Gigi La Pajette

Dragqueen Gigi setzt auf Glitzer, Charme und Humor

Dragqueen Gigi La Pajette sorgt nicht nur für Glamour, sondern tritt auch für eine bunte Gesellschaft ein. Was es braucht ist Akzeptanz, nicht Toleranz. 

SALZBURG. Glitzer, Strass, Abendkleid und eine ordentliche Portion Humor – wenn Dragqueen Gigi La Pajette im Haus ist, wird es nie langweilig. Und natürlich zieht die blonde Diva durch ihr königliches Auftreten sämtliche Blicke auf sich. Und von diesen Auftritten gibt es speziell jetzt im "Pride Month" viele: Erst kürzlich moderierte Gigi die "Lange Nacht der Vielfalt" der Homosexuellen-Initiative Salzburg (HOSI).

Tabuthemen ansprechen

Hinter all dem Glitzer und den humorigen Sprüchen geht es auch darum, für eine vielfältige und bunte Gesellschaft einzutreten, in der jeder sein Leben nach seinen individuellen Entwürfen gestalten kann. "Als Dragqueen bringen wir Spaß in die Menge, Gigi hat stets lustige Sprüche auf Lager und sorgt durch Gesang oder Comedy für gute Stimmung. Aber natürlich geht es auch darum, die Aufmerksamkeit zu nutzen, um für die Community zu sprechen, Tabuthemen anzusprechen und Missstände aufzuzeigen", erklärt Gigi im Gespräch mit den BezirksBlättern Salzburg.

Entstanden ist die charismatische Kunstfigur Gigi La Pajette im Jahr 2013, und zwar im Rahmen einer lustigen Nacht auf der Hamburger Reeperbahn. Dort sei zu späterer Stunde der Name Gigi gefallen und seither geblieben. La Pajette kam später dazu, weil die glamouröse Diva nie ohne eine entsprechende Portion Glitzer außer Haus gehen würde. Heute ist Gigi vielfach in Salzburg anzutreffen, als Galionsfigur der LGBTQIA+ Community und als "Haus- und Hof"-Dragqueen der HOSI Salzburg.

60 Kostüme versprühen Glamour und Stil

Bis Gigi in ihrer vollen Pracht erstrahlt, dauert es rund drei Stunden. "Dann sitzt auch wirklich der letzte Lidstrich", fügt sie hinzu. Für die Auftritte kann die charmante Diva aus einem Fundus von knapp 60 Kostümen wählen, hinzu kommt die gesamte Make-up-Palette in allen Farben des Regenbogens und funkelnder Schmuck. "Den Großteil der Kostüme nähe ich selbst, anfänglich hab ich auch den Schmuck selbst gebastelt", schildert die Dragqueen.

Unterstützung beim Anfertigen der Kleider bekommt sie durch "Mama Pajette" und ihren "Cousin Phil", wie sie die beiden liebevoll nennt. Er ist es auch, der hinter der Kunstfigur Gigi La Pajette steckt. Stilmäßig orientiert sich Gigi an den Ikonen aus dem "alten Hollywood", etwa Marilyn Monroe oder Grace Kelly – Abendkleid, Make-up und Accessoires erfolgen dann freilich "over the top", aber stets elegant und mit viel Glitzer versehen. In "billiger" Aufmachung würde man Gigi niemals zu Gesicht bekommen.

In eine Rolle schlüpfen

Sobald die letzte Schicht Make-up aufgetragen ist, fühlt sich Gigi ganz in ihrem Element. "Drag ist eine Kunstform und von ihrem Selbstverständnis etwas völlig anderes als Travestie. Es ist eine Theaterrolle, in die man schlüpft und die man zu hundert Prozent ausfüllt. Die andere Person existiert dann nicht mehr. Gigi tritt bei Veranstaltungen auf, sie wird gebucht für Hochzeiten, Geburtstagsfeiern oder ‚Pride Weeks’. Hinzu kommen eigene Veranstaltungen von Gigi, wie das Krimi-Dinner", so die Glitzer-Diva.

Ob es auch vorkommt, dass ihr jemand bei ihren Auftritten zu nahe kommt? "Ja. Es gibt eine goldene Regel: Niemals eine Dragqueen ungefragt angreifen. Es steckt sehr viel Zeit und Aufwand hinter dem Kleid, den Haaren, dem Make-up. Die meisten gehen sehr respektvoll um, aber ich hab auch schon die Erfahrung gemacht, dass es zu weit gegangen ist."

Mut und Respekt

Trotz der nunmehr knapp neun Jahre, die Gigi La Pajette auf ihrem Buckel hat, erfordert auch heute noch jeder Auftritt Mut und Respekt. "Anfeindungen und diskriminierende Sprüche kommen immer wieder vor. Erst kürzlich wieder bei einer Taxi-Fahrt in Innsbruck", so Gigi.

Wenn sie unterwegs ist, zieht Gigi freilich alle Blicke auf sich. "Das sind manchmal positive, manchmal negative Reaktionen. Die breite Bevölkerung weiß auch nicht, was eine Dragqueen ausmacht, was dahinter steckt. Viele verwechseln es mit Transgender, was aber natürlich etwas völlig anderes ist." Ob Salzburg konservativer sei als andere Städte? "Das lässt sich schwer sagen. Aber ja, in Salzburg wird man schon anders angeschaut als in Großstädten wie Hamburg oder Wien."

Akzeptieren, nicht tolerieren

Generell gebe es für die gesamte Community noch viel zu tun, um wirklich Akzeptanz in der Gesamtgesellschaft zu erreichen. Und zwar Akzeptanz, nicht Toleranz. "Toleranz finde ich ein sehr schlimmes Wort. Man will akzeptiert werden, nicht toleriert. Das ist ein großer Unterschied", macht Gigi deutlich.

Spätestens zur "Pride Week" Anfang September hat die charismatische Diva wieder den ein oder anderen Auftritt in Salzburg. Und wird einmal mehr zeigen, dass unsere Welt einfach schöner und reicher ist, wenn sie bunt und vielfältig ist. Wenn wir in einer Gesellschaft leben, die von Wertschätzung gegenüber allen Menschen und allen Lebensentwürfen geprägt ist. Oder um es mit Gigis Worten zu sagen: "Seid bunt, habt Spaß und tut einander nicht weh."

Einen Kommentar zum "Pride Month" könnt ihr hier lesen