.
Gedenkstein als Pilgerstätte.
Der Gedenkstein am Kirchenplatz wird mittlerweile immer mehr zu einer Pilgerstätte: Angehörige und Betroffene aus dem ganzen Bezirk immer wieder Blumen nieder und zünden Kerzen, berichten Anwohner. „Jetzt habe ich endlich eine Gedenkstätte, wo ich um meine von den Nazis ermordete Verwandte trauern kann“, sagt eine betroffene Haslacherin (Name bekannt). Die Initiatoren hoffennun, das andere Gemeinden in der Region dem Beispiel von Haslach folgen und ähnliche Initiativen setzen, um der NS - Euthanasieopfer zu Gedenken.
Zur Sache:
Mehr zur Gedenksteinlegung für NS - Euthanasieopfer in Haslach unter:
http://www.meinbezirk.at/haslach-an-der-muehl/chronik/ns-opfer-beim-namen-nennen-d1137847.html
Weitere INFOS auch auf der Homepage der Pfarre Haslach:
http://www.dioezese-linz.at/pfarre/4123/pfarrleben/nseuthanasie
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