Lost Place
Verlassene Orte im Bezirk Rohrbach
Was sind die Geschichten hinter den "Lost Places" im Bezirk Rohrbach? Die BezirksRundSchau hat sich nach einigen erkundigt.
BEZIRK ROHRBACH. Ein "Lost Place" in Rohrbach ist das sogenannte "Brezerhäusl" in Rutzersdorf. Im Jahr 1713 erscheint das Haus erstmals als Schneiderhäusl im Kirchenbuch. Es gibt aber noch frühere Aufzeichnungen dazu: Ein Wasserbrief aus dem Jahr 1680 spricht laut der Gemeinde Sarleinsbach dafür, dass ein Schneider namens Kollmann das Haus um diese Zeit erworben hatte. Die bauliche Form des "Häusls" ist fast unverändert bis heute erhalten geblieben und entspricht dem 16. Jahrhundert. Nach einigen Eheschließungen, Erbschaften und Übergaben wurde es im Jahr 1985 vom Verschönerungsverein Sarleinsbach erworben, um das denkmalgeschützte Objekt für die Nachwelt zu erhalten. Das Brezerhaus war bis 2016 für Besucher an Sonntagen und nach Terminvereinbarung geöffnet. Sarleinsbacher Bäuerinnen und Vereine bewirteten die Besucher. Seit 2016 ist das Brezerhaus geschlossen, steht leer und kann nicht mehr besichtigt werden.
Fabrik wurde 1871 errichtet
Die Papierfabrik in Obermühl ist kein klassischer "Lost Place", da nur einige Teile davon leer stehen. Doch auch sie trägt sehr viel Geschichte in sich. Diese reicht mehr als 150 Jahre zurück. Errichtet wurde die Fabrik 1871 von dem Sachsen Carl Christian Müller. Viele Jahre später, nach einigen Besitzerwechseln, zwei Konkursen und sogar einem Todesfall in der Fabrik, ging diese 1972 in den Besitz der Familie Sonnberger über, wo sie heute bereits in dritter Generation geführt wird. Roland Sonnberger verrät über die Geschichte der Fabrik: "Im Jahr 1945 wurde der damalige Besitzer von den Russen enteignet, daraufhin führten russische Offiziere die Fabrik etwa zehn Jahre lang." Die Papierproduktion ist seit 1993 eingestellt, bis heute wird dort allerdings ein Papierhandel betrieben. Manche Teile der Papierfabrik sind also noch belebt, andere hingegen stehen schon einige Jahre leer.
Armenhaus in Helfenberg
Der nächste verlassene Ort, das ehemalige Bürgerspital in Helfenberg, auch Armenhaus genannt, entstand um 1830. In dem Gebäude wurden früher Menschen untergebracht, die nicht mehr arbeitsfähig, krank oder alleinstehend waren. "Ein Beispiel dafür, Knechte, die nicht mehr arbeiten konnten, wurden dort reingesteckt", verrät Marion Schweighofer, ehemalige Volksschuldirektorin in Helfenberg, die das Pfarr- und Gemeindearchiv verwaltet. Laut Schweighofer haben zum Teil über 60 Personen in dem Gebäude gelebt. "Ich würde es eher als Hausen statt als Wohnen bezeichnen. Es gab kein fließendes Wasser und keine WC-Anlagen", sagt die Helfenbergerin.
Weiters verrät sie: "Um die Versorgung der Armen kümmerte sich die Gemeinde. Es gab einen sogenannten 'Armenvater', der dafür sorgen musste, dass die Bewohner etwas zu essen hatten." Als das Haus nach dem zweiten Weltkrieg in den Besitz der Gemeinde überging, wurde es einige Jahre als Amtshaus genutzt. Dort waren die Büros und das Standesamt der Gemeinden Schönegg und Afiesl untergebracht. Auch die Gemeindebücherei befand sich einige Zeit in dem ehemaligen Armenhaus. Seit einigen Jahren ist das Gebäude in Privatbesitz und steht leer.
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