Littering in Rohrbach
Müll in der Wiese bringt Kühe in Lebensgefahr
Achtlos aus dem Autofenster geworfener Müll verursacht hohe Kosten und gefährdet Tiere.
BEZIRK ROHRBACH. Immer wieder werfen Menschen ihre Abfälle wie leere Getränke-, Essens- oder Zigarettenverpackungen dort weg, wo sie gerade anfallen. Sei es auf dem Spaziergang durch die Natur oder beim Autofahren. "Es gibt kaum Wiesen oder Felder, die nicht verunreinigt sind", sagt David Keplinger, Bezirksjungbauernvertreter in Rohrbach. Dieses sogenannte "Littering" hat viele Auswirkungen. Es verschandelt die Landschaft, gefährdet die Natur und verursacht hohe Kosten durch die Beseitigung. Kann der Verursacher nicht festgestellt werden, sind die Bauern selbst für die Reinigung ihrer Felder zuständig. Vor allem nach den Sommermonaten, in denen viele Freizeitnutzer in der Natur unterwegs sind, sind sie gezwungen, vor der Nutzung der Flächen händisch den Müll einzusammeln. Zeit ist Geld und Littering somit ein zusätzlicher Kostenfaktor in der Produktion.
Schwere Verletzungen bei Tieren
"Das Einsammeln ist aber weniger ein Problem als die Gefahr, die der Müll für die Tiere bedeutet", sagt Keplinger. Dass Littering zur Verunreinigung von Lebens- und Futtermitteln führt und ein Problem für Wild- und Nutztiere ist, ist vielen nicht bewusst. "Wird das Gras von den Bauern gemäht, werden die Abfälle klein hergehäckselt und gelangen in die Nahrungskette. Es finden sich immer häufiger Teile von Plastik- und Metalldosen in den Mägen von Kühen, die oftmals qualvoll daran verenden müssen", sagt Hannes Sonnleitner, Abfallberater vom Bezirksabfallverband (BAV) Rohrbach. Spitze Teile von Aludosen können innere Organe aufschneiden, die Tiere erleiden Entzündungen und Schmerzen. "Alu kann man nicht, wie andere metallische Fremdkörper, mit einem Magneten aus dem Verdauungstrakt entfernen. Man kann nur hoffen, dass das Tier keine Schäden davonträgt", sagt Keplinger.
"Goldgruben" an Abfällen
Besonders viele Abfälle findet man in Rohrbach wie auch in anderen Bezirken am sogenannten "Big Mac Äquator" – also im Umkreis von zwei bis fünf Kilometern um Fast Food-Restaurants. "Vor und nach dem Kreisverkehr von Altenfelden und Rohrbach findet man ebenfalls wahre ,Goldgruben' an Abfällen. Und auch auf Güterwegen, besonders in Waldabschnitten, wird der eine oder andere Abfall unsachgemäß entsorgt", sagt Sonnleitner. In der Wiese landen vorwiegend Dosen, PET-Flaschen und Fast Food-Verpackungen. "Ein Pfandsystem von Getränkeverpackungen würde meiner Meinung nach die Situation verbessern", sagt der Abfallberater. Auch abertausende Zigarettenstummel landen laut Sonnleitner Tag für Tag auf den Straßen: "Dabei braucht ein Zigarettenstummel etwa zwei Jahre, bis dieser verrottet, und er kann dabei einen Liter Trinkwasser verunreinigen." Eingesammelt werden diese Abfälle entlang der Straße von den Mitarbeitern der Straßenmeisterei. Zur Sensibilisierung der Bevölkerung sollen Hinweistafeln auf die Problematik aufmerksam machen. Diese werden von den OÖ Jungbauern und dem OÖ Landesabfallverband neben den Straßen aufgestellt. Bezirksjungbauernvertreter David Keplinger wünscht sich jedenfalls mehr Achtsamkeit von seinen Mitmenschen: "Man sollte immer daran denken: Was du selber nicht magst, füg' auch niemand anderem zu. Keiner möchte an seinem Arbeitsplatz oder in seinem Essen Müll haben."
Zahlen & Fakten zum Littering
Pro Jahr werden entlang der oberösterreichischen Landesstraßen rund 400 Tonnen sogenannter "gelitterter", also aus dem Fenster geworfener Abfall, eingesammelt. Die Entsorgung kostet laut OÖ. Landesabfallverband jährlich 40.000 Euro, der Arbeitsaufwand beträgt 50.000 Personenstunden.
Bei den von den OÖ Umwelt Profis organisierten Flurreinigungsaktionen räumen ehrenamtliche Bürger den Abfall weg – in den vergangenen zehn Jahren wurde bei 2.000 Aktionen dank 152.000 freiwilliger Helfer 600 Tonnen gelitterter Abfall eingesammelt. 2019 gab es einen traurigen Rekord bei den Flurreinigungsaktionen: 28.000 Freiwillige sammelten rund 87 Tonnen Abfall. Heuer konnten aufgrund von Corona keine Sammelaktionen durchgeführt werden. Für die Straßenmeistereien und die Landwirte bleibt also umso mehr zu tun.
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