Kriminalisierte Pflanze wieder salonfähig machen

- Karin Grafl und Alfred Ruhdorfer freuen sich über die ersten Hanfpflänzchen auf Grafls Wiese am Haselhof in Fürling. Hanf wird direkt auf die Wiese gebaut.
- hochgeladen von Helmut Eder
Die Arbeitsgemeinschaft für Hanfanbau möchte Bauern im Bezirk für den Anbau von Hanf begeistern.
BEZIRK (hed). Zwölf Bauern aus der Region haben sich zur Arbeitsgemeinschaft Hanfanbau zusammengeschlossen. Ziel dieser Gemeinschaft ist, den industriellen Hanfanbau in der Region voranzutreiben und Absatzmöglichkeiten zu schaffen. „Hanf ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit und hat vielseitige Einsatzmöglichkeiten“, berichtet der Initiator und Experte für alternative Baustoffe Alfred Ruhdorfer.
Absatzmarkt ist da
„Hanf ist ein wertvoller Rohstoff für alternative Dämmstoffmittel. Dieser ist feuchtigkeitsresistent, setzungssicher und erfüllt alle Brandschutznormen, und das ohne Chemiezusätze.“ In der Region wäre der Absatz für das Produkt gegeben: Derzeit müsse Flachs aus dem Waldviertel und Südböhmen für Dämmmaterialien hergeholt werden. „Hanfschalen eignen sich besonders als Schüttmaterial für Bodendämmungen. Aus der Faser können Matten hergestellt werden. Hanföl ist ein gutes Holzschutzmittel. Auch hier wären Absatzmärkte vorhanden“, sagt Ruhdorfer.
Hanf verbessert Boden
Da Hanf ein Tiefwurzler ist, trägt er zur Bodenverbesserung bei. Aktuell haben die zwölf ARGE-Bauern auf Versuchsflächen Hanf angebaut, um Erfahrungen zu gewinnen. Karl Fidlers Hanf ist bereits fünfzehn Zentimeter hoch. „Ich bin dabei, weil ich auf der Suche nach alternativen Produkten bin“, sagt Fidler.
Mit dabei ist auch die Umwelt- und Allgemeinmedizinerin Karin Grafl aus Fürling. Grafl hat auf einer Wiese ihres Guts in Fürling Hanf angebaut. Sie wird das Projekt überdies als Umweltmedizinerin wissenschaftlich begleiten. „Hanf kann auch medizinisch verwendet werden. Außerdem ist Hanföl äußerst gesund, da es den Cholesterinspiegel senkt“, sagt Grafl. (siehe zur Sache).
Kein Hanf zum Rauchen
„Ganz sicher ist kein psychoaktiver Stoff im Öl enthalten, da selbst in den Samen nur ein geringer Gehalt des viel kritisierten Tetrahydrocannabinols vorhanden ist. Die Nutzpflanzen werden überhaupt fast ohne diesen Wirkstoff gezüchtet. Es lohnt sich daher nicht, die Hanffelder im Bezirk zu suchen und vorzeitig zu ernten“, sagt sie.
Nun warten die Hanfbauern gespannt auf das Heranreifen der Pflanzen. Nach einer Wuchszeit von hundert Tagen soll geerntet werden. „Die ARGE Hanfanbau trifft sich am 18. Juni zu einem ,Hanftag‘, wo weitere Strategien festgelegt werden“, sagt Ruhdorfer.
Zur Sache:
Der Besitz von Samen und nicht THC-haltigen Blättern der zur Gattung Cannabis sat. (sog.: „Industriehanfsorten“ ) gehörenden Pflanzen ist nach dem Suchtmittelgesetz erlaubt. Für die industrielle Nutzung des Hanfs werden spezielle THC-arme Sorten gezüchtet und angebaut, die möglichst viel Rohstoff liefern.
Hanföl: Es gibt 3 Arten des Hanföls: Das ätherische Öl, aus dem Harz der Naturfaser gewonnenes Öl und das Hanföl aus den Samen. Kaltgepresstes das grünliche Öl wertvolle, ungesättigte Fettsäuren, wie Linol – u. Linolensäure, Omega- 3- und Omega 6 Fettsäuren. Aus medizinischer Sicht sind damit die für den Menschen wichtigen essentiellen Fettsäuren abgedeckt: Diese können mithelfen, den Cholesterinspielgel zu senken und das günstige LDL zu erhöhen. Außerdem ist es gut bei trockener, rissiger Haut und es hilft bei Neurodermitis.
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