Schischule Lemberger schließt
"Wir haben unseren Traum vom Schifahren gelebt"

- Ein Team: Renate hat die Schischule gemanagt, Reinhard den Schiverleih in Ulrichsberg.
- Foto: Karin Bayr
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Nach 37 Jahren im Schischulbetrieb hört Familie Lemberger nach dieser Saison auf. Wir haben Renate und Reini Lemberger interviewt.
ULRICHSBERG. Seit 1994 betreibt Familie Lemberger die Schischule am Hochficht. Begonnen hat aber alles sechs Jahre zuvor –1989 – mit dem Betrieb der Schischule in Sandl (Bezirk Freistadt). "Wir haben unser Hobby, unseren Traum: Schifahren, Schifahren und nochmal Schifahren gelebt", sagt Renate Lemberger, eine gebürtige Ulrichsbergerin. Sie war die Organisatorin und Lehrerin in der Schischule, ihr Mann Reinhard hat den Schiverleih betrieben. Das Handwerkliche war sein Reich: Schi reparieren, präparieren und verleihen. Das Organisatorische in der Schischule war genau Renates Ding. Diese Kombination war auch das Erfolgsrezept der beiden.
Wie viele Kinder haben bei euch wohl Schifahren gelernt?
Renate Lemberger: Das waren sicherlich Tausende. Wir können es nicht genau sagen. Vielen unserer Schilehrer haben wir im Kindergartenschikurs das Schifahren gelernt und jetzt sind sie selbst tolle Schilehrer.
Wie viele Schilehrer haben euch in der langen Zeit unterstützt?
Unser Netzwerk hat mittlerweile bis zu 40 Schilehrer, vorwiegend Einheimische. Darum beneiden uns oft andere Schischulbesitzer. Wir haben auch Pensionisten, denen das Unterrichten noch wirklich Freude macht.
Was hat euch motiviert, eine Schischule zu betreiben?
Wir können sehr gut mit Kindern. Kinder sind ehrlich, lustig, dankbar, bereichernd und herausfordernd. Man kann selbst vieles von der Entwicklung der Kinder lernen. Wir können behaupten, dass wir in unserer Jugend schon einen guten Zugang zu unseren Nichten und Neffen hatten. Wir waren Vorbilder.
Immer öfter hört man, dass Schifahren teuer sei und ohnehin der Umwelt schade: Warum sollen Kinder heutzutage noch das Schifahren können?
Es ist enorm wichtig, dass sich Kinder bewegen – und zwar an der frischen Luft. Das trägt sehr zur positiven Entwicklung bei. Leider kommt das heutzutage viel zu kurz durch Fernsehen, Computer, etc.
Was waren die größten Herausforderungen in der Schischule?
Die Personalfrage in den letzten Jahren und die Mitsprache der Eltern. Schwierig war auch die Covid-Zeit, wo es ein Jahr lang keine Gruppenkurse gegeben hat, dann im nächsten Jahr nur Privatunterricht.
Was werdet ihr am meisten vermissen?
Die vielen netten Stammgäste und den Umgang mit verschiedenen Schichten von Menschen. Auf der Piste ist man per DU – selbst mit dem Primar. Vermissen werde ich auch das Organisieren im Allgemeinen, das habe ich sehr gerne gemacht. Die vielen tollen Geschichten der Kinder, die dankbaren Kinder, viele nette einheimische Eltern, die uns bei den Kindergartenschikursen zur Seite standen.
Die Geschichten der Kinder: Was tut der Kindermund im Schikurs kund?
Da gibt es Vieles. Kinder sind ehrlich, das ist oft lustig: Ein Kind hat beispielsweise in der Gondel erzählt, dass es keinen Opa mehr hat. Das habe ich bedauert. Aber der Bub meinte darauf, er sei nicht traurig: "Der Papa hat gesagt, der hat eh nur immer gesudert."
Ein anderes Beispiel war ein Vierjähriger, der jede halbe Stunde auf die Toilette musste. Beim vierten Mal hat er mir ganz ehrlich gesagt, dass er gar nicht aufs Klo muss, sondern er einfach nicht Schifahren will, aber der Papa hat gesagt, er müsse. Wir Schilehrer arbeiten mit vielen Motivationstricks: zum Beispiel unserem Maskottchen. Ein Schilehrer hatte es einmal vergessen und den Kindern erzählt, er habe zu viele Gummibärchen gegessen und musste deswegen zu Hause bleiben. "So an Blödsinn brauchst du uns nicht zu erzählen", meinte eine Vierjährige daraufhin zu ihm.
Welchen Mehrwert habt ihr als Schischule der Region gebracht?
Ich glaube, unsere Arbeit wurde von vielen unterschätzt. Wir haben soviel Herzblut in unsere Arbeit gesteckt, aber dafür nicht immer jene Wertschätzung bekommen, die es verdient hätte. Ein Schilehrer verbringt die meiste Zeit mit dem Gast: sechs bis sieben Stunden am Tag. Da ist man so viel mehr als "Schilehrer": Man ist fast ein Tourismusbüro, denn der Gast nutzt den persönlichen Kontakt, um sich zu informieren – über die Region, das Schigebiet, die Ausflugsmöglichkeiten oder wo man gut essen kann. Viele Stammgäste sind auch Freunde geworden.
Stammgast im Schikurs – gibt es das wirklich?
Ja sicher. Wir haben einige Urlauber, die jedes Jahr wiederkommen und sich wieder einen Schilehrer nehmen, der ihnen Einzelunterricht gibt.
Was hat sich gegenüber den Anfängen in den letzten Jahren verändert?
Das große Mitspracherecht der Eltern. Viele Urlauber geben ihre Kinder ab und im Vordergrund steht für sie nur die Beaufsichtigung im Schikurs. Eltern haben sich oft nicht mehr für das Fahrkönnen der Kinder am letzten Tag interessiert. Das ist schade. Die Kinder sind so stolz darauf, was sie gelernt haben. Oft ist es auch so, dass der Schilehrer heute Erziehungsaufgaben bei den Kindern übernehmen muss.
Was hat euch geprägt in der Zeit?
Die Tatsache, dass für die Kinder nicht alles perfekt sein muss. Nur Spaß muss das Schifahren machen.
Gab es auch negative Erlebnisse?
Sicher, aber ich habe sie in den vielen Jahren aus dem Gedächtnis gelöscht und nur positive Erlebnisse behalten. Selbst darüber, dass mich eine Adelige einst wüst beschimpft hat, weil ich ihr als Schilehrerin eine steile Abfahrt zugetraut habe, kann ich lachen. Sie hat die Schi abgeschnallt und ist die Wenzelwiese hinuntergestapft.
Zur Sache:
Wie es mit der Schischule am Hochficht weitergeht, ist noch ungewiss. Es laufen auf jeden Fall Verhandlungen mit einem neuen Betreiber. Die Fortführung ist auf jeden Fall im Interesse des Landesskiverbandes. Ebenfalls ist noch unklar, ob und in welcher Weise die Lembergers einen Nachfolger für den Schiverleih finden, der seit einigen Jahren – verkehrstechnisch perfekt gelegen – als Container-Lösung in Ulrichsberg angesiedelt ist.



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