Tagesmutter-Betreuung
"Die Kinder wachsen einem schon sehr ans Herz"

Die Eltern schätzen besonders die familiäre Atmosphäre und die kleine Gruppe bei der Betreuung durch eine Tagesmutter. | Foto: Bindeus
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  • Die Eltern schätzen besonders die familiäre Atmosphäre und die kleine Gruppe bei der Betreuung durch eine Tagesmutter.
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In Petra Bindeus’ Haus herrscht immer Trubel. Die Haslacherin ist mit Leib und Seele Tagesmutter. Mit der BezirksRundschau hat sie über Freuden und Herausforderungen ihres Berufs gesprochen.

BezirksRundschau: Wie lange sind Sie schon Tagesmutter und wie sind Sie zu dem Beruf gekommen?
Petra Bindeus: Im November werden es vier Jahre.

Was hat Sie daran gereizt, Tagesmutter zu sein und was gefällt Ihnen am Beruf?
Meine eigenen Kinder sind elf und sieben Jahre alt. Mir hat es gefallen, für meine Kinder immer da sein zu können, etwa in den Ferien oder bei Krankheit, und trotzdem Geld zu verdienen. Ich bin sehr gern zu Hause – es macht mir irrsinnige Freude, die Tageskinder ein Stück auf ihrem Weg begleiten zu dürfen und auch, dass ich für viele Eltern ein Stütze sein und ihnen die Sicherheit geben kann, dass ihre Kinder bei mir gut betreut sind.

Wie viele Kinder betreuen Sie derzeit?
Acht Kinder zwischen drei und sieben Jahren.

Wie sieht euer gemeinsamer Tagesablauf aus?
Von Montag bis Donnerstag kommen Tageskinder. Am Montag und Mittwoch jeweils von 7.30 bis 17 Uhr und am Dienstag und Donnerstag von 7.30 bis 14 Uhr. Wir starten immer mit „freier“ Spielzeit wenn die Kinder kommen, etwa um 9 Uhr gibt es eine gemeinsame Jause, danach gehen wir immer raus und machen das, was uns Spaß macht. Wir fahren mit dem Laufrad oder Bobbycar, malen mit Malkreiden, machen Ausflügle zum Spielplatz, gehen Ziegenfüttern beim Nachbarn, ernten Gemüse, gehen Einkaufen oder im Winter Bobfahren. Wenn es das Wetter mal nicht zulässt, dass wir rausgehen können, dann haben wir im Keller einen großen Spielraum – da können wir laufen, klettern, tanzen, Ballspiele machen und mehr. Das Mittagessen koche ich immer irgendwann zwischendurch mit den Kindern oder alleine, je nachdem wie es die Zeit zulässt und was es halt gerade gibt. Hausarbeiten wie Wäschewaschen oder Staubsaugen mache ich auch nebenbei.

Wie lange sind die Kinder bei Ihnen in Betreuung?
Die meisten Kinder kommen mit circa eineinhalb bis zwei Jahren zu mir und bleiben dann, bis sie in den Kindergarten kommen. Zwei Tageskinder gehen am Vormittag in die Schule und den Kindergarten und werden dann am Nachmittag von mir betreut. Die Kinder sind im Schnitt ein bis zwei Jahre bei mir. Ein Kind ist schon von Anfang an bei mir und der bleibt noch länger. Zumindest hoffe ich das, denn sie wachsen einem schon sehr ans Herz.

Warum entscheiden sich Eltern Ihrer Erfahrung nach für die Betreuung durch eine Tagesmutter?
Die meisten schätzen die kleine Gruppengröße, denn ich betreue maximal vier Kinder gleichzeitig. Ich kann individuell auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen und wir machen immer, was uns Spaß macht. Außerdem bin ich flexibler. Spontan können die Kinder gerne mal länger bleiben oder einen oder zwei Tage zusätzlich kommen in der Woche – je nach Bedarf der Eltern. Und während der Kindergarten übers Jahr öfter geschlossen hat, habe ich nur fünf Wochen Urlaub.

Gibt es auch Nachteile bei der Betreuung durch eine Tagesmutter?
Wenn ich krank bin oder meine Kinder so krank sind, dass sie mich rund um die Uhr brauchen, können die Tageskinder nicht kommen. In einer Krabbelgruppe ist immer jemand da, um die Kinder zu betreuen, wenn jemand spontan ausfällt. Aber sonst gibt es einfach keinen Nachteil.

