Ansteckender Keuchhusten
Keuchhusten-Fälle häufen sich im Bezirk Rohrbach

Keuchhusten ist eine hochansteckende Infektionskrankheit. Sie wird durch das Bakterium Bordetella Pertussis ausgelöst. Im Volksmund heißt der Keuchhusten auch hunderttägiger Husten, weil die Krankheit lange dauert.  | Foto: PantherMedia/Galitskaya
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  • Keuchhusten ist eine hochansteckende Infektionskrankheit. Sie wird durch das Bakterium Bordetella Pertussis ausgelöst. Im Volksmund heißt der Keuchhusten auch hunderttägiger Husten, weil die Krankheit lange dauert.
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Seit September sind im Bezirk Rohrbach 140 Pertussis-Fälle aufgetreten. Der Keuchhusten ist vor allem für Säuglinge gefährlich.

BEZIRK. Die niedergelassenen Ärzte wurden vor einiger Zeit vom Land OÖ darüber informiert, dass die Zahl der Keuchusten (Pertussis)-Fälle steigt. "Wir bitten Sie, Keuchhusten in Ihren differentialdiagnostischen Überlegungen zu berücksichtigen und gegebenenfalls bestehende Impflücken Ihrer PatientInnen zu schließen", heißt es darin.

Die Hustenanfälle bei Keuchhusten plagen die Kinder vor allem Nachts.  | Foto: PantherMedia/Madhourses
  • Die Hustenanfälle bei Keuchhusten plagen die Kinder vor allem Nachts.
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Infektion für Säuglinge gefährlich

Tatsächlich hat sich der Keuchhusten seit September im Bezirk Rohrbach ausgebreitet. 2022 gab es oberösterreichweit 13 Fälle, keinen einzigen im Bezirk Rohrbach. Aktuell gibt es mit 140 bei der Behörde in Rohrbach gemeldeten Fälle außergewöhnlich viele.

"Bedauerlicherweise", wie Kinderärztin und Primaria Pia Neundlinger, Abteilungsleiterin der Kinder- und Jugendheilkunde im Klinikum Rohrbach, sagt. "Gefährlich ist die Infektion vor allem für Säuglinge und sehr kleine Kinder, da es durch die Hustenattacken zu Atemaussetzer kommen kann", klärt sie auf.

Impfschutz auffrischen!

"Im Vergleich zur ersten Oktoberhälfte kann im November bisher ein Rückgang der Infektionen beobachtet werden", erklärt Bezirkshauptmann Valentin Pühringer die Fakten. Auf die Frage, wieso es aktuell so viele Keuchhusten-Fälle gibt, weiß die Kinderärztin keine Antwort: "Das lässt sich nicht so genau beantworten. Ich denke aber, dass es vielfach an nicht ausreichendem Impfschutz liegt. Erwachsene versäumten oft die Auffrischung, bei den Kindern sind in der Coronazeit in den Volksschulen Impfungen vielfach entfallen", sagt Neundlinger. Ähnlich sieht es auch Amtsarzt Stephan Viehböck. "Generell kam es durch die kontaktreduzierenden Maßnahmen der Pandemiejahre zu einer verringerten Immunitätslage der Bevölkerung; weiters wurden Auffrischungsimpfungen von der Bevölkerung nicht oder nur teilweise beziehungsweise verzögert wahrgenommen." Zusätzlich erhöhe in der kalten Jahreszeit der vermehrte Aufenthalt in geschlossenen Räumen die Wahrscheinlichkeit von Infektionen. "Um einer Infektion vorzubeugen empfiehlt sich eine Auffrischungsimpfung auch im Erwachsenenalter", sagt Viehböck. 

"Grundsätzlich wird Keuchhusten im Zuge der 6-fach-Impfung geimpft", erklärt Kinderärztin Pia Neundlinger, Primaria und Leiterin der Kinder- und Jugendheilkunde im Klinikum Rohrbach.

Pia Neundlinger, Leitende Oberärztin der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am Klinikum Rohrbach. | Foto: Klinikum Rohrbach
  • Pia Neundlinger, Leitende Oberärztin der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am Klinikum Rohrbach.
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"Vorbeugen kann man dem Keuchhusten nur durch eine Impfung", erklärt die Kinderärztin. Trotzdem können Kinder erkranken: "Wenn sie beispielsweise nicht dreimal geimpft, also nicht ausreichend grundimmunisiert sind, bzw. wenn die notwendige Auffrischung in der 2 bis 3. Klasse Volksschule noch nicht durchgeführt wurde. Auch in der Schwangerschaft wird die Impfung empfohlen, zum Schutz der Säuglinge, da diese erst ab dem dritten Lebensmonat geimpft werden können, die Antikörper werden allerdings von der Mutter auf das Kind übertragen", sagt Pia Neundlinger. "Stationär müssen aktuell im Klinikum Rohrbach erfreulicherweise nur vereinzelt junge PatientInnen aufgenommen werden."

Behandeln mit Antibiotikum

Wie kann man Keuchhusten behandeln? "Ein Antibiotikum kann helfen, allerdings nur, wenn es bereits zu Beginn der Erkrankung verabreicht wird", sagt Neundlinger. "Einer an Keuchhusten erkrankten Person ist bis fünf Tage nach Therapiebeginn (Antibiotika-Gabe) oder bis 21 Tage nach Symptombeginn ohne Antibiotika-Gabe der Besuch von Gemeinschaftseinrichtungen untersagt", erklärt Bezirkshauptmann Valentin Pühringer. Kontaktpersonen von an Keuchhusten erkrankten Personen können vorbeugend mit Antibiotika behandelt werden und sollten ihren Gesundheitszustand für drei Wochen kontrollieren.

Zur Sache: Quelle: Informationsblatt Land OÖ

Was ist Keuchhusten?
Keuchhusten ist eine hochansteckende meldepflichtige Krankheit, die durch das Bakterium Bordetella pertussis ausgelöst wird. Die Erkrankung tritt ganzjährig auf; eine leichte Häufung kann im Herbst und Winter beobachtet. Betroffen sind vor allem Kinder und Jugendliche, in letzter Zeit jedoch auch häufig Erwachsene, deren Impfschutz nicht regelmäßig aufgefrischt wurde. Ob eine Erkrankung vorliegt, kann der Arzt mittels Rachenabstrich feststellen. Die Wartezeit auf den Laborbefund beträgt allerdings zwischen zwei und drei Tagen. 

Welche Symptome treten auf?
Die Erkrankung dauert in der Regel mehrere Wochen und wird in drei Stadien eingeteilt:
Stadium 1: unspezifische Vorerkrankung, ein bis zwei Wochen lang: grippeähnliche Symptome, Husten, Schnupfen, leichtes Fieber
Stadium 2: Krampfstadium: vier bis sechs Wochen lang: schwere Hustenanfälle mit Erbrechen zähen glasigen Schleims; meist kein Fieber.
Stadium 3: Heilungsstadium: sechs bis zehn Wochen lang:  allmähliches Abklingen der Hustenanfälle

Wie wird Keuchhusten übertragen?
Durch Tröpfcheninfektion beim Husten, Niesen und Sprechen oder beim direkten Kontakt mit einer erkrankten Person. Die Inkubationszeit beträgt meist 9 bis 10 Tage (Spanne: 6 bis 21 Tage) Die ansteckungsfähige Phase beginnt mit Ende der Inkubationszeit und erreicht ihren Höhepunkt während der ersten beiden Krankheitswochen bis zu drei Wochen nach Beginn des Hustenstadiums. Wichtig: Die Gabe von Antibiotika verkürzt diese Phase auf etwa fünf Tage.

Wie wird Keuchhusten behandelt?
Die Antibiotikagabe beeinflusst Dauer und Heftigkeit der Hustenattacken häufig nicht, sie verhindert jedoch die Übertragung der Erreger auf andere Menschen, da die Ansteckungsfähigkeit auf etwa fünf Tage reduziert wird. Achtung: Das Durchmachen der Erkrankung hinterlässt keine lebenslange Immunität! 

Was kann das Umfeld tun, wenn man mit Keuchhusten-Patienten in Kontakt war?
Der Landessanitätsdirektor des Land OÖ, Georg Palmisano, empfiehlt:
* Bei geimpften Kontaktpersonen, deren letzte Impfung länger als fünf Jahre her ist, empfiehlt der aktuelle Impfplan eine sofortige Auffrischungsimpfung.
* Bei ungeimpften, engen Kontaktpersonen besteht zusätzlich die Empfehlung der antibiotischen Chemoprophylaxe. Bitte wenden Sie sich dafür an Ihren Arzt oder Ärztin!

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