Veränderter Alltag
Arbeiten in einer "leeren" und "ruhigen" Stadt
Wie sieht der Alltag für Fremdenführer aus, wenn die Touristen ausbleiben? Und für die "Tortenkünstlerin" Andrea Streitwieser, die normalerweise für Hochzeiten feine Torten kreiert? Wir haben uns bei ihnen erkundigt, wie sich ihr Berufsalltag seit der Pandemie verändert hat.
SALZBURG. Bis März 2020 gab es in der Mozartstadt mitunter ein beherrschendes Thema: den Massentourismus. Man war sich mehr oder minder einig, dass neue Wege in Richtung Qualitätstourismus gefunden werden müssen. Davon war und ist auch die Obfrau der Salzburger Fremdenführer, Inez Reichl-de Hoogh überzeugt. Dann kam die Corona-Pandemie und die Stadt Salzburg war wie leergefegt, Touristen aus dem Ausland blieben aus. Nach einer kurzen Entspannung im Sommer steht der Tourismus still.
Welttag der Fremdenführer wird "verschoben"
Mit dem Wegfall der Gäste aus dem Ausland hat sich der Arbeitsalltag der Fremdenführer völlig verändert.
"Eigentlich würden wir uns derzeit intensiv für den Welttag der Fremdenführer am 21. Februar vorbereiten. Heuer unter dem Motto ‚Tor und Tür’, bei dem es um Geschichten zu den historischen Durchgängen geht. Das werden wir auf später verlegen, wenn sich die Situation hoffentlich entspannt hat", verrät Reichl-de Hoogh.
Statt Gruppen durch die Gassen der Stadt zu führen, nutzen sie und ihre Kollegen die Zeit für Weiterbildungen. "Wir lesen viel Fachliteratur und nehmen an digitalen Vorträgen von Museen teil. Es ist wichtig, den Geist wachzuhalten. Natürlich tauschen wir uns untereinander bei Videokonferenzen aus und geben uns gegenseitig Rätsel auf, die gelöst werden müssen. Der Austausch unter den Kollegen ist noch mehr geworden, das ist etwas Schönes, was wir aus dieser Zeit mitnehmen können", so die Fremdenführerin.
Stadtführungen für Einheimische konzipiert
Während der Sommermonate kamen vor allem die Salzburger in den Genuss von speziell konzipierten Stadtführungen. "Dabei konnten selbst Einheimische viel Neues entdecken. Wir freuen uns, wenn Führungen in kleinen Gruppen mit zehn Personen wieder möglich sind. Was viele nicht wissen: Man kann auch privat Stadtführungen buchen. Manche haben das schon als künftige Alternative zu einer Familienfeier angedacht, weil sie bei einer gemeinsamen Unternehmung an der frischen Luft mehr Sicherheit empfinden", erklärt Reichl-de Hoogh. Sie glaubt, dass es noch einige Zeit dauern wird, bis internationale Touristen wieder nach Salzburg kommen. "Und dann muss sich die Stadt klar zum Qualitätstourismus bekennen", so die Fremdenführerin.
Kleine Feier, dafür große Torten
Doch nicht nur der Tourismus ist stark betroffen, auch Veranstaltungen und größere Feierlichkeiten konnten seit fast einem Jahr kaum stattfinden. Das hat auch Andrea Streitwieser stark gespürt, die mit ihrem kleinen Laden "Cake Couture" feine Tortenkunst bietet und für Hochzeiten und Taufen aufwendige "Sweet Tables" kreiert.
"Von den Hochzeiten und Taufen wurden rund 70 Prozent auf dieses oder auf nächstes Jahr verschoben. Und es gab sehr viele kurzfristige Hochzeiten, die dann innerhalb von zwei bis drei Wochen auf die Beine gestellt wurden. Das war schon eine Herausforderung. Die Familienfeiern haben natürlich in viel kleinerem Rahmen stattgefunden, aber dafür wollten die Kunden ganz besondere und aufwendige Torten", weiß die Tortenkünstlerin.
Kunden im Business-Bereich
Zugute kam ihr, dass sie sich neben den Hochzeiten im Business-Bereich ein zweites Standbein aufgebaut hat. "Wir machen viele Süßigkeiten als Kundengeschenke, für Messen oder Firmenfeiern. Dieser Bereich startet langsam wieder. Er lag jetzt fast ein Jahr still, das hat uns schon sehr getroffen." Streitwieser hat den Lockdown auch dazu genutzt, ihren Onlineshop aufzubauen. "Dort bieten wir neben Pralinen auch ‚Süße Boxen’ für besondere Anlässe an, etwa für Ostern", verrät Streitwieser.
Froh über ihr zweites Standbein ist auch die Stilberaterin Michaela Huttary. "Durch die Lockdowns sind die Farb- und Stilberatungen, Einkaufsbegleitungen und Seminare in Firmen komplett weggefallen. Mein Glück ist, dass ich dies durch den Kosmetikbereich kompensieren konnte. Hier ist die Nachfrage dafür enorm gestiegen. Sobald es erlaubt war, Kosmetik-Behandlungen durchzuführen, haben die Kunden das sehr gut in Anspruch genommen", so Huttary. Die Farb- und Stilberatungen seien nun wieder im Anlaufen, "die Einkaufsbegleitungen sind aufgrund der 20-Quadratmeter-Regelung derzeit nur schwer machbar", so Huttary.
Was es mit den "heißen Waffeln" in der Stadt auf sich hat, könnt ihr hier lesen
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