Für welche Kinder ist eine Betreuung durch eine Tagesmutter besonders gut geeignet?
Es ist für jedes Kind ein Vorteil, zu einer Tagesmutter zu gehen, bevor es in den Kindergarten kommt. Langsam können sich die Kinder an ein neues Umfeld gewöhnen. Da immer maximal vier Kinder da sind, kann ich alle Bedürfnisse und Wünsche der Kinder erfüllen. Die Kinder können auch nur an einem Vormittag kommen. So, wie mich die Eltern brauchen, so vereinbaren wir auch die Betreuungszeiten. Auch hier kann ich flexibel auf die Bedürfnisse eingehen. Wenn es für die Eltern etwa spontan nötig ist, dass die Kinder über Mittag bleiben, ist das kein Problem.

Was muss man mitbringen, um den Job als Tagesmutter oder Tagesvater gut zu machen?
Man muss Freude daran haben, Kinder ein Stück auf ihrem Lebensweg begleiten zu dürfen. Man sollte den Kindern die richtigen Werte mitgeben können und auch Geduld haben, wenn etwas mal nicht so funktioniert. Am besten ist es, man macht es so, wie mit den eigenen Kindern – liebevoll, ehrlich, mit Herz und gesundem Hausverstand. Was noch wichtig ist, ist dass man den Kindern wieder mehr zutraut. Oft schaffen sie schon viele Dinge, aber wir Eltern hindern sie daran, ihre eigenen Erfahrungen zu sammeln. Wenn sie wo raufklettern kommen sie meist auch wieder alleine runter. Und wenn sie etwas probieren wollen, sollte man sie machen lassen. Natürlich nur, wenn keine Gefahr in Verzug ist. Aber dadurch bekommt man schnell ein „Gefühl“, was man den Kindern zutrauen kann und was nicht.

Was würden Sie Frauen und Männern empfehlen, die sich auch für die Arbeit als Tagesmutter oder -vater interessieren?
Man muss gerne zu Hause sein wollen. Wobei ich glaube, das kann einem auch erst nach ein paar Monaten klar werden, dass man doch lieber nicht immer zu Hause wäre. Sobald man keinen Spaß und keine Freude mehr daran hat, wenn „fremde“ Kinder Tag ein Tag aus im eigenen Haus ein und aus gehen, dann muss man unbedingt den Job wechseln. Die Kinder haben die beste Betreuung verdient und das geht nur, wenn man es wirklich gerne macht und mit dem Herzen dabei ist.

Professionelle Betreuung

Lange Zeit galt die Tätigkeit als Tagesmutter als wenig anspruchsvoller Nebenverdienst von Hausfrauen, die selbst Kinder hatten und nebenbei noch ein paar Tageskinder bei sich aufnahmen. Doch der Beruf der Tagesmutter hat sich inzwischen einem professionellen Wandel unterzogen. Es gibt ein einheitliches Ausbildungscurriculum, gewissenhafte Kontrollen der Rahmenbedingungen sowie kontinuierliche Supervision und Weiterbildung. Betreut werden Kinder zwischen 0 und 15 Jahren. Im Jahr 2020 wurden von den Tagesmüttern und -vätern in Österreich die beeindruckende Zahl von etwa 20.655.000 Betreuungsstunden geleistet. Der Beruf der Tagesmutter und des Tagesvaters ist also längst keine Randerscheinung mehr, sondern ein wichtiger Teil der österreichischen Betreuungslandschaft. Jede Tagesmutter und jeder Tagesvater muss einen speziellen Ausbildungslehrgang absolvieren. Infos dazu gibt's hier. Tagesmütter und -väter sind angestellt, arbeitsrechtlich abgesichert, haftpflicht- und unfallversichert.

Tagesmütter in Rohrbach

In Rohrbach bietet der "Verein der Tagesmütter/-väter" diese Form der Kinderbetreuung an. Der Verein wurde 1997 gegründet, Geschäftsführerin ist Judith Daniel-Auberger. Derzeit betreuen 15 qualifiziert ausgebildete Tagesmütter im Bezirk mehr als 60 Kinder pro Monat. Tagesmütter sind in folgenden Gemeinden zu finden: Aigen-Schlägl, Arnreit, Haslach, Helfenberg, Herzogsdorf, Hofkirchen, Julbach, Kollerschlag, Niederwaldkirchen, Pfarrkirchen, Rohrbach-Berg, St. Peter, St. Veit, Ulrichsberg und Vorderweißenbach. Die Betreuungskosten richten sich nach dem Betreuungsumfang und dem Familieneinkommen. Der Betreuungssatz pro Stunde liegt zwischen € 0,40 und € 3,91. Der Mindestbeitrag pro Monat beläuft sich auf 59,85 Euro.

Personen, die sich für eine Tätigkeit als Tagesmutter oder -vater interessieren, können sich jederzeit melden. Der nächste Ausbildungslehrgang wird im Herbst starten. Auch Infos zu Betreuungsmöglichkeiten gibt es hier: 0680/4020247, per Mail an tagesmuetter-rohrbach@aon.at oder unter tagesmuetter-ooe.org

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