Kultmusical
Landestheater bringt das Musical "Hair" auf die Bühne
Im Zeichen des Wassermanns: Das Salzburger Landestheater bringt das Kultmusical "Hair" auf die Bühne.
SALZBURG. Die Sehnsucht nach einer besseren, friedvollen Welt, eine Zeit des Umbruchs, die Studentenbewegung der 68er und das „Age of Aquarius“ – das Zeitalter des Wassermanns. Wie kein anderes Musical ist "Hair" ein Plädoyer gegen den Krieg und fängt den Zeitgeist einer jungen Generation ein.
Das Salzburger Landestheater bringt das Musical, das 1968 am Broadway seine Uraufführung hatte, im Herbst auf die Bühne der Felsenreitschule. Die BezirksBlätter Salzburg sprachen mit Regisseur Andreas Gergen, "Crissy"-Darstellerin Nicola Kripylo und Wolfgang Götz, der die musikalische Leitung innehat, über die Adaption des Musicals für die heutige Zeit, ihre persönlichen Lieblings-Songs und die Proben bis zur Premiere am 15. Oktober.
Das Musical "Hair" wurde 1968 am Broadway uraufgeführt – hat aber bis heute mit seiner Sehnsucht nach einer friedvolleren Zukunft und einer besseren Welt nichts an Kraft und Aktualität verloren. Wann ist die Idee gereift, dieses Musical zu inszenieren? Inwieweit adaptieren Sie "Hair" für die heutige Zeit?
Andreas Gergen: Der Gedanke ist vor gut zwei Jahren bei mir entstanden und hat sich stetig weiterentwickelt. Gereizt hat es mich schon lange. Leider hat uns mit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs die Realität in ihrer schrecklichsten Form eingeholt und macht die Grundaussage von "Hair" als Plädoyer für den Frieden noch eindringlicher und aktueller. Das Zeitalter des Wassermanns, die Sehnsucht nach einer Welt ohne Krieg, gibt es immer wieder.
Die Grundaussage ist: Wenn alle das Prinzip der Liebe und des Respekts, der Akzeptanz und des bunten Miteinander befolgen würden, dann wäre unsere Welt ein besserer Ort. Leider verrennt sich die Menschheit aber immer wieder und es gibt immer wieder Krisen – "Hair" hat also auch 50 Jahre nach seiner Erstaufführung nichts an Aktualität eingebüßt. Ich möchte den Grundgedanken aber auch auf die heutige Zeit transformieren. Nicht nur ein historisches Zeitdokument zeigen, sondern die aktuelle Relevanz transportieren.
Wie ist Ihr persönlicher Zugang zu "Hair", was fesselt Sie am meisten daran?
Nicola Kripylo: Die Musik und die Grundatmosphäre sind toll. Es geht im Musical viel um Diversität, Akzeptanz und Freiheit – alles Themen, die auch in unserer Gesellschaft sehr präsent sind.
Wolfgang Götz: Das Besondere ist auch, dass die Melodien großteils kirchentonal geprägt sind und dadurch sakral wirken. Etwa bei dem Lied "Aquarius", wenn man nur die Melodien betrachtet. Das kommt daher, weil Galt MacDermot, der die Musik für "Hair" geschrieben hat, ehemaliger Organist und Kirchenmusiker war.
Andreas Gergen: Für mich war "Hair" das erste Musical, mit dem ich in Kontakt kam. Den Film von Milos Forman aus dem Jahr 1979 hab ich ohne Übertreibung sicher hundert Mal gesehen. Und ich kam mir dabei sehr verwegen und anarchistisch vor.
Gibt es einen Lieblingssong aus dem Musical?
Andreas Gergen (schmunzelnd): Bei mir ist es "I Got Life". Da habe ich auch einen persönlichen Zugang, denn mit diesem Song habe ich mich früher immer bei Castings vorgestellt – und bin mitunter dann auch auf den Tisch gesprungen, was so manchem in der Jury nicht immer gefallen hat.
Nicola Kripylo: Bei mir ist es "Let the Sunshine in", da spürt man richtig die massive Kraft, die in dem Song und in der gesamten Atmosphäre des Stücks steckt.
Wolfgang Götz: Für mich ist jeder Song eine Welt für sich. "Hair" ist kein Solistenstück wie es in anderen Musicals öfter der Fall ist. Alle sind beteiligt, der Hauptdarsteller ist die Gruppe und dadurch entsteht eine ganz besondere Dynamik.
Das Musical feiert am 15. Oktober seine Premiere in der Felsenreitschule. Was wird das Publikum dort erwarten und inwieweit wird das Ambiente und Flair dieser Spielstätte mit einfließen?
Andreas Gergen: Es wird ein energiegeladenes Musical mit toller Musik und sehr viel Tiefgang. Wir werden die gesamte 40-Meter-Bühne bespielen, auch die Arkaden und den Zuschauerraum. Über hundert Personen stehen auf der Bühne, da sieht man bereits die Kraft, die in dieser Inszenierung steckt. Ballett, Chor, Kinderchor und Band sind Teil des Stücks.
Die Inszenierung ist an die heutige Zeit und auch an aktuelle gesellschaftspolitische Themen angelehnt. Spiegelt sich das auch optisch bei den Kostümen der Darsteller und auf der Bühne wider?
Andreas Gergen: Unsere Kostümbildner haben sich das "Burning Man Festival" zum modischen Vorbild genommen. Es wird nicht nur Langhaar-Perücken und Stirnbänder geben, wir haben eine gute Mischung und auch überraschende Momente kreiert. Auch die Diversität wollen wir durch die Kostüme ausdrücken: Die männlichen Darsteller werden mitunter auch in Kleidern auf der Bühne stehen, die Frauen in androgynen Looks. Insgesamt wird es ein Farbspektakel und bringt die Vielfalt unserer Welt zum Ausdruck. Die Welt ist bunt, genau das wollen wir den Salzburgern vermitteln.
Welches Musical würden Sie in Zukunft gerne am Salzburger Landestheater inszenieren beziehungsweise in welchem Musical würden Sie gerne selbst spielen?
Nicola Kripylo: Ich würde sehr gerne in "Chicago" und in "Waitress" spielen.
Andreas Gergen: Sehr gerne würde ich das Musical "Everbody's Talking about Jamie" auf die Bühne bringen. Das Stück erzählt von einem Teenager, der unbedingt eine Dragqueen werden möchte und sich gegen alle Widerstände aus der eigenen Familie am Ende seinen Traum erfüllt und schließlich als Dragqueen auf der Bühne steht.
Mehr zur neuen Spielzeit findet ihr hier:
